Denali

Mit jedem Tag, den ich hier sein darf, beeindruckt mich der Denali mehr. Denali, so sein offizieller indianischer Name, bedeutet so viel wie der „Grosse“. Treffender Name! Nur im Herzen des Karakorum habe ich mehr Eis gesehen. Die Eismassen rings um uns sind wirklich phänomenal. Phänomenal sind allerdings auch die Mengen an Menschen, die diesen Berg besteigen wollen. Derzeit sind einige hundert Bergsteiger zwischen den Lagern unterwegs. Und das ist wohl das ungewöhnlichste am Denali. Es ist wirklich erstaunlich, wie diszipliniert hier die Leute unterwegs sind. Das liegt aber keineswegs daran, dass die Spezies der Bergsteiger etwa ordentliche und rücksichtsvolle Leute wären. Es liegt an den strengen Auflagen der Ranger, die nichts dem guten Willen der Leute hier überlassen.

Man muss beim Gesprächstermin mit den Rangern genau angeben, für wieviele Tage Essen und welche Anzahl Gaskartuschen mitgeführt werden. Wieder unten im Basislager wird abgerechnet. Hat einer zu wenig mit herunter gebracht, muss Strafe gezahlt werden.

Dieser beeindruckende Eisfall flankierte das Lager 2. Zu jeder Tageszeit schimmerte das Eis in einem anderen Blauton.

Jeder Bergsteigergruppe wird ein Name gegeben. Die Ranger händigen Klebezettel aus, auf denen diese Namen stehen. Die Zettel werden an langen Bambusstäben befestigt. Mit diesen Stäben werden die Depots gekennzeichnet, in denen zum Beispiel Nahrung und Brennstoff für den Rückweg sowie der Müll gelagert wird. Alles muss mindestens einen Meter tief eingegraben werden, damit es nach einer längeren Tauperiode nicht zum Vorschein kommt. Kommt der Müll dennoch zum Vorschein und waren die Vögel dran, droht wieder Strafe.

Das „Große Geschäft“ wird in mitgeführte etwa eimergroße Behältnisse erledigt, in welche mit einer Identifikationsnummer versehene Tüten eingelegt werden. Diese Tüten sind nach einer gewissen Zeit wasserlöslich. Also ja nicht reinpinkeln. Die Tüten, ich habe acht Stück bekommen, dürfen in gekennzeichneten Gletscherspalten entsorgt werden.

Wunderschön gelegen mit einem grandiosen Panoramablick. Mein Lieblingslager bisher.

Beim Pinkeln ist man nicht ganz so streng. Allerdings sollten im Lager gekennzeichnete Stellen aufgesucht werden. Deshalb gilt: „Don`t eat yellow snow“. Wenn ich ein paar Regeln vergessen haben sollte, reiche ich sie später nach. Fakt ist jedenfalls, dass ich das alles sehr zweckmäßig finde. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es hier aussähe, gäbe es diese Regeln nicht.

Wir sind gestern im Lager 3 eingetroffen. Wieder ein unglaublich schöner Platz mit spektakulärer Aussicht. Und noch immer ist das Wetter makellos. Langsam bekomme ich das Gefühl, als ginge das nicht mit rechten Dingen zu. Ich habe bisher nur Schauergeschichten über grandiose Wetterstürze und ungeheuerlich tiefe Temperaturen gehört. Doch ich weiss, der Denali kann auch anders. Und inzwischen habe ich auch so ein Gefühl, dass wir diese dunkle Seite noch kennenlernen werden. Alles andere wäre so etwas wie ein Wunder!

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Eine Antwort

  1. Veronica sagt:

    Hallo Olaf,
    wow, das sind wieder tolle Bilder!! Über die Regeln musste ich schon schmunzeln, aber du hast recht, wenn da so viele Leute unterwegs sind würde es ohne Regeln im Nu verheerend ausschauen in der Gegend!
    Ich drücke die Daumen, dass der Denali euch gut gesonnen bleibt!!
    Herzliche Grüße aus Sachsen!
    Veronica

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