Eine erste Chance?

Wir haben einen neuen Wetterbericht bekommen, und er sieht ziemlich verheissungsvoll aus. Es könnte sein, dass sich am Ende der Woche ein etwas größeres Wetterfenster öffnet. Jedenfalls soll der Luftdruck einen längeren Zeitraum als nur für einen Tag steigen.

Quelle: ARL NOAA

Wir können nichts anderes tun, als darauf hoffen und warten. Mit uns machen das im Basislager die Bulgaren. Sie haben gestern und vorgestern einen Versuch an einem Nachbargipfel des Fitz Roy unternommen. Doch nach der fünften Seillänge mußten sie im Sturm aufgeben. Alle anderen Aspiranten sitzen unten in El Chaltén. Offensichtlich ist es aus der Mode gekommen, hier oben im Basislager zu frieren. Die meisten hocken irgendwo unten im Ort. Das hat auf jeden Fall den Vorteil, dass man nicht Gefahr läuft, von einem Baum erschlagen zu werden. Ich hatte diese Möglichkeit ja in der letzten news schon angedeutet. Was für ein unrühmliches Ende, am Fitz Roy durch einen Baum ums Leben zu kommen.

Die winzigen Blätter sind, wie könnte es anders sein, eine Anpassung an den vielen Wind. Jedenfalls drängt sich diese Erklärung für mich als Laien auf.

Die Bäume, vor denen ich hier die ganze Zeit rede, sind sogenannte Südbuchen, die nur auf der Südhalbkugel vorkommen. Sie entwickelten sich, als der Urkontinent Gondwana noch existierte und sehen den Buchen auf der Nordhalbkugel auch sehr ähnlich, sind aber nur entfernt mit ihnen verwandt. Diesem Umstand verdanken sie auch ihren richtigen Namen: Nothofagus, was soviel wie Scheinbuche heißt, denn notho ist Griechisch und bedeutet falsch bzw. unecht. Es gibt vier Unterarten, die alle eine Gemeinsamkeit haben, nämlich die winzigen Blätter. Die Wälder in Patagonien bestehen fast ausschließlich aus diesen Bäumen, die mich sehr beeindrucken. Sie widerstehen hier Bedingungen bzw. versuchen zu widerstehen, die eigentlich keinem Baum zuzumuten sind. Dementsprechend sehen die Wälder dann auch aus.

Als Südbuche hat man es nicht leicht. Bis zu 500 Jahre können diese Bäume alt werden. Dann allerdings müssen sie das Glück haben, an einem windgeschützten Ort zu stehen. Als ich das letzte Mal an diesem stattlichen Exemplar vorbei gekommen bin, stand es noch.

Hinter unserem Zelt steht auch so einer. Sein Stamm misst einen Meter im Durchmesser. Uns bleibt also zu hoffen, dass diese Südbuche noch viele schöne Jahre vor sich hat. Und wir hoffen auf das Wetterfenster. Dann gibt es in der nächsten news vielleicht den Bericht zum ersten Versuch.

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2 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Hallo Olaf,
    hé, hier wird sogar Gondwanland erwähnt! Dr. Junhold wir sich freuen ;>))
    Ich hoffe mit euch auf das günstige Wetterfenster!
    Herzliche Grüße
    Veronica

  2. Georg sagt:

    Hallo Olaf,
    wünsche Euch beiden gutes Wetter und wenig Langeweile. Das wäre wohl nichts für mich:-)

    Und grüß mir die netten Damen an der Rezeption!

    Alles Gute und viele Grüße aus der Polarnacht
    Georg

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