Es ist soweit

Die Vortragssaison hat begonnen. Sozusagen der Jahreshöhepunkt. Nicht nur, weil natürlich auch ein neuer Vortrag mal wieder Premiere hat. Jedes Jahr ein neuer Vortrag. Und das nun schon seit 1999. Im letzten Quartal entscheidet sich auch, ob ich weiterhin einigermaßen ruhig schlafen kann. Denn das ein Vortrag neu ist, reicht nicht. Er muss vor allem auch erfolgreich sein. Doch nachdem die ersten vier Termine hinter mir liegen, bin ich erleichtert. Patagonien 2 kommt offensichtlich prima an und war auch bei allen Veranstaltungen sehr gut besucht. Und das ist und bleibt das Wichtigste. Nun bin ich allerdings gespannt, ob das am 27. November im pentahotel genauso sein wird. Denn das ist zweifellos der wichtigste Vortragstermin des ganzen Jahres, vor allem auch in finanzieller Hinsicht. Ausserdem kommen dort viele Freunde und Unterstützer, die mir seit Jahren helfen und ohne die es mich schon lange nicht mehr gäbe. Das macht natürlich immer besonders nervös.

Doch ich hatte in den letzten Tagen noch andere spannende Termine. Vor drei Tagen sollte ich auf der kleinen Nordseeinsel Juist einen Vortrag vor Nachwuchsführungskräften einer großen Firma der Logistikbranche halten. Hat auch alles super geklappt. Sogar der Vorstandsvorsitzende dieser Firma, die 17000 Mitarbeiter hat und eine Milliarde Euro Jahresumsatz macht, wollte anschliessend noch mit mir zu Abend essen. Doch am nächsten Tag saß ich auf der Insel fest. Nichts ging mehr. Kein Flugwetter. Ich musste mit dem Handwagen meine einhundertfünfundvierzig Kilo Projektionsausrüstung vom Flugplatz zum fünf Kilometer entfernten Fähranleger bringen. Gott sei Dank hatte ich viele fleißige Helfer. Aber eigentlich gefiel mir das sogar ganz gut, denn die Juister kennen kein Pardon. Als die ihr Kurhaus saniert haben, wurden 70000 Fahrten mit dem Pferdefuhrwerk gemacht. Das ist kein Quatsch und auch keine Null zuviel. Es kam nicht ein LKW zum Einsatz. Autos sind auf Juist verboten, komme da was da wolle. Richtig so! Ich hab meinen Krempel gern über die Insel gezogen.

Das war ganz nach meinem Geschmack. Nicht nur zuhören, sondern auch selbst mal eine Eisaxt einrammen oder eine Eisschraube eindrehen, eine Abalakow-Eissanduhr bauen oder ein Hochlagerzelt errichten. Worte sind Schall und Rauch. Aber wenn man selber ran muss, dann vergisst man womöglich sogar den Vortrag und den Vortragenden nicht mehr.

Ein anderes spannendes Event gab es mit einem Leipziger Unternehmen. Dieses ringt um den richtigen Weg, um auch in 15 Jahren noch den Anforderungen gerecht zu werden. Man bat mich, über eine meiner Erstbesteigungen zu berichten, weil man der Meinung war, dass meine Erfahrungen als Höhenbergsteiger den Verantwortlichen als Metapher dienen und ich ihnen Denkanstöße geben könnte auf ihrem Weg, der keineswegs klar vorgezeichnet ist. Genauso wenig wie die Route auf einen völlig unbekannten Gipfel.

Die Prioritäten beginnen sich bei mir unmerklich zu verschieben. Ich bin nun vielleicht bald öfter in einem Vortragssaal zu finden als draussen in der Wildnis. Doch ist das auch gut so? Allerdings kann es nicht ewig so weiter gehen, dass ich Jahr für Jahr eine neue Expedition auf die Beine stelle und monatelang im Himalaya, Patagonien oder sonstwo meine Existenz in Frage stelle. Es kann nicht so bleiben, dass ich auf die ständig gestellte Frage, wie es denn in zehn oder fünfzehn Jahren mit mir aussehen wird, keine Antwort weiss. Aber wenn ich sie wüsste, ob ich dann auch so zufrieden wäre, wie ich es jetzt bin, wo ich mich zum Beispiel schon sehr auf den Hidden Peak im nächsten Jahr freue? Doch hier bin ich mir sicher. Das ist gut so.

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Eine Antwort

  1. Jana sagt:

    Hallo Olaf,
    ich erinnere mich an eine Postkarte, die vor Jahren vor deinem Schreibtisch stand, sinngemäß stand da drauf: „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn sich etwas verändert, aber damit es besser werden kann, muss sich etwas verändern.“ In diesem Sinne wünsche ich dir, dass du die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit fällst!
    Liebe Grüße aus Bayern
    Jana

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