Zu hoch gepokert

Nun ist es passiert. Das Wetter wird auch nicht besser, wenn wir abziehen. Das könnte so eine Art Trost sein, wenn es nicht zur Folge hätte, dass wir beim besten Willen nicht über den Gondogoro Pass können.

Sogar ich musste das einsehen und mich fügen. Bei diesen wirklich extrem miesen Verhältnissen kann und darf man keinem Träger zumuten, über diesen Pass zu gehen. Doch nun haben wir ein Problem. Rein rechnerisch ist es jetzt nur noch theoretisch möglich, unseren Flieger in Islamabad zu schaffen.

Es ist wirklich spannend, zuzusehen, wie so ein großes Lager innerhalb von vielleicht anderthalb Stunden einfach so verschwindet. Die Jungs sind echte Profis im Zusammenpacken.

Mein Tag begann heute früh um vier. Noch mal Mails abholen, dann das persönliche Zeug packen, Zelt im Schneeregen abbauen. Es hat übrigens gestern und auch heute den ganzen Tag geschneit bzw. geregnet.

Um sechs Uhr war das Frühstück angesetzt, anschliessend ging es an das Zusammenpacken von Küchen-, Mess- und Depotzelt. Die Trägerlasten wurden abgewogen, ausserdem 15 Lasten, die von Maultieren getragen werden sollten. Um neun Uhr war alles fertig und wir konnten aufbrechen. Zwei volle Tagesetappen waren zu laufen. In acht bis zehn Stunden sollte das zu schaffen sein, meinte unser Koch.

Es wird genauestens darauf geachtet, wieviel hier alles wiegt. Denn die Träger tragen 25 Kilo. Unsere Tonnen durften nicht weniger aber schon gar nicht mehr wiegen. Es ist beim Packen ziemlich aufwendig, dass so genau abzuzirkeln.

Abgesehen von einer Stunde Mittagspause am Concordia Platz, sind wir fast non stop neun Stunden durchgelaufen. Allerdings im Eilschritt. 18.30 Uhr trafen wir im strömenden Regen in Gore II ein. Lageraufbau im Regen. Endlose Diskussionen beim Kochen über die Chancen, die wir noch haben, rechtzeitig in Islamabad zu sein. Die Kommunikation mit unserer Agentur läuft übrigens nur über mein Satellitentelefon. Dort dachte man ja, bis ich eben eine Nachricht gesendet habe, dass wir über den Pass gehen.

Also im Gegensatz zu den Yaks in Nepal und Tibet ist der Umgang mit den Maultieren hier sehr einfach und ungefährlich. Sie haben sich in ihr Schicksal ergeben. Doch es sind gar nicht die Expeditionen, welche die Tiere regelrecht verbrauchen. Es ist das Militär. Auf dem Baltoro gibt es ein halbes Dutzend Militärstationen.

Jetzt hoffen wir, dass die Agentur es irgendwie schafft, uns rechtzeitig von Skardu bzw. Askole nach Islamabad zu bringen und dort das Debriefing im Ministerium zu organisieren. Und unser Aircargo nach Deutschland natürlich auch. Wir müssen es fertig bringen, rechtzeitig in Skardu zu sein. Wie auch immer wir das machen wollen…

Um mich herum schläft schon alles seit Stunden. Ich tue das eigentlich auch schon eine Weile fast. Und die Etappe morgen soll wenigstens zwölf Stunden dauern. Bei uns bleibt es also schwierig und vor allem spannend!

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Eine Antwort

  1. Hartmut sagt:

    Hallo ihr Pechvögel,

    genau dieses Szenario habe ich befürchtet beim aufmerksamen Verfolgen eurer News. Da aber, zumindest nach dem Empfinden von uns Begleit-Treckern, der Gondogoro-Pass schon unter „normalen“ Bedingungen nicht wirklich was mit Kindergeburtstag zu tun hat, ist das die einzig vernünftige Entscheidung, denn an dem umkehren zu müssen oder gar zu verunglücken macht nun gar keinen Sinn!
    Ich wünsche euch, daß ihr vielleicht von Skardu aus fliegen könnt (und möglichst ohne Wartezeit), das könnte eure Chance, den großen Flieger noch zu erreichen, verbessern.

    PS: Dauerregen dort bei euch stelle ich mir gruselig vor, aber wenigstens hoch zu konntet ihr ja die Kulisse in vollen Zügen genießen…

    Gruß Hartmut

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