Der Bart ist ab!

Selten war die Rückkehr in die Zivilisation so unvermittelt wie dieses Mal. Wir sind in El Chaltén eingetroffen. Nach einer unruhigen Nacht mit dem Heulen des patagonischen Sturmes in den Ohren sind wir heute zur letzten Etappe unserer Inlandeisüberquerung aufgebrochen. Zwischen der Laguna Toro und El Chaltén lagen noch einmal 16 Kilometer mit 500 Höhenmetern im Auf- und 700 Meter im Abstieg. Das kühle Wetter war zum Gehen mit schwerer Last geradezu ideal, auch der Wind hatte ein Einsehen mit uns. Nach sechs Stunden Schlepperei war es dann geschafft. Ganz unspektakulär.

der Gletscher Rio Túnel

Der Abstieg vom Eis hinunter nach El Chaltén war äußerst anspruchsvoll aber landschaftlich wunderschön. Hier der Gletscher Rio Túnel. Die patagonischen Gletscher, so hat es den Anschein, kämpfen noch nicht um ihre Exsistenz im Angesicht des Klimawandels.

So hart und unbarmherzig gerade die beiden letzten Tage am Paso del Viento waren, ich habe immer irgendwie ein wehmütiges Gefühl, wenn eine großartige Tour zu Ende geht. Der Rhythmus des Unterwegsseins wird jäh unterbrochen. Zugleich sehne ich schon seit Tagen eine heiße Dusche, frische Klamotten und ein leckeres und peroninfreies Essen herbei. Doch der Kontrast zwischen dem totalen Ausgesetztsein in menschenleerer Wildnis und diesem Ort hier, könnte kaum größer sein, und das ist ziemlich störend.

Wir sind in einer Herberge abgestiegen, die Georg schon vor der Reise angeschrieben hatte, um uns anzumelden. Restaurant, Bar, Internetcafé gibt es hier, die Bushaltestelle ist direkt vor der Tür. Es herrscht ein permanentes Begängnis. Die Saison beginnt gerade. Während der gesamten Tour haben wir keinen einzigen Menschen getroffen, hier sind hunderte.

Der Ort El Chaltén

Der Ort El Chaltén ist die selbsternannte Trekkinghauptstadt Argentiniens. Und sie ist ein Mekka für die Kletterelite aus der ganzen Welt.

Natürlich war es toll, in ein Zimmer mit Bad einzuziehen, zu duschen, ein Steak zu essen, die Sachen zu waschen. Wir waren gestern auch noch bei der Polizei, um offiziell in Argentinien einzureisen. Aber schon beginnt die Planung des zweiten Teiles dieser Reise, denn die Inlandeisüberquerung bis hierher war ja nur der „Anfang“. Nachdem wir unsere Sachen alle hier haben, werden wir in Richtung Fitz Roy aufsteigen und dort im Basislager einige Tage verbringen, bis Georg die Heimreise antreten muss. Ich werde dann allein dorthin zurückkehren und mir den Berg als Vorbereitung auf die Tour in nächsten Jahr genau anschauen, Zustiegsmöglichkeiten erkunden, und vor allem Bilder machen. Leider ist bei mir ein kleines Handicap dazugekommen. Bei einem Sturz am Paso del Viento hab ich mir vermutlich eine Rippe gebrochen. Aber darauf muss man ja nicht laufen, aber es tut weh, vor allem beim Liegen. Deshalb gönne ich mir heute erstmal einen Ruhetag für Rippe, Fuß und mich.

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4 Antworten

  1. Christiane sagt:

    Hauptsache, ihr habt es geschafft. Rippe und Fuß kommen hoffentlich bald in Ordnung. Bin auf die Eindrücke vom Fitz Roy gespannt.

  2. Veronica sagt:

    Gratulation zur geschafften Überquerung!!
    Nach dem fast täglichen Lesen der News überkommt mich auch so was wie eine Leere ….
    Aber nachdem du, Olaf, ja noch ein bisschen dort bleibst, kann ich vielleicht auf weitere News und weitere tolle Fotos hoffen?!?!

  3. Armin sagt:

    Congratulation!!
    Da habt ihr ein paar beeindruckende Etappen hingelegt – höchsten Respekt von meiner Seite! Auch wenn dir das Lachen in der nächsten Zeit vergehen wird (das ist nun mal bei ner kaputten Rippe so ;-))
    Bin Anfang Dezember mal wieder in Leipzig, vielleicht gibt’s Gelegenheit für ein Wiedersehen.
    Bis denne, herzliche Grüße
    Armin

  4. Gratulation zur erfolgreichen Expedition!
    Habe Euch täglich verfolgt und wäre trotz aller Schwierigkeiten, Schneestürme und Winde gerne mit in Patagonien gewesen … Hoffentlich geht es bei mir im nächsten Jahr auch wieder irgendwo auf’s Eis!
    Viele Grüsse, Martin

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