Zinkenberg

Teil 2 meiner kleinen Reihe zu den Kletterhotspots rings um Leipzig. Heute geht es um den Zinkenberg. Obwohl er zu den ältesten Steinbrüchen der Hohburger Berge zählt, gehört er zu den jüngsten Kindern in der bekletterbaren Steinbruchfamilie. Erst seit 2002 wird hier geklettert. Allerdings nur auf einem vergleichsweise kleinen Teil des Steinbruchgeländes. Ich aber finde diesen Bruch am sympathischsten von allen.

Meine Wenigkeit in „Same, Same-But Different“ (8a). Sieht gut aus, zählt aber für mich nicht unbedingt zu den absoluten Highlights am Zinkenberg. Wer Verschneidungen liebt, kommt hier aber auf seine Kosten. 

Und das hat natürlich Gründe. Der wichtigste ist die idyllische Lage der bekletterbaren Felsen. Wenn man vom Parkplatz an der Straße von Röcknitz nach Wurzen kommt und der Blick auf das Steinbruchareal, die unschönen technischen Hinterlassenschaften und das Restloch frei wird, dann hat man alle möglichen Assoziationen, nur nicht die einer Idylle. Aber das täuscht. Steht man dann erst vor den Einstiegen, ist die Verwunderung groß. Ein kleiner See mit Seerosen, Bummskeulen und quakenden Fröschen, deren Lärm allerdings die Idylle auch mal stören kann. Schotter ist hier planiert, ein paar große Steine laden zum gemütlichen Picknick ein. Das Ambiente ist dort genau nach meinem Geschmack. Selbiges gilt auch für die Kletterwege. Holger Kühne und René Riedel sind zwei der Erschließer der ersten Stunde. Sie fanden tolle Linien, die zu den lohnendsten Routen in unseren Steinbrüchen gehören. Mit Holgers „Mann oder Memme“ (8a) und Renés „Kreuz des Südens“ (8b) befinden sich hier zwei meiner absoluten Lieblingswege. „Tsunami“ (9c) gehört nach Gerald Krugs sehr gutem Kletterführer sogar zu den besten Routen Mitteldeutschlands überhaupt. Insgesamt sind bei Herrn Krug 26 Wege verzeichnet, von denen ein gutes Drittel erstklassig sind.

Doch bevor ich noch mehr ins Schwärmen gerate, zwischendurch der Dämpfer. Gerade in dem Bereich der „Tsunami“ lauert Gefahr. Ein beinahe Smart (Auto) großer Block steckt am Einstieg im Boden. Er hat sich vor wenigen Jahren aus dem Felsverband verabschiedet. Und der Blick über die Route zeigt, dass die schauderhafte Vorstellung, demnächst unter einem solchen Block zu Brei zerquetscht zu werden, nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Hier im Winter zu klettern, ist also nicht gerade ein gute Idee. Gefrierende Nässe in den Rissen, na Ihr wisst schon.

Janina Graeber beweist in „Mann oder Memme“, dass auch Frauen keine Memmen sein dürfen in dieser Route. 

An den Schwierigkeiten der top-Wege ist abzulesen, dass, wie der Aktienbruch in Löbejün, auch der Zinkenberg nicht gerade zu den anfängerfreundlichen Sportklettergärten zählt. Die Absicherung der Wege ist aber zum Teil so gut, dass man einige Routen schon fast als übersichert bezeichnen könnte. Das tun wir aber nicht, weil auch ich gern mal ohne Todesangst klettere.

Fabian Gutknecht-Stöhr setzt dem Tsunami seine souveräne Kletterkunst entgegen.

Und noch etwas macht bei mir diesen kleinen Steinbruch so beliebt. Er ist nahezu den ganzen Tag in der Sonne. Ich liebe Wärme. Gefroren hab ich schon genug in meinem Leben! Allerdings wird man hier an heissen Sommertagen gebraten wie ein Spiegelei. Aber da ist der normale Kletterer auch nicht in den Hohburger Bergen, oder? Der ist dann in einer schattigen Nordwand in der Sächsischen Schweiz zu finden. Aber hier am Zinkenberg kann man an sonnigen Tagen selbst im Winter klettern. Aber bitte nicht „Tsunami“oder rechts davon! Ab Mittag hat sich der Porphyr aufgewärmt und man kriegt selbst bei Frost am Fels warme Hände.

Auch die zukünftigen Vorsteiger kommen hier auf ihre Kosten. Zumindest wenn genügend Personal zum Zeitvertreib zur Verfügung steht.

Fazit lautet: Klein aber fein und gemütlich. Doch leider, leider ist der Zinkenberg derzeit gesperrt! Die Verhandlungen der IG Klettern und der DAV Sektion Leipzig mit dem neuen Eigentümer der Brüche sind noch zu keinem für uns Kletterer freudigen Ergebnis gekommen. Und ich glaube, dass unser Sport selbst daran nicht ganz unschuldig ist. Wäre ich der Eigentümer dieser Steinbrüche, ich würde es mir auch hundert Mal überlegen, ob ich es gut finden soll, dass dort Leute einer Tätigkeit nach gehen, die in dem unberechtigten Ruf steht, extrem gefährlich zu sein. Und es passiert ja auch immer mal was, wie gerade vor einigen Wochen der tödliche Unfall im Aktienbruch beweist. Also vorsichtig sein, sich vernünftig benehmen, keinen Abfall hinterlassen, die Regeln beachten. Dann können wir den Zinkenberg vielleicht auch bald wieder mit dem Segen der Besitzer betreten.

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2 Antworten

  1. Lily sagt:

    Leider ist die Kommentarmöglichkeit zum Kalender geschlossen. Deshalb an dieser Stelle: Sehr schöne Fotoauswahl. Gibt es die Überlegung, eine Kalendervariante so zu designen, dass man im Datumfeld Platz für Eintragungen hat? Das wäre das i-Tüpfelchen.

    • Olaf sagt:

      Hallo Lily
      vielen Dank für den Kommentar und das Lob. Die Fotos hab ich ausgewählt 🙂
      Ich bin überzeugt, dass die meisten Leute den Kalender in diesem Design am besten finden. Es gab zwar schon einige Vorschläge Änderungen betreffend. Doch nach meiner Ansicht sollte ich versuchen, den Geschmack möglichst vieler zu treffen. Das hoffe ich zu tun, in dem er weiter so bleibt, wie er ist: Schlicht mit dem Focus auf den Bildern.

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