Die Ärmsten der Armen

Alles läuft wie ein Uhrwerk. Wir spulen unser Besichtigungs- und Erlebnisprogramm ab, denn wenn man sich einmal auf den weiten Weg hierher an den Rand des Himalayas gemacht hat, dann muss man die Höhepunkte des Kathmandutales unbedingt auch gesehen haben: Bodnath, Patan, Swayambunath, Baktapur, und natürlich Pashupatinath als heiligster Ort der Hindus selbstverständlich auch.

Drei Königsstädte beherbergte das Kathmandutal einst. Hier sind wir in Patan in mitten der Prachtbauten in der Umgebung des Herrscherpalastes. Ich hatte die Tage Cham engagiert, einen hervorragend deutsch sprechenden Profistadtführer, der sich exellent mit der Kunst und Kultur Nepals auskennt.

Und meine News-Leser sind ebenfalls irgendwann auf virtuellem Wege alle schon einmal dort gewesen. Einer unserer Programmpunkte verdient allerdings, extra erwähnt zu werden. Vorgestern und gestern waren wir in der Nähe von Ramkot, um uns auf einer kleinen Wanderung ein wunderschön am Rande des Kathmandutales gelegenes Kloster anzuschauen. Schließlich muss jeder, der mit mir Nepal besucht, wenigstens ein paar Meter in den Bergen laufen. Wie könnte  er sonst behaupten, im Himalaya gewesen zu sein?

Die Rinchen Pariat-Gompa in Ramkot ist ein funkelnagelneues Kloster, welches ebenfalls so eine Art Kinderhausfunktion hat. Viele der kleinen Mönche hier stammen aus bitterarmen Familien.

Wir waren aber nicht nur zu diesem Kloster gekommen, um zu gleich wieder zu verschwinden, sondern wir wollten eine Nacht hier verbringen, um uns so zumindest ein wenig das Leben der Mönche anzuschauen.

Ich war mir nicht sicher. Inzwischen weiss ich aber, dass es keine schlechte Idee gewesen ist, mit meinen Gästen mal ein Kloster auf diese Art zu besuchen.

Wir aßen mit den kleinen Mönchen und hielten mit ihnen eine Puja ab, so wie es sich gehört. Und wir wanderten auch wieder in das Kathmandutal hinunter. Auf diesem Rückweg gab es dann die für mich wichtigste Begegnung dieser Zweitagestour. Wir kamen an einer Ziegelbrennerei vorbei und konnten uns anschauen, wie die Ärmsten unter den Armen hier in Nepal leben und arbeiten müssen.

Es gibt eine Hölle auf Erden. Und sie wissen, wie es sich anfühlt, in ihr zu leben...

Eine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern war gerade dabei, einen LKW mit vorgetrockneten Ziegelsteinen zu entladen und mit ihnen die Brennkammer einer Brennerei zu bestücken. Eine extrem schmutzige Arbeit. Unmittelbar hinter der Ziegelei lebten diese Arbeiter mit ihren Kindern in aus losen Ziegelsteinen aufgeschichteten höhlenartigen Behausungen, in denen es weder Strom oder Wasser noch irgendwie anders geartete hygienische Einrichtungen gibt.

Mich deprimiert eine solche Erfahrung immer sehr. Denn es ist etwas anderes, so etwas im Fernsehen bei einem reichhaltigen Abendbrot und einer guten Flasche Wein oder eben von Angesicht zu Angesicht zu sehen, zu riechen und zu schmecken.

Diese Leute besitzen nichts. Sie werden auch nie etwas besitzen und ihre Kinder und Kindeskinder auch nicht. Menschen ohne Zukunft und ohne Hoffnung. Und sie wussten das. Kein bisschen Fröhlichkeit war hier zu entdecken. Hier bleibt das Wunder gänzlich aus. Allein für eine solche Erfahrung lohnt es sich auch, nach Nepal zu kommen. Man ist anschließend nicht mehr derselbe wie vorher.

 

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2 Antworten

  1. Thomas Schmidt sagt:

    Wer das einmal erlebt hat, ist definitiv nicht mehr derselbe wie vorher – so auch ich.
    Und ich meine das ist gut so 😉

  2. Veronica sagt:

    Ja, so ist wohl das Leben in Nepal: manchen geht es ganz gut (z.B. den Mönchen), anderen geht es überhaupt nicht gut (z.B. den Menschen in der Ziegelei). Es ist gut, dass wir auch die Ziegelei gesehen haben, so wurden wir mal wieder mit der Nase drauf gedrückt, wie gut es uns geht ……..

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