Fast als wäre nichts gewesen

Gestern war Georg das erste Mal seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wieder hier, um mit mir gemeinsam die Ausrüstungsliste durchzugehen und zu packen. Was haben wir schon, was brauchen wir noch, wie schwer ist das Ganze und auf welche Art verpacken wir unseren Krempel? Vor allem aber war ich natürlich gespannt, wie es Georg nach der Operation gehen würde. Der Eingriff liegt ja noch nicht einmal eine Woche zurück. Doch außer dem Pflaster am Hals und der Tatsache, dass er seinen Kopf etwas vorsichtiger drehte als sonst, konnte ich keinen Unterschied feststellen. Er fühle sich ganz prima, teilte er mir mit. Na bloß gut, denn gestern ging es gleich richtig zur Sache. Außer, dass wir mit der Packerei vorankommen wollten, was Stunden dauern würde, gab es nämlich noch zwei weitere Termine, die ebenfalls Georgs Anwesenheit erforderten.

Der erste Termin war ein kleines Fernsehinterview in einem Kühlhaus. Der Redakteur war wohl der Meinung, dass die Authentizität des Interviews durch eine der Unternehmung angepasste Umgebungstemperatur verbessert werden kann. Jedenfalls mußten wir bei 18 Grad Frost Fragen beantworten und haben auf diese Weise gleich mal unsere warmen Jacken getestet.

Kühlhaus

Anschliessend gab es dann so eine Art Kontrastprogramm. Die italienische Firma Scarpa, bekannt für die Herstellung ganz ausgezeichneter Schuhe im Outdoorbereich, hat speziell für unser Patagonienprojekt Skistiefel angefertigt. Sie bestehen aus einer fest integrierten Übergamasche sowie einem Außen- und einem Innenschuh. Dieser Innenschuh mußte in einer Art Backofen an unsere Füße angepasst werden. Vom Kühlhaus also in den Backofen. Wir waren übrigens sehr glücklich, dass wir dazu nicht nach München mußten, wie ursprünglich gedacht, sondern diesen Termin hier in Leipzig erledigen konnten.

schuhesohlen

Nachdem wir das abgehakt hatten, sind wir dann zurück zu unser Ausrüstung, um noch einmal Stück für Stück durchzugehen, ob wir auch wirklich all das benötigen, was wir uns in den vergangenen Tagen zurecht gelegt haben. Georg lief hierbei sogar zu Höchstform auf. Von wegen Rekonvaleszens! Alles wurde auf das genaueste gewogen und so manches kritisiert. Aber ich glaube kaum, dass ich tatsächlich auf buchstäblich jeden Luxus verzichten kann und will. Denn die Vorstellungen davon sind ja relativ. Kann man allen Ernstes 25 Feuchttücher oder ein paar Unterhosen zum Wechseln als Luxus bezeichnen?

packen

Na jedenfalls dauert die Diskussion zu diesem Thema noch an, und deshalb sind wir gestern nicht zu Ende gekommen. Alles wird immer und immer wieder hinterfragt. Aber das ist natürlich sehr gut so, denn wir Bergsteiger sind zugegebenermaßen schon ein bißchen verwöhnt, was die Ausstattung unserer Basislager anbelangt. Ich werde ganz neue Erfahrungen machen. Das steht jetzt schon fest. Morgen ist der nächste Termin mit Georg. Ich bin gespannt.

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3 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Also … wenn ich mich da überhaupt einmischen darf: 25 Feuchttücher: die braucht Ihr Naturburschen doch wirklich nicht! Unterhosen zum Wechseln: JA!!

  2. Janina sagt:

    Feuchttücher sind ein absolutes MUSS – sonst klebt man wahrscheinlich irgendwann in der Nacht am Schlafsack fest!

  3. Georg sagt:

    Feuchttücher bedeuten Gewicht – sonst nichts!

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