Ein aufregender Tag!

Er wollte gar nicht so recht anfangen dieser Tag, denn es wurde nicht hell. Beim Blick auf die Uhr wunderte ich mich darüber. Aber die Ursache war rasch gefunden. Der Sturm, er hatte uns fast zugeweht. Jeden Tag fallen hier Unmengen von Schnee. Ich hab sowas noch nie gesehen. Wir mit unseren Ski und der Pulka haben ja kein Problem mit den Schneemassen. Aber wir müssen eben jeden Morgen unser Zelt ausgraben.

eingeschneit im Zelt

Georgs Zeltseite war im Schnee verschwunden. Er musste sich regelrecht ans Tageslicht graben.

Gegen Morgen hatte der Sturm nachgelassen und war nun zu einem nur noch unangenehmen Wind geworden. Das Interessante daran, er blies direkt aus nördlicher Richtung. Wir sind ja bekanntlich nach Süden unterwegs. Also war klar, was heute auf der Tagesordnung stehen würde. SEGELN! Es gab aber keinen Anlass zur Euphorie, denn die Sicht war wiedermal miserabel. Wie sollten wir segeln, wenn wir nicht sehen konnten, wohin? Aber Georg war fest entschlossen, den nahezu perfekten Wind zu nutzen.

Segeln

Mir war das Ganze nicht geheuer ohne Sicht, denn wir bekamen richtig Speed drauf. Mit dem GPS kann man ja die Geschwindigkeit genau bestimmen. Wir maßen heute Spitzengeschwindigkeiten von 20 km/h.

Das ging natürlich nicht die ganze Zeit so schnell, denn der Wind kam nicht immer direkt von hinten. Bei Seitenwind wurde es für mich zumindest besonders interessant. Jedenfalls war vollste Konzentration gefragt. Der Untergrund ist nicht eben, es gibt Schneeverwehungen auf die wir achtgeben mussten. Das Segel wollte im Auge behalten werden und Georg natürlich ebenfalls. Ganz nebenbei wollte ich ja auch noch fotografieren. Doch meine Versuche diesbezüglich endeten regelmäßig mit einem fulminaten Sturz. Ich kann eben nicht vier Sachen auf einmal erledigen. Bei einer solchen Gelegenheit hab ich mein schönes neues Funkgerät eingebüßt. Das sollte uns den Kontakt ermöglichen, falls wir uns mal aus den Augen verlören. Dies können wir nun abhaken und müssen ab sofort immer schön auf Sicht fahren.

Sturz mit dem Segel

Wenn man einmal daliegt, hört der Wind ja nicht auf zu blasen. Es ist dann jedesmal ein Kampf, dass Segel unter Kontrolle zu bringen, auf die Beine zu kommen und wieder zu starten.

Irgendwann wurde dann sogar die Sicht besser, doch dafür kam der Wind nicht länger aus der richtigen Richtung. Das Segeln machte keinen Sinn mehr. Aber trotz spektakulärer Stürze, die glücklicherweise alle glimpflich abgingen, sind wir in zwei Stunden 12 Kilometer vorangekommen. Ich war wiedermal aus dem Häuschen vor Freude. Jetzt allerdings mussten wir uns selber vor die Pulkas spannen. Doch schon nach einer Einheit sah es abermals gut aus mit dem Wind. Diesmal war er allerdings ziemlich stark. Dafür gab es endlich gute Sicht. Für stärkeren Wind hatten wir uns ja extra kleinere Segel anfertigen lassen. Die kamen nun zum Einsatz. Jetzt ging es noch forscher zur Sache. Allerdings hatte ich das Ganze schon besser unter Kontrolle, denn die kleineren Segel lassen sich wesentlich einfacher händeln. Nach etwa fünf Kilometern endete aber auch dieser Segeltörn. Der Wind wurde offensichtlich zu stark, denn jetzt fing auch Georg an, Schwierigkeiten zu bekommen. Also abermals Segel verpacken und selber ziehen. Allerdings machte selbst das heute Spaß, denn uns umgeben gerade bizarre Berggestalten, die wir zur Abwechslung auch mal sehen können.

Patagonische Berge

Die Berge haben hier fast alle die für Patagonien typischen Eishauben. Allerdings ist das eine ganz spezielle Eisart, die sich eher mit Rauhreif vergleichen läßt und so ungefähr die Konsistenz von Styropor hat.

Wir befinden uns derzeit im Korridor Hicken. Das ist ein Durchschlupf durch eine Bergkette, die hier aus dem Eis ragt. Wenn wir morgen gute Sicht haben sollten, dann wird es auch etwas zu sehen geben.

Heute haben wir unsere Rekorddistanz von vorgestern noch einmal deutlich übertroffen. Wir sind 17 Kilometer gesegelt und 12 Kilometer gelaufen. Wenn wir morgen wieder gut vorwärts kommen sollten und auch noch gute Sicht herrscht, dann könnte es sein, dass wir in der Ferne vielleicht einen der großartigsten Berge der Welt sehen können. Ob dieser Traum wirklich schon morgen wahr wird?

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3 Antworten

  1. henry sagt:

    lieber olaf,
    allerfeinsten dank für deine karte, ich habe mich sehr darüber gefreut! eure expedition ist speziell und faszinierend und ich wünsche euch als krönung eine gute besteigung des fitz roy mit hoffentlich fabelhafter aussicht. respekt, wie du in den letzten wochen diverse hindernisse mehr oder weniger einfach weggeschmissen hast. deine fotos sind erneut klasse, ich hätte nie gedacht, wie interessant diese eiswüste aussehen kann. sorry für meine leicht späte reaktion, aber mein netzanschluss funktioniert seit einiger zeit wenig optimal. apropos netz: glückwunsch zu deiner „neuen“ site, sie ist erheblich besser als vorher, auch wenn die alte so schön vertraut war.

    herzliche grüße
    und hoffentlich bald wieder mal ein paar gemeinsame runden um den see
    henry

  2. Janina sagt:

    Ich freu mich, dass die Segel nun auch zum Einsatz gekommen sind.

    Hier noch die Antwort zum Thema Tiere in Patagonien von Olaf: „Tiere haben wir bisher sehr wenige gesehen. Hier oben auf dem Eis sind heute drei Gänse oder Enten an uns vorbei geflogen. Unten haben wir eine Art Hirsch gesehen. Auf der Bootsfahrt haben uns Delphine begleitet. Das wars auch schon.“

    • Veronica sagt:

      Hallo Janina,
      danke, dass du die Antwort wegen der Tiere übermittelt hast!
      Ich finde es auch total toll, dass die Segel jetzt zum Einsatz gekommen sind, darauf habe ich mehr oder weniger schon gewartet!
      Herzliche Grüße, heute an dich!
      Veronica

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