Interviews

Ich weiss nicht, wie viele es in den vergangenen 25 Jahren gewesen sind. Es müssen hunderte sein. Offensichtlich finden es eine Menge Leute interessant, wie so ein freiberufliches Abenteuerleben überhaupt funktionieren und was man dabei alles sehen und erleben kann. Doch auch ich finde Interviews spannend: Oft genug werde ich gezwungen, über Fragen nachzudenken, die ich mir selber so niemals stellen würde. Hier als erstes ein kurzes Interview für die Speakerplattform „Athenas“ bei der ich gerade aufgenommen wurde und über die meine Firmenvorträge nun auch buchbar sind:

Die bei weitem extremste Region, in der ich bisher war ist Patagonien. Hier ein geradezu biblischer Wettersturz, der uns hoch oben am Fitz Roy erwischt hat. Dieses Bild zeigt uns auf der Flucht!

Die bei weitem herausforderndste Region, in der ich bisher war, ist Patagonien. Hier ein geradezu biblischer Wettersturz, der uns hoch oben am Fitz Roy erwischt hat. Dieses Bild zeigt uns auf der Flucht!

Herr Dr. Rieck, Sie sind Extrembergsteiger und Expeditionsleiter. Was fasziniert Sie an den extremsten Regionen unserer Erde?

Mich faszinieren zwei Dinge, die unmittelbar zusammenhängen. Zum einen die Auseinandersetzung mit einer unbarmherzigen Natur. Damit meine ich die Begegnung mit Unwägbarkeiten, die ständig notwendige Reaktion auf sich permanent wechselnde Gegebenheiten, das Ausgesetztsein, die Einsamkeit, die Gefahr und die dadurch besonders intensiven Erfahrungen mit sich selbst.

Das andere ist die Natur als solche. Wer einmal einen Sonnenaufgang hoch oben an einem Eisriesen im Himalaya erlebt hat oder eine gewaltige Kalbung eines Gezeitengletschers in der Arktis oder einen springenden Wal, der weiß, was ich damit meine.

In einer besonders schönen, abgelegenen oder rauen Gegend unterwegs zu sein, ist buchstäblich immer gleichzusetzen mit der Möglichkeit, auf eine sehr intensive und aufregende Art Lebenszeit zu verbringen. Dort zu sein, ist deshalb grundsätzlich sehr sinnvoll und auch sehr motivierend.

Doch vor allem ist es für mich ein besonderes Privileg!

Bei unserer Überquerung des patagonischen Inlandeises vom Jorge Montt-Gletscher zum Paso del Viento haben wir Stürme erlebt, die einfach unbeschreiblich sind. Man stelle sich einen riesigen Footballspieler vor, der einen in vollem Lauf umrennt. So ähnlich fühlt sich eine starke Sturmböe auf dem patagonischen Inlandeis an.

Bei unserer Überquerung des patagonischen Inlandeises vom Jorge Montt-Gletscher zum Paso del Viento haben wir Stürme erlebt, die einfach unbeschreiblich sind. Man stelle sich einen riesigen Footballspieler vor, der einen in vollem Lauf umrennt. So ähnlich fühlt sich eine starke Sturmböe auf dem patagonischen Inlandeis an.

Welche Eigenschaften sollte man als Expeditionsleiter in diese Regionen mitbringen?

Die wichtigsten Eigenschaften eines Expeditionsleiters sollten in erster Linie ein starker Wille, eine ausgeprägte Begabung, Leute zu führen und natürlich Organisationstalent sein. Darüber hinaus sind Durchhaltevermögen und schon eine gewisse Leidensfähigkeit ebenfalls wichtige Eigenschaften, die einem auf langen Unternehmungen und in schwierigen Situationen weiterhelfen.

Seit nun schon fast zwanzig Jahren führe ich Trekkinggruppen nach Nepal. Es gibt keine bessere Schule hinsichtlich Führung.

Seit nun schon fast zwanzig Jahren führe ich Trekkinggruppen nach Nepal. Es gibt keine effektivere Schule hinsichtlich Führung von Menschen. Und das beste an dieser Sache ist, dass viele Gäste nach der gemeinsamen Tour gute Freunde geworden sind.

Auf Ihren zahlreichen Expeditionen erleben Sie viele Abenteuer. Gibt es ein Erlebnis, an welches Sie besonders gerne zurückdenken?

Da fällt mir eines sofort ein. Das war auf einer Kajakexpedition in der Glacier Bay in Alaska. Dort sind wir in unseren winzigen Booten kilometerweit vom Ufer entfernt ausgewachsenen Buckelwalen begegnet. Das sind riesige Kerle, bis zu 30 Tonnen schwer und 15 m lang. Sie sprangen in unmittelbarer Nähe unserer Boote und tauchten unter uns durch. Sie waren sehr neugierig. Wir hätten sie fast anfassen können, so nah kamen sie an uns heran. Das war das aufregendste und schönste, was ich je erlebt habe.

Er fiel in unsere Richtung. Noch ein paar Meter näher und wir wären wenigstens pitschnass geworden.

Er fiel in unsere Richtung. Noch ein paar Meter näher und wir wären wenigstens pitschnass geworden.

In Ihren Vorträgen sprechen Sie unter anderem von den Parallelen zwischen Management und Bergsteigen. Können Sie uns ein paar Beispiele nennen?

Die Parallelen sind so vielfältig und augenfällig, dass ich große Himalaya-Expeditionen oder ausgedehnte Unternehmungen in Alaska, Patagonien oder der Arktis als Modelle für Unternehmen in der Wirtschaft ansehe. Von Risikomanagement über eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse bis zum Marketing ist alles dabei. Und die Menschenführung spielt natürlich eine ganz besondere Rolle. Teams zusammenzustellen und unter meist schwierigen Bedingungen zu motivieren und zu führen, ist das tägliche Brot eines Expeditionsleiters. Es gab von mir geführte Expeditionen zu 8000ern in Pakistan und in Nepal, da waren 200 Leute unterwegs: Das Team, eine Begleittrekkinggruppe, eine Küchencrew und 180 Träger.

Bei dem Versuch einer Doppelbesteigung der beiden 8000er Hidden Peak und Gasherbrum 2 waren am Start des Anmarsches zum Berg mehr als 200 Mann. Jeden Tag wurde vier bis fünf Trägerlasten aufgefuttert!

Bei dem Versuch einer Doppelbesteigung der beiden 8000er Hidden Peak und Gasherbrum 2 im Jahr 2001 waren wir am Start des Anmarsches zum Berg mehr als 200 Mann. Allerdings nicht lange, denn jeden Tag wurden vier bis fünf Trägerlasten aufgefuttert!

Welche Rolle spielen Ziele beim Bergsteigen und in Unternehmen?

Ziele prägen unser Leben, weil sie uns dabei helfen, unser Tun zu strukturieren und einen Maßstab für das Getane festzulegen. Woran sonst können wir Erfolg und Misserfolg unseres Handels messen? Beim Bergsteigen gibt es nun besonders klare Ziele. Ich kann mir kein augenscheinlicheres Ziel vorstellen, als den höchsten Punkt eines Berges. Deshalb sind Bergsteiger auch besonders zielorientierte Leute. Das ist oft sogar ihre Haupteigenschaft. Doch sie haben mit ihren Zielen immer das Problem, dass sie eine zerstörerische Kraft entfalten können. Damit verantwortungsvoll umzugehen, rechtzeitig die richtigen Schlüsse zu ziehen und starke Entscheidungen zu treffen, lernt man nirgendwo besser, als in Situationen, in denen es um Leben und Tod geht.

Nicht das schwierigste aber doch mit Sicherheit das schönste von all meinen Zielen: Die 6856 m hohe Ama Dablam. Sie gilt bei vielen als der schönste Berg der Welt. Wer sie einmal gesehen hat, weiss, was mit dem Begriff "Traumberg" gemeint ist. 2006 war ich über den Südwestgrat erfolgreich.

Nicht das schwierigste aber doch mit Sicherheit das schönste von all meinen Zielen: Die 6856 m hohe Ama Dablam. Sie gilt bei vielen als der schönste Berg der Welt. Wer sie einmal gesehen hat, weiss, was mit dem Begriff „Traumberg“ gemeint ist. 2006 war ich über den Südwestgrat erfolgreich.

 

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