Endspurt zum Hidden Peak

Keine zwei Wochen noch bis zur großen Vortragspremiere im Gewandhaus! Und diesmal sieht es nach zwei bitteren Absagen 2020 und 2021 tatsächlich gut aus. Nun glaube ich inzwischen selbst, dass nichts mehr dazwischen kommt. Obwohl ich mir dessen noch vor drei Monaten alles andere als sicher war. Herr Lauterbach warnte mit ernster Miene vor der neuen Welle im Herbst.

Ich solle den Hidden Peak-Vortrag ja nicht wieder im Herbst oder gar im Winter ansetzen sondern irgendwie im Sommer durchziehen. Open Air! So lauteten fast unisono die Ratschläge von Leuten, die etwas von Veranstaltungsmanagment verstanden. Doch die einzige Open-Air-Veranstaltung, die ich je gemacht habe, war so traumatisch, dass es für den Rest meines Lebens reicht. Ein Stunden dauernder Wolkenbruch genau vor Beginn meines Nepal-Vortrages im Zoo hat damals buchstäblich dazu geführt, dass ich mutterseelenallein vor komplett leeren Stuhlreihen stand. Bitte kein Open Air! Die Kontrolle völlig an Petrus abzugeben, ist keine Option. Ich bin schon so nervös genug.

Begonnen hat der neue Anlauf für eine Premiere des Hidden-Peak-Vortrags in Leipzig mit dem völlig unerwarteten Rausschmiss aus dem Zeitgeschichtlichen Forum, welches jahrelang meine Vortragsheimat war. Ich nehme es dem Management des Zeitgeschichtlichen Forums sehr übel, dass sie mich nach einer viele Jahre andauernden guten Zusammenarbeit mit immer vollem Saal gerade in dieser schwierigen Situation nach zwei Jahren Corona in den Knochen einfach vor die Tür gesetzt haben. Und das, obwohl ich ja eine feste Zusage hatte, diesen Vortrag dort halten zu können! Das war nicht nur sehr unsolidarisch sondern schäbig!

Das Team am Hidden Peak nach der Rückkehr vom Gipfel ins Basislager. Links Jacob Andreas, übrigens mein Patenkind und rechts Sven Kortmann.

Die Entscheidung bezüglich des Vortragstermins musste als erstes getroffen werden und hatte die größte Tragweite: Herbst oder doch lieber Sommer? Das war hier die Frage! Aber im Sommer sind Ferien! Und die Leute gehen in den Biergarten oder zum Picknicken an den See und nicht in einen dunklen Vortragssaal. Der Spätherbst ist nun mal die beste Zeit, wenn es sowieso dunkel ist.

Richtig schwierig war die Suche nach einem neuen Vortragssaal. So wie ich wollten plötzlich alle ihre immer wieder verschobenen Veranstaltungen nachholen. Und ich wollte meinen treuen Zuhörern, die so lange auf diese Premiere warten mussten, etwas gutes bieten und nicht irgendeinen Saal der zweiten oder dritten Wahl. So hat zum Beispiel nur eine winzige Zahl der etwa 300 Käufer von Vorverkaufstickets nach den beiden coronabedingten Absagen das Geld zurück verlangt. Ich glaube bis heute nur drei oder vier!

Ein Kontakt ins Gewandhaus zu Leipzig brachte bei der Saalsuche die Wende. Ich war dort für ein Gespräch nach einem Konzert engagiert. Aber auch das musste coronabedingt ins Wasser fallen und zwar auch gleich zwei Mal. Man war dort mitfühlend, und so bin ich nun im womöglich besten Saal dieser Stadt gelandet und darüber sehr glücklich.

Sie wird also stattfinden, die Premiere am 1. Dezember um 19.00 Uhr im Mendelssohnsaal im Gewandhaus zu Leipzig und die Vorfreude steigt mit jedem Tag. Das liegt bei mir vor allem daran, dass ich mich natürlich gerade täglich mit dem Vortrag beschäftige. Soll er gut rüberkommen, muss man bzw. muss zumindest ich ihn fleißig üben.

Ich werde oft gefragt, wie lange ich eigentlich an einer solchen abendfüllenden Vortragspräsentation arbeite. Viele Monate sind das, weil die Arbeit ja meist auf der Expedition selbst losgeht. Schon unterwegs mache ich mich auf die Suche nach Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden. Und dann muss ich natürlich irgendwie diese Story fotografisch dokumentieren. Leichter gesagt als getan.

Der Vortragstrailer, geschnitten von Ulf Wogenstein, zeigt schon einige kleine Ausschnitte der spektakulären Aufnahmen unserer tapferen Kamera-Drohne.

Eine dieser Geschichten im Vortrag handelt von einer der großen Katastrophen des an Katastrophen wahrlich nicht armen 20. Jahrhunderts. Mit ihr wird der Reisende im Herzen des Karakorum-Gebirges auf Schritt und Tritt konfrontiert. Fotos dafür zu bekommen, war relativ einfach aber dafür sehr gefährlich. Wäre ich beim Fotografieren erwischt worden, ich hätte sofort meine Sachen packen und Pakistan auf nimmer Wiedersehen verlassen müssen.

Es geht also wie fast immer in meinen Vorträgen nicht ausschließlich um die eigentliche Besteigung irgendeines Berges. Ganz im Gegenteil. Die Themen meiner Präsentation über unsere Reise zum Hidden Peak beschäftigen sich unter anderem mit dem Begriff des Scheiterns. Das Nachdenken darüber zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend.

Darüberhinaus gehe ich der Frage nach, was es eigentlich ist, dass uns Menschenzwerge in die extrem menschenfeindlichen Flanken der Weltberge treibt und was so einen 8000er überhaupt ausmacht. Warum ist es so schwierig, einen solchen Eisriesen zu besteigen, zumindest wenn man auf zusätzlichen Flaschensauerstoff verzichtet und vor allem sämtliche Arbeiten am Berg allein also ohne die Hilfe von bezahlten Hochträgern und Climbing-Sherpas erledigt?

Einer der Knackpunkte des Aufstiegs auf den Hidden Peak ist der Eisbruch, der sich über fast 900 Höhenmeter aus dem gewaltigen Hochtal, welches die Gipfel Gasherbrumgruppe einschliessen, in das Baltorotal ergießt. Der Drohnenflug über diesen wilden Eisbruch ist für mich einer der absoluten Höhepunkte des Multivisionsvortrages.

WIE also muss man sich einem solchen Berggiganten nähern, um womöglich mit viel Glück und nach unsäglichen Strapazen irgendwann einmal mit Fug und Recht von sich sagen zu können: Ich war dort oben! Das WIE ist das alles entscheidende. Aber wie sieht dieses WIE in natura aus? Das ist das Hauptthema meines Vortrages.

Übrigens gibt es NOCH einige Rest-Karten im tapir und in meinem Online Shop. Aber es sind tatsächlich nicht mehr so viele. Schnell sein, lohnt sich also!

Wir sehen uns am 1. Dezember um 19.00 Uhr im Gewandhaus zu Leipzig! Ich freue mich auf Euch…

 

Foto: Rudolph Wernicke

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3 Antworten

  1. Christian Pech sagt:

    Ich wünsche dir eine volle Hütte für den Vortrag. Das ist der beste Lohn für die lange, zeitintensive Vorbereitung. Und ich weiß, wie lange du daran arbeitest. Du bist in dieser Beziehung ein Perfektionist.
    Alle die nicht dabei sind, werden etwas verpassen. Glücklicherweise, durfte ich den Vortrag schon vorab sehen. Vielen Dank nochmal dafür.

  2. Claudia sagt:

    Lieber Olaf,
    Wäre sehr gern dabei gewesen – leider passte der neue Termin nicht zu meinen Reiseplänen. Vielleicht gibt es ja noch eine Zusatzveranstaltung im neuen Jahr … 😉
    Freue mich sehr für Dich, dass es nun endlich soweit ist und wünsche Dir einen ausverkauften Saal sowie eine großartige Veranstaltung.
    Viele liebe Grüße vom anderen Ende der Welt – gerade am Glacier Grey, Torre del Paine 🙋‍♀️

    • Olaf Rieck sagt:

      Ja, sehr schade, liebe Claudia, dass Du nicht dabei sein kannst. Aber Patagonien entschädigt wohl ausreichend. Dann wirst DU ja bald einen Vortrag halten müssen. Da freue ich mich schon drauf!

      Liebe Grüße zurück an das schönste Ende der Welt

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