Holzberg Update – Feuer frei!

Das brasilianische Institut für Satellitenforschung (INPE) ist unter anderem damit beauftragt, Waldbrände im Amazonasbecken zu beobachten. Seit Beginn des Jahres wurden 72000 Brände registriert. Derzeit lodern so viele Feuer wie niemals zuvor. Große Teile des südlichen Amazonasbeckens brennen. Eine Katastrophe, die unseren ganzen Planeten betrifft. Gelegt wurden diese Feuer von Menschen.

Anfang August haben Fazendeiros (portugiesisch: Farmer) den Tag des Feuers ausgerufen. Einer ihrer Sprecher betonte, dass sich die Aktion direkt an den brasilianischen Präsidenten richtete. „Er soll wissen, dass wir bereit sind, zu arbeiten“, so der Viehzüchter. Seit dem registrierte die INPE einen sprunghaften Anstieg von Bränden in der Region. Der neue Präsident Brasiliens steht auf der Seite der Agrarindustrie und diese weiß das. Kein Brandstifter muss also um seine Freiheit fürchten.

Seit Amtsantritt Bolsonaros hat auch die Abholzung sprunghaft zugenommen. Im letzten Jahr um 278 Prozent! Auch das eine Zahl die von dem brasilianischen Institut für Satellitenforschung stammt. Präsident Bolsonaro bezeichnete die Veröffentlichungen der Behörde als Lüge, und ihr Leiter, Ricardo Galvão, wurde entlassen.

Wenn ich sowas wie das hier lese, wie gerade in der Süddeutschen Zeitung, dann fällt es mir wirklich schwer, nicht jede Hoffnung zu verlieren. Aber Brasilien ist ein Land mit riesigen Problemen und einem riesigen Wald. Die Leute wollen erst mit dem Holz Geld machen und dann ihre Rinder weiden. Wir hier sollten uns hier mit unserer Empörung zurückhalten. Mitteleuropa war auch mal ein riesiges Waldgebiet. Aber das wurde schon vor Jahrhunderten gerodet, es muss sich also keiner mehr dafür rechtfertigen.

Viel mutloser macht mich, dass wir hier bei uns in einem Land ohne die Probleme Brasiliens und mit so ungeheuer viel weniger Naturräumen nicht klüger sind. Wir haben immer noch nicht begriffen, dass die Natur sehr gut ohne uns auskommt, wir aber nicht ohne sie. Für mich ist dafür unser Holzberg ein Paradebeispiel. Wir haben es immer noch nicht geschafft, selbst ein nachgewiesenermaßen hochgradig wertvolles Biotop wie den Holzberg und die vielen Arten, die sich dort angesiedelt haben, zu schützen und die Verfüllungspläne durch den Eigentümer, die Firma Kafril, abzuwenden. Über die faunistischen Untersuchungen im Holzberg und das daraus resultierende Gutachten siehe meinen Beitrag: „Holzberg: das Gutachten„.

Am 27. November 2018 sprach der Chef von Kafril höchstpersönlich auf einer Infoveranstaltung in Böhlitz und in meiner Anwesenheit von einer Verfüllungshöhe von 35 m. Diese Grafik ist also keineswegs übertrieben.

Ich bin aus Pakistan zurück und, nachdem ich die vielen Mails zum Thema Holzberg in meinem überfüllten Postfach gelesen habe, sehr deprimiert. Seitdem ich Anfang Juni aufgebrochen bin, hat sich nichts aber auch gar nichts in Sachen Holzberg getan. Im Gegenteil! Die Leipziger Sektion des Deutschen Alpenvereins, der sich ja weit oben auf seine Fahnen den Naturschutz geschrieben hat, steht nach wie vor ganz offen auf Seiten des Eigentümers und seiner Verfüllungspläne.

Das Bergfilmfestival am Gaudlitzberg lässt sich sogar von Kafril sponsern. Die Untere Naturschutzbehörde spielt eine Rolle, die ganz sicher nicht dem Namen entspricht, die sie trägt. Es wurden von Abgeordneten Anfragen im Landtag gestellt und beantwortet, der Ministerpräsident schlägt einen Mediator vor. Aber das sind alles nur Worte. Einzige Ausnahme ist, dass nun wenigstens die Pumpen abgestellt worden sind und das Flachwasserbiotop nicht noch weiter austrocknet.

Trotzdem gibt es Hoffnung. Immer mehr Leute wollen sich nicht mehr damit abfinden, dass man ja als Einzelner schließlich nichts machen kann. Die nicht mehr die Augen verschließen und abwarten, was die anderen tun. Die tätig werden wollen.

Noch vor meiner Abreise haben sich einige von ihnen zusammengetan und die „Holzbergfreunde“ gegründet, eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die alle das eine Ziel haben: Den Holzberg in seinem jetzigen Zustand zu erhalten, koste es was es wolle. Und damit ist gemeint, dass wir notfalls auch auf das Klettern verzichten, wenn es denn sein muss. Schließlich ist der Holzberg Privatgelände der Firma Kafril.

Obwohl wir alle leidenschaftliche Kletterer sind und wissen, was wir an den herrlichen Wänden im Holzberg haben, bringen wir es einfach nicht übers Herz, Kompromissen zu zustimmen. Uns ist das über fast zwei Jahrzehnte entstandene Feuchtbiotop genauso wichtig wie unser Kletterspaß. 

Klettern mit einem Freund oder einer Freundin, schönes Wetter und zum Abschluss ein kühles Bier ist so ungefähr das Größte. Mehr brauche ich nicht zum Glücklichsein. Und gerade das geht am Holzberg ganz besonders gut!

Niemand, der ein Herz hat, und der die Zeichen der Zeit verstanden hat, wird guten Gewissens weiter am Holzberg klettern wollen, wenn unter ihm Dutzende streng geschützter Arten unter Bauschutt verschwinden. Für uns, die wir in den letzten Jahren mit wachsender Freude den Holzberg konsumierten, die Wände, das Ambiente und die sich am entstehenden Biotop erfreut haben, wird es nun endgültig Zeit, zu handeln.

Wenn Du uns dabei helfen möchtest, dann geht das am besten, indem du öffentlich unser Unterstützer wirst (dazu eine kurze Email an uns), Deine Meinung zur Verfüllung des Holzberges öffentlich äußerst (z.B. auf unserer Facebook-Seite) und in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis für unser Anliegen wirbst.

Feuer frei!

 

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Eine Antwort

  1. Birgit Winkler sagt:

    Ein einzigartiges Fleckchen Erde wird beschrieben, wo Menschen, Pflanzen, Tiere, Klettersportler im Einklang miteinander existieren, sich entwickeln und ihres Lebens erfreuen. So ein Kleinod im Herzen der sächsischen Landschaft mit so vielfältigen Landschaftsstrukturen, wo seltene Tiere eine optimalen Lebensraum gefunden haben, Familien mit Kindern sich erholen, ein besonderer Sport betrieben wird muss erhalten bleiben. Gehört in öffentliche Hände . . . BUND, DAV, eine Stiftung . . . vieles ist denkbar . . . in einem modernen, zukunftsorientierten Land wie dem unseren sollte dies möglich, machbar sogar selbstverständlich sein.

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