Löbejün

Wir Leipziger Kletterer sind privilegiert. Das hab ich am Wochenende mal wieder dankbar festgestellt. Gut, die Dresdner sind noch viel mehr privilegiert. Und erst die Garmisch-Partenkirchner! Aber man soll sich ja nie mit anderen vergleichen, wenn man nicht unglücklich werden will. Ich jedenfalls war am Wochenende in Löbejün klettern, im Aktienbruch. Das ist der Mercedes unter den Steinbrüchen rings um Leipzig. Viele Leute auch unter den Kletterern wissen gar nicht, was es für großartige Möglichkeiten zum richtig guten Klettern rings um unsere Stadt gibt.

Die linke Seite des Sektors "Yosemite" in Löbejün. Hier kommen die ambitionierten Kletterer auf ihre Kosten. Alles im oberen Siebenten und Achten Grad (Sächsische Skala). Beim Blick auf dieses Bild kann man schon erahnen, dass man hier auch ein bisschen Kraftausdauer mitbringen muss.

Wie oft stecke ich in diesem Dilemma. Das Wetter ist gut, doch die Zeit ist zu knapp. Es lohnt sich nicht, ins Sächsische zu fahren oder gar in die Alpen. Aber einmal in der Woche richtigen Fels anzufassen ist das absolute Minimum, auch im Winter. Und da haben wir es eben hier wirklich gut getroffen. In loser Folge möchte ich über die Klettermöglichkeiten rings um Leipzig berichten. Heute geht es mit dem Aktienbruch in Löbejün los. Er ist das Prunkstück, hat aber durchaus ebenbürtige Konkurrenz vor allem in den Hohburger Bergen.

"Hangelmarathon" (6). Ein herrliche Hangelrippe, 30 m lang. Einer der Spitzenwege im unteren Schwierigkeitsbereich. Hier braucht man aber auch Nerven und muss die Piaztechnik beherrschen.

Klaus Scheunpflug steigt "Mandala" aus. Ein schöner Weg zum Einklettern. Im Hintergrund ist übrigens die Kante gut sichtbar, an der "The Edge" hinauf führt.

Das besondere an diesem Stein-bruch sind vor allem die vielen grandiosen Wege in höheren Schwierigkeitsgraden. Es ist also wirklich kein Tummelplatz für den Anfänger. Es gibt hier zwar ein paar leichtere Wege. Aber irgendwie haben auch die ein paar Dinge an sich, die sie anspuchsvoll machen. Zum Beispiel die deutlich größeren Hakenabstände im Vergleich zu anderen Steinbrüchen (Hohburger Berge) und auch die teilweise härtere Bewertung. Der Umstand mit den Hakenabständen liegt sicher daran, dass hier Sächsische Kletterer beim Finden und Einrichten der Routen am Werke waren. Mir persönlich gefällt gerade das ganz besonders, lässt es doch ernstes Klettern noch zu und damit das intensive Lebensgefühl bei diesem Sport, dass durch nichts anderes übertroffen wird. In Löbejün muss man, genauso wie in der Sächsischen Schweiz, schon genau wissen, was man tut und sich zutrauen sollte. Das kann man nun gut oder schlecht finden, je nach dem, welche Ansprüche man an diesen Sport stellt.

Eine weitere Besonderheit und ebenfalls für mich sehr attraktiv ist die Wandhöhe. Viele Routen haben an die 40 Meter. Da kann kein anderer Steinbruch mithalten. Auch nicht bei der Routenzahl und schon gar nicht bei der Anzahl der besonders lohnenden Touren. Mir fallen ohne Probleme ein Dutzend wirklich großartiger Kletterwege ein, die zu den schönsten Mittel-deutschlands gehören. Zwei davon ragen für mich diesbezüglich besonders heraus, die ich nun schon oft geklettert bin und auch immer wieder klettern werde: „Leistenzauber“ (8c) und „The Edge“ (8b). „Leistenzauber“ charakterisiert das Klettern hier in besonderem Maße, denn Löbejün ist berühmt für seine vielen Leistenklettereien. Gute Fussarbeit, demzufolge auch ein bisschen Leidensfähigkeit, denn die Schuhe müssen auf schmalen Leistchen natürlich eng sein, sowie ein gutes Körper- und Gleichgewichtsgefühl sind hier von Vorteil.

Die Route „The Edge“ gefällt mir persönlich nun ganz besonders, weil sie ausserordentlich vielfältig ist. Wandkletterei, Kante, Riss, ein kleiner Überhang und relativ gute Absicherung, wenn man noch ein paar Keilchen und Friends mitschleppen will. Allerdings bis zum zweiten lebensrettenden Bohrhaken, muss man sich ganz schön festhalten. Typisch Löbejün eben!

Klaus Scheunpflug in einem Traum aus Porphyr! Kompromissloses Klettern und weite Hakenabstände, aber noch zusätzlich mit Keilen absicherbar. Für mich die schönste Route in unseren Steinbrüchen.

Man könnte sicher noch viel mehr sagen, auch über andere wirklich tolle Routen dort oder den festen und in den schweren Wegen immer noch rauen Fels. Aber das bringt Euch nicht wirklich weiter. Hingehen, anschauen, sorgfältig Routen studieren, erst dann einsteigen und geniessen. Climb now, work later. Wie schade, dass man diesen Spruch leider nicht immer beherzigen kann!

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2 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Hallo Olaf,
    also, der Name Löbejün hätte ich auf Anhieb nicht mit Klettern verbunden! So lernt man immer dazu! Dieser „Aktienbruch“ schaut sehr eindrucksvoll aus!
    Herzliche Grüße
    Veronica

  2. Hartmut Halang sagt:

    Ein sehr guter, informativer Beitrag auch für unser Mitteilungsheft der DAV Sektion Leipzig. Für Neulinge könntest Du bißchen verraten, wie man hinkommt.
    Danke!
    Beste Grüße Hartmut

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