Holzberg – Auf der Zielgeraden?

Ich sitze derzeit in Chamonix, umgeben von den großartigsten Bergen und Felsgestalten Europas. Trotzdem muss ich gerade an den kleinen, jedoch für uns mitteldeutschen Flachlandkletterer so wichtigen Holzberg denken.

Der Holzberg aus der Vogelperspektive mit meiner Drohne aufgenommen am 23. Mai 2019.

Wieviele Emotionen und schöne Erinnerungen hängen an diesem winzigen Stückchen Fels inmitten unserer leider recht felsarmen Heimat. Und deshalb ist es ein Grund zu großer Freude, dass es nun nicht mehr NUR so aussieht, als ob das so wertvolle Biotop erhalten bliebe.

DER Sektor im Holzberg. Ich klettere „Schmalspur im Sektor Valentinstag. Hier befinden sich einige der schönsten Kletterrouten in ganz Mitteldeutschland!! (Foto: Janina Graeber)

Es war schon seit einiger Zeit absehbar, dass eine wie auch immer geartete Verfüllung des Holzberges mit Erdaushaub und Bauschutt unmöglich sein würde. Zu wertvoll und einzigartig ist das Biotop inzwischen geworden, als dass ein solcher Frevel in der heutigen Zeit tatsächlich noch genehmigungsfähig wäre, ohne eine Entrüstungs- und Klagewelle nach sich zu ziehen.

Der Holzberg am ersten Tag diesen Jahres. Blickrichtung ist nach Süden.

Aber da gab und gibt es auch momentan noch das Problem, dass die Firma KAFRIL als Eigentümer uns Kletterer aussperren kann bzw. ehrlicher gesagt ausgesperrt hat. Die Kündigung des Nutzungsvertrages mit der Leipziger DAV Sektion besteht nach wie vor. Die Kündigungsfrist, welche uns das Klettern noch erlaubt, läuft allzu bald ab.

Es bestand also akuter Handlungsbedarf. Und die Sachlage diesbezüglich erschien einfach und kompliziert zugleich. Einfach deshalb, weil es eigentlich nur ein einziges wirklich vielversprechendes Szenario gab: Wenn das Areal für den Eigentümer nutzlos geworden ist, muss er das Objekt als verantwortungsvoller Unternehmer möglichst ohne Verlust wieder los werden.

Viva España! ist sicher einer der schönsten und am meisten gekletterten Linien nicht nur am Holzberg.

Kompliziert deshalb, weil irgend jemand die nötigen Mittel aufbringen muss, um KAFRIL den Holzberg abzukaufen. Es geht hier um sehr viel Geld. Das war die größte Hürde! Und diese ist nun tatsächlich übersprungen.

Vor reichlich einem Vierteljahr hat der Arbeitskreis Holzberg der Leipziger DAV-Sektion gemeinsam mit ihrem neuen Vorstand beim Sächsischen Ministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft einen Förderantrag für das Projekt einer Ausgestaltung des Holzberges zu einer Natur- und Bergsportregion gestellt.

Das ist so eine Erinnerung, von der ich im Artikel sprach. Man brauch nicht so weit zu fahren, um einen schönen, sonnigen Klettertag mit einem Freund auf diese Weise zu beenden.

Dieser Förderantrag ist nun vor wenigen Tagen tatsächlich genehmigt worden. Mit den Fördermitteln wird der DAV-Leipzig jetzt in der Lage sein, der Firma KAFRIL ein annehmbares Kaufangebot zu unterbreiten. Und zwar nicht nur für den Holzberg, sondern für einen deutlich größeren Naturraum mit einer Gesamtfläche von ca. 50 ha, der das Gelände der ehemaligen Steinbrüche Holzberg und Köppelscher Berg gemeinsam umfasst.

Die Kombination aus vielen lohnenden und gut gesicherten Kletterwegen und einem wunderschönen Ambiente macht den Holzberg aus. Aber für uns Kletterer am wichtigsten ist die Tatsache, dass sich dieses wertvolle Biotop unter unseren Augen und trotz unserer fast permanenten Anwesenheit heraus gebildet hat. Für mich regelrecht ein Leuchtturm von einem Beispiel, dass der Mensch die Natur nicht zwangsläufig mit seiner Präsenz beeinträchtigen muss.

Damit ist ein unübersehbares Zeichen gesetzt, wohin die Reise auch nach dem Willen der Sächsischen Landespolitik gehen soll. Ein anderes Zeichen in Richtung KAFRIL finde ich persönlich mindestens genauso wichtig.

Das Aktionsbündnis zur Rettung des Holzberges hat zu keinem Zeitpunkt der Auseinandersetzung um die Zukunft des Holzberges nur an die Ruhe bei der Ausübung ihres Sports gedacht oder nur an das Biotop. Auch wenn letzteres durchaus legitim gewesen wäre. Es war immer auch unser Anliegen, dass die außerordentlich berechtigten Interessen der Firma KAFRIL Berücksichtigung finden müssen.

Eine der streng geschützte Schlingnattern. Sie fühlen sich im Holzberg offensichtlich sehr wohl, denn sie sind immer öfter zu beobachten.

Und auch diesbezüglich ist nun Licht am Ende des Tunnels aufgetaucht.

Schon sehr früh, nämlich seit dem Frühjahr 2019 gibt es Vorschläge seitens des Aktionsbündnisses für die Rettung des Holzberges zu möglichen Alternativstandorten an oder in denen KAFRIL Deponiematerial unterbringen könnte.

Herauskristallisiert aus der Vielzahl an Alternativstandorten hat sich inzwischen der nahe Röcknitz gelegene ehemalige Steinbruch „Zinkenberg“. Er bietet die besten Voraussetzungen aller möglichen Alternativen. Derzeit wird hier auf der Grundlage des für diesen Steinbruch geltenden Abschlussbetriebsplanes Abraum aus dem nahegelegenen Steinbruch „Frauenstein“ verfüllt.

Die Eidechsen sind am Holzberg noch allgegenwärtig.

Es wäre hier aus unserer Sicht vergleichsweise einfach, genehmigungstechnisch eine Erweiterung der geplanten Verfüllmenge um genau die Größenordnung herbeizuführen, welche die Firma KAFRIL im Holzberg verfüllen wollte.

Nun muss also auch noch die Basalt-Actien-Gesellschaft als Eigentümer des Zinkenberges ein Herz für die Bewohner des Holzberges zeigen und sich in die Riege der Holzbergretter einreihen. Gut für ihr Image wäre dies auf alle Fälle. Gesprächsbereitschaft wurde uns schon mal zugesichert, was wir als sehr ermutigend werten.

Mario klettert an der Sonnenplatte eine fast grifflose Reibung. Nirgends in ganz Mitteldeutschland kann man so gut testen, was in puncto Reibung alles möglich ist.

Aus unserer Sicht sind damit die bestmöglichen Voraussetzungen geschaffen worden, um eine für alle Beteiligten einvernehmliche Lösung für eine Erhaltung des Natur- und Kletterparadieses Holzberg zu erreichen. Und ich bin stolz darauf, dass gerade die Kletterer, allen voran die neue Führungsspitze sowie der Arbeitskreis Holzberg der Leipziger DAV-Sektion einen wesentlichen Beitrag dazu leisten konnten.

Der Blick nach Südosten auf den Mittelteil der Kletterwände des Holzberges.

Und nun sollten Gegner zu Freunden werden, um mit guten Willen an einem Strang zu ziehen, sowohl um das großartige Holzberg-Projekt zu verwirklichen also auch eine akzeptable Lösung für einen Ausgleichsstandort zu finden.

Zum Schluss widerstehe ich nur ganz knapp der Versuchung, all die Namen einmal aufzuzählen, die so enorm viel Zeit und (Nerven-) Kraft investiert haben, um für unseren Holzberg dermaßen viel zu erreichen. Ich hätte Angst, vielleicht den ein oder anderen zu vergessen.

Aber Ihr wisst schon, wen ich hier meine. Ganz großen Dank an Euch alle!

Mehr zum Thema Holzberg auf meiner Homepage:

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