Eingeholt und Festgesetzt

Nun ist es auch uns passiert. Ich hoffte ja, meine News-Leser von den Nachrichten zu verschonen, von denen sie schon daheim zu Hauf bombardiert werden. Aber in eine News gehören nun mal die Dinge, die uns widerfahren. Und die haben inzwischen auch nur noch mit dem Virus zu tun.

Unser Basislager am letzten Morgen vor dem Abstieg in Richtung Namche Basar. Von wegen trockenes Zelt….

Wir sind inzwischen alle wieder in Namche Basar vereint. Das ist der größte und wichtigste Ort in der Everest-Region des Himalayas, sozusagen die Trekkinghauptstadt Nepals. Claudia und ich sind gestern nach einem 40 Kilometer langen Gewaltmarsch als letzte hier eingetroffen.

Die kurzzeitige Hoffnung, schon am 29. März regulär mit einer Linienmaschine der Qatar Airways zurück nach Deutschland fliegen zu können, hat sich rasch zerschlagen. Derzeit ist der internationale Flughafen in Kathmandu für Linienflüge komplett gesperrt. Wir allerdings kämen gerade nicht einmal in die Hauptstadt Nepals, selbst wenn wir es wollten. Denn auch der kleine Flugplatz von Lukla wird seit einer Woche nicht mehr angeflogen.

Claudia im Abstieg noch unmittelbar unter dem Gipfel.

Laut verschiedener Aussagen stauen sich in Lukla etwa 200 Touristen, die den Ort nicht verlassen können bzw. dürfen. Übrigens auch nicht zu Fuß. Etwa drei Tagesmärsche von Lukla entfernt befindet sich in dem Ort Saleri das Straßenende. Von hier aus könnte man mit einem Bus nach Kathmandu gelangen. Doch auch diese Straße ist gesperrt.

Wir haben uns entschieden, hier in Namche Basar der Dinge zu harren, die da jetzt hoffentlich kommen mögen. Denn in nur etwa sechs Gehstunden talabwärts können wir Lukla erreichen.

Claudia am Fixseil auf dem Nordwestgrat des Nirekha.

Unsere momentan einzige Option ist, uns beim Rückholprogramm der Bundesregierung anzumelden und zu hoffen, dass es auch Nepal auf die Liste der Länder schafft, für die ein solches Rückholprogramm überhaupt aufgelegt wird. Noch ist Nepal dort nämlich nicht zu finden. Die deutsche Botschaft in Kathmandu ist diesbezüglich jedoch optimistisch. Diese Anmeldung ist seit gestern erledigt.

Derzeit wird verhandelt, wie wir, also die Leute, welche sich hier im Khumbu aufhalten, zuerst nach Kathmandu und anschließend nach Deutschland bzw. in den Rest der Welt gelangen können. Und wir warten auf den Ausgang dieser Verhandlungen und auf verlässliche Informationen, die in den letzten Tagen leider kaum zu bekommen waren.

Ein faszinierender Blick hinüber auf die Nordwand der Ama Dablam.

Und wir organisieren uns selbst. Wie kommen wir später wieder an Träger, deren Job bei uns morgen endet, wie an Geld, wie behalten wir unsere gute Laune und die Zuversicht, in der nächsten Zeit hier wegzukommen? Heute jedenfalls kamen wir nicht einmal zum Spaziergehen aus Namche heraus.

Während ich das hier in meinen Rechner tippe, erfahren wir, dass es zwei Flüge von Kathmandu nach Deutschland über das Rückholprogramm geben wird. Und zwar schon übermorgen am 27. März sowie einen Tag später. Doch leider nicht für uns, und auch das erfahren wir gerade eben.

Eine Yakalm auf dem Weg zurück vom Nirekha nach Namche Basar. Im Hintergrund der Cho Oyu.

Ein Meeting zwischen den Behörden in Lukla, der Association der nepalesischen Trekkingagenturen sowie des Außen- und Heimatministeriums der nepalesischen Regierung ging heute ergebnislos zu Ende. Es gab lediglich Absichtserklärungen, dass die in Lukla wartenden Touristen irgendwann nach Kathmandu evakuiert werden sollen.

Bemerkenswert ist, dass es laut verschiedenen übereinstimmenden Informationen in Nepal derzeit nur zwei Erkrankungen gibt. Laut Stand 24. März gibt es einen seit Februar genesenden nepalesischen Studenten und zwei im März eingereiste Touristen. Warum werden dann hier so extrem rigorose Maßnahmen ergriffen? Wir hier, die gerade aus den Bergen kommen, können ja gar nicht erkrankt sein und stellen demzufolge auch keine Gefahr dar.

Uralte Manisteine bei Thore auf dem Weg von Tagnag nach Namche Basar.

Wir fragen uns also, warum dürfen wir nicht nach Kathmandu, jetzt wo es zeitnah sogar Flüge nach Deutschland gibt? Uns bleibt nichts anderes übrig, als keine uns betreffenden Informationen zu verpassen und rechtzeitig in Lukla zu sein, wenn die Behörden den Flugplatz wieder öffnen sollten.

Uns ist aber auch bewusst, dass Namche Basar nicht der schlechteste Ort ist, darauf zu warten, dass man uns nach Hause reisen lässt. Wir sind gesund, voller neuer Eindrücke, und wenn ich so neben mich schaue,

auch noch bei bester Laune beim MauMau.

Hoffen wir, dass es auch so bleibt…

Fast schon wieder in Namche nach zehn Stunden Abstieg. Yaks auf dem Weg hinab von Mong hinunter nach Kangjuma. Im Hintergrund die Westwand der Ama Dablam und der Kang Tenga.

 

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9 Antworten

  1. Elke sagt:

    Wir drücken euch alle Daumen das es für euch alle bald wieder gesund zurück nach Deurschland geht. Lasst euch eure gute Laune nicht durch Corona vermiesen es wird bestimmt alles gut gehen.

  2. Christian sagt:

    Namche ist durchaus nicht der schlechteste Ort, um ab zuwarten. Aber irgendwann wird Mau Mau ja auch langweilig …
    Hier verpasst ihr jedenfalls nichts. Trotzdem möchte man natürlich nach Hause. Es wird schon klappen.

  3. Veronica sagt:

    Ich drücke die Daumen, dass es bald klappt mit der Rückkehr nach Kathmandu. Und nach Hause natürlich! Alles Gute für euch!

  4. Kai Bittner sagt:

    …dem kann ich mich nur anschließen…alle 10 Daumen sind gedrückt.

  5. Detlef Weyrauch sagt:

    Hallo Olaf und alle Mitwartenden,
    du hast ja weltweit schon viele unerwartete Überraschungen erlebt und bisher alle Herausforderungen gemeistert. Du weißt auch bestens, dass man in Nepal viel Geduld braucht. Auch bei uns hat sich das Leben verlangsamt. Vieles hätten wir nicht für möglich gehalten, was derzeit passiert. Niemand weiß, wann und ob sich wieder so etwas wie Normalität einstellen wird. Ich wünsche euch Gelassenheit. Ihr werdet sicher nicht ewig in Nepal bleiben müssen. Herzlichen Glückwunsch an Claudia für die tolle Leistung. Einen ganz besonderen Gruß möchte ich an Kumar richten. Ich denke, er wird sich an den alten Bösewicht vom Chukhung Ri erinnern.
    Viele Grüße Detlef

  6. Thomas Schmidt sagt:

    Hallo Olaf und Co.,
    Anfangs hab ich gesagt: Hysterie.
    Mittlerweile ist mir klar, dass es um Disziplin geht – zum wohle der Risikogruppen (Ältere und Vorerkrankte) soweit möglich auf Kontakt verzichten, und da wird rechtlich nicht unterschieden, ob wer nach >3 Wochen aus den Bergen kommt, oder ob wer vor Kurzem erst von KTM nach Lukla geflogen ist, leider!
    –> bis der bürokratische Apparat soweit ist, um hier mit augenmaß zu unterscheiden, wurde zu dratischen Mitteln gegriffen, wie gesagt zum Schutz der Risikogruppen , und damit die Krankenhäuser nicht überfüllt werden…

    Soweit wie ich die Lage einschätze.
    Viel Erfolg euch + genießt eure Zeit in Namche (ich würde mit euch tauschen)
    Thomas

  7. Mathias sagt:

    Hallo Olaf & Reisegruppe. Ich drück Euch auch die Daumen, das ihr schnellstmöglich zurück nach Deutschland kommt. Auch wenn ich diese kleine Meldung „zwischen den Zeilen“ verstehe, das es in Namche nicht der schlechteste Ort ist. Aber Tour ist Tour und Alltag ist Alltag. Wenn grad nichts in irgendeine Richtung geht, werden irgendwann im Ort lebenswichtige Dinge knapp vielleicht. Sicheren Abstieg nach Lukla & guten Flug, wenn es dann soweit ist. Beste Grüße nach Namche & nach Lukla. 🙏

  8. Stephan Seifert sagt:

    Hallo Olaf und Reisegruppe,
    ich komme gerade vom Einkaufen. Immerhin haben die Supermärkte geöffnet, auch wenn es, aus welchen Gründen auch immer, kein Klopapier gibt. Die Schlange bei Globus in Wachau war gegen 9.30 Uhr etwa 250 m lang, allerdings sind ja Abstände von 1,5 m zwischen den einzelnen Leuten einzuhalten. Besser isses.
    Das Leben hier hat sich wirklich verlangsamt, was ja an sich nichts Schlechtes ist, leider wird es nicht so bleiben …
    Erfreulicherweise haben alle Urlaubsrückholaktionen, von denen wir wissen, auch aus Kolumbien etc., letztlich geklappt. Diesbezüglich könnt Ihr also optimistisch bleiben. Ihr müsst eben, wenn’s dann plötzlich losgeht, notfalls nach Lukla rennen …
    Versucht also bis dahin die Zeit in diesem herrlichen Ort Namche so gut es geht zu verbringen.
    Eine glückliche Heimkehr bei bester Gesundheit wünschen
    Petra & Stephan Seifert.
    P. S.: Glückwunsch zum Gipfel!

  9. Ingo Röger sagt:

    Hallo Olaf, Nepal hat bekanntlich nicht gerade das beste Gesundheitssystem, das ist ja kein Geheimnis. Jetzt am Anfang bei 3 bekannten (+ x nicht erkannten) Infektionen landesweit mit rigorosen Maßnahmen dagegen zu halten, ist das klügste, was sie machen können, um einen exponentiellen Ausbruch zu verhindern und weiter schadlos zu bleiben. Da ist Nepal schlauer als Italien, Österreich, Deutschland, USA, etc., wo das Virus in Fußballstadien, Apres-Ski-Buden und Karnevalssitzungen bei der beginnenden Epidemie regelrecht gezüchtet wurde. Auch wenn ihr garantiert frei davon seid, mit jeder Begegnung, gerade im Millionenmoloch Kathmandu, besteht die Möglichkeit, sich zu infizieren und zum Virenverteiler zu werden. Mit konsequentem Social-Distancing helft Ihr Nepal am besten. Ich hoffe, dass Ihr dennoch bald hierher gelangt. Seid geduldig, wir müssen es gerade auch sein, leider nicht jeder und überall konsequent genug… Alles Gute weiterhin.

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