Zurück in die Berge

So recht weiss ich nicht, woran das liegt, aber mein Eindruck ist, dass man mit den Jahren immer ängstlicher wird. Beim Klettern kann ich das bei mir gut beobachten. Und gestern auf dem Rückflug nach Lukla in die Berge war ich auch ängstlicher als sonst. Aber vielleicht lag das daran, dass es außer mir nur noch zwei andere Passagiere gab. Geteilte Angst ist halbe Angst oder so ähnlich.

Für deutsche Wertarbeit sind doch 24 Jahre härtester Einsatz im Himalaya ein Klacks? Aber akrobatische Manöver inklusive Drehungen sollte man dann wohl doch unterlassen. Steht jedenfalls auf dem Armaturenbrett.

Es war ein Frachtflug, in den ich noch reingequetscht wurde. Und da macht man sich so seine Gedanken. Die haben den Flieger vollgestopft, dass ich dachte, dass der nie abhebt. Und wiegen die eigentlich vorher? Als ich in Alaska zum Basislager des Denali geflogen bin oder nach Bartlett Cove in die Glacier Bay, wurde alles bis zum kleinsten gewogen, einschließlich die Passagiere. Hier in Nepal hab ich immer das Gefühl, die machen das alles frei nach Schnauze.

Ausserdem war das Wetter ziemlich mies. Als wir da so durch die Wolkenberge an den richtigen Bergen vorbeigeschrammt sind, da hab ich mir doch tatsächlich gewünscht, wir verzichteten auf die Landung in Lukla und flögen wieder zurück nach Kathmandu. Aber unser Pilot durchstieß wie ein Pfeil die Wolken und raste auf die winzige Landebahn zu, dass ich meinte, dass letzte Stündlein hätte geschlagen. Ich saß direkt hinter dem Flugkapitän, der sich während des Anfluges auch noch ganz freundlich mit mir unterhielt. Und als wir dann glücklich gelandet waren und unsere Parkposition erreicht hatten, stellte ich fest, dass es eigentlich nicht anders war als sonst. Die Jungs im Cockpit wissen ganz genau, was sie tun. Und solange die sich keine Sorgen machen, braucht man selbst das auch nicht. Allerdings ist das leichter gesagt als getan.

Der Pilot und seine deutsche Maschine. In Lukla landen nur drei Flugzeugtypen: Twin Otter, Dornier 228 und die kleine Pilatus Porter.

In Lukla wartete Kubir auf mich, der sich gewünscht hatte, auch die zweite Tour mit mir gemeinsam zu gehen. Er hatte noch einen Freund dabei, und so zogen wir zu dritt los. Wir hatten es ziemlich eilig, denn ich war erst nach zehn Uhr in Lukla angekommen, wollte aber noch rauf bis nach Namche Basar. Also haben wir nicht lange über die Löhne und den Plan diskutiert, sondern das auf heute verschoben.

Unterhalb von Namche Basar steht der Rhododendron schon in voller Blüte.

Der Weg nach Namche ist nicht gerade der nächste, und es sind etwa 1000 Höhenmeter zu absolvieren, davon 800 im Aufstieg. Beim ersten Aufstieg von Lukla nach Namche muss man diesen Weg teilen. Aber ich gehe diese Strecke ja nun schon zum zweiten Mal und da ist von meiner Akklimatisation doch noch ein bisschen übrig.

Fast auf dem gesamten siebenstündigen Marsch von Lukla hinauf nach Namche hat es geregnet und dann weiter oben geschneit. Gäste weg, Wetter schlecht. Aber das ändert sich doch hoffentlich wieder?

Der Plan für die nächsten zehn Tage sieht nun so aus, dass ich über Phortse, Dingboche und Chukhhung zum Island Peak gehen werde, um mir die imaginäre Spalte anzuschauen, die es dort seit einiger Zeit geben soll und die den Bergsteigern neuerdings Schwierigkeiten bereitet. Ausserdem bin ich gespannt, ob dort immer noch die alte Route geklettert wird, die ja inzwischen von Steinschlag bestrichen wird. Der Island Peak verändert sich. So viel steht fest.

Am Island Peak werde ich auch einen befreundeten Sherpa treffen, mit dem ich gemeinsam vom Island-Peak-Basislager zum Basecamp des Lobuche East überwechseln möchte. Eigentlich wollte ich den Lobuche allein besteigen. Aber da ich diesen Gipfel überhaupt nicht kenne, also nicht weiss, ob es da Spalten gibt oder ob ein Vorstieg abgesichert werden muss, hab ich mich entschieden, zu zweit zu gehen.

Soweit der Plan für die kommenden Tage. Aber erst einmal muss es aufhören zu schneien, sonst ist er Makulatur bevor er überhaupt richtig gefasst worden ist…

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4 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Hallo Olaf,
    gut zu wissen, dass du gut wieder in Lukla angekommen bist!
    Herzliche Grüße
    Veronica

  2. Dirk Juling sagt:

    die blühenden Blumen machen mich zuversichtlich, daß im März 2014 Frühling da oben ist. Mir haben deine Bergkamaraden der Februartour leid getan, wegen dem vielen Schnee und vor allem wegen der Kälte. Da hat ich schon Bedenken, kalte Füße sind schrecklich….
    Das Vertrauen in Dich ist doch sehr hoch, also dann, eine gute Tour, viel schönes Wetter und komm gesund zurück!!!!!!

    • Olaf Rieck sagt:

      Hallo Dirk,
      also ich glaube nicht, dass Dir meine Gäste leid tun müssen. Ihnen war klar, dass sie zu einer Reise in den HIMALAYA aufbrechen würden. Und da ist die Luft dünn, manchmal ist es bitter kalt und da der Himalaya die Heimat des Schnees ist, schneit es auch öfter. Das muss so sein, weil die großartigen Eindrücke hier nicht umsonst zu haben sind.
      Herzliche Grüße Olaf

  3. Clarissa Rapp sagt:

    Hallo Olaf,
    ich freu mich jedes Mal wenn es Neuigkeiten und Bilder von einer eurer Reisen gibt. Wir starten im Oktober die große Runde ins Everest Base Camp über Goyko Ri. Ich habe mit großem Interesse euren letzten Reisebericht verfolgt, da ihr ja eine ähnliche Runde gelaufen seid.
    Wünsche dir viel Erfolg für eure neue Tour und einen guten Start in Lukla!

    Herzliche Grüße
    Clarissa

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