Auf dem Weg ins Basislager

Berge ragen aus der Zivilisation heraus. Deshalb ist es so befreiend, hier mitten zwischen ihnen sein zu dürfen. Genau so empfinde ich es gerade wieder, denn wir sind im Herzen des Karakorum auf dem Weg zu unserem Berg.
Als wir am Morgen nach unserem Ankunftstag im Hotel in Islamabad erwachten und ich aus dem Fenster schaute, da sah es aus, als wollte die Welt untergehen. Das wars also mit unserem Flug nach Skardu. Trotzdem fuhren wir zum Flughafen. Und auf dem Weg schien es, als wollte sie tatsächlich untergehen.

Ein Wolkenbruch wie aus dem Bilderbuch. Auf der Autobahn zum Flughafen hätte man an manchen Stellen mit dem Boot fahren können. Doch wir checkten ein, hatten noch Zeit für einen Kaffee, schlenderten anschließend zum Gate und warteten. Ich rechnete ja jeden Augenblick damit, dass der Flug gecancelt wird. Aber das passierte nicht. Also warteten wir weiter.
Und dann geschah ein kleines Wunder. Der Regen hörte auf, die ersten blauen Flecken erschienen am Himmel, und wir stiegen tatsächlich ins Flugzeug. Das hob dann sogar ab und 50 Minuten später landeten wir nach einem spektakulären Flug über den Nanga Parbat in Skardu.
Wir drei konnten unser Glück kaum fassen. Zeeschan, der Sohn vom Chef der Hunza Guides holte uns vom Flughafen ab. Wir fuhren ins Hotel, aßen zu Mittag, fuhren in die Agentur, kauften noch ein paar Sachen ein, Max ging sogar zum Frisör.
Das Nadelöhr in Skardu sind die nötigen Papiere vom Militär. Denn unser Berg liegt leider in einem militärischen Sperrgebiet. Doch Zeeschan wollte es zwar nicht versprechen, aber er war guter Dinge, dass wir die Papiere noch am selben Tag bekommen könnten. Und wieder hatten wir wohl eine Menge Glück. Unser Guide Mafusz klopfte 22.30 Uhr an unsere Tür und präsentierte die Papiere.

Wie in Nepal sind auch hier im pakistanischen Teil des Karakorum unsere Träger das Maß aller Dinge. Ohne sie läuft gar nichts. Meine Hochachtung vor ihren Leistungen ist schier grenzenlos. Auf dem Weg von Hushe zum Basislager mussten sie gleich mehrere Flüsse überqueren. Aber die Jungs sind Profis und haben das mit Bravour gemeistert.

Also konnte es schon am Mittwoch (06.07.) mit den Jeeps nach Hushe weitergehen. Hier trafen wir auf unsere Träger und auf eine österreichische Expedition, die soeben vom Laila zurückgekehrt war.
Was die uns allerdings berichteten, hatte das Potential, unsere gute Laune schlagartig ins Gegenteil umschlagen zu lassen. Miserable Verhältnisse, nur noch wenig Firn in der Flanke, insgesamt viel zu warm. Sie hätten rasch entschieden, umzukehren, ohne auch nur den kleinsten Versuch unternommen zu haben. Auch eine polnische Gruppe, die mit ihnen am Berg war, hat sich entschlossen, ihre Expedition ohne Versuch abzubrechen.
Man bot uns an, mit ihrer Felsausrüstung die unsere zu verstärken, weil es wohl unumgänglich sein würde, sehr viel im Fels anstatt im Firn zu klettern. Wir nahmen dieses Angebot dankend an und sind nun perfekt für Felskletterei ausgestattet.

Auch eine andere Hiobsbotschaft machte uns zu schaffen. Unseren ersten Lagerplatz in Saicho sollte eine Mure (Geröll- und Schlammlawine) komplett zerstört haben. Eine andere Gruppe hatte berichtet, dass sie ihre gesamte Ausrüstung und ihr komplettes Lager eingebüßt haben. Gott sei Dank sei aber niemand verletzt worden.
Dort würden wir nicht bleiben können. Ich kannte Saicho ja sehr gut. Das letzte Mal war ich ja 2019 mit Jacob und Sven hier. Ein wunderschöner Ort. Als wir heute dort vorbei kamen, konnte ich es kaum glauben. Hundettausende Tonnen Schlamm und Geröll haben diesen Ort komplett verschüttet. Ein trauriger Anblick!

Also musste es unfreiwillig weiter aufwärts gehen, was akklimatisationstechnisch nicht gerade ideal ist. Mehr als 650 Höhenmeter gleich am ersten Tag sind schon ein bisschen viel. Ändern können wir das gerade nicht.
Wir lagern heute aber auch an einem sehr schönen Platz, einer Sommeralm gemeinsam mit einer übergroßen Herde Schafe und Ziegen. Wenn alles läuft wie geplant und uns nicht noch irgendeine Schlammlawine den Weg versperrt, dann werden wir morgen (08.07.) das Basislager erreichen.

Dort wollen wir zuerst einen Unruhetag einlegen und bis unter den Gondogoro Pass aufsteigen, um Fotos zu machen und unsere Akklimatisation zu verbessern. Am nächsten Tag werden wir dann beginnen, die ersten Lasten ins Hochlager zu tragen.

Zwei, drei Tage noch, dann wird es langsam ernst hier bei uns am Laila Peak. Wollen wir hoffen, dass unsere Vorgänger ein wenig zu voreilig ihre Unternehmung abgebrochen haben und doch nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde.

Daumen drücken könnte helfen.

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2 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Klar, alle Daumen werden hier ganz fest gedrückt!!!

  2. Wolfgang Jähne sagt:

    alles gute euch dreien und den Trägern,wünsche euch eine erfolgreiche Tur,und kommt gesund nach hause.Wolfgang aus der Oberlausitz.

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