Der Berg

Der Hidden Peak steht im Karakorum zwischen dem pakistanischen Teil des Gebirges und dem von China beanspruchten Shaksgam Tal. Ausserdem ist er nur wenige Kilometer vom Conway-Sattel entfernt, der den Übergang in den von Indien kontrollierten Teil des Karakorums darstellt. So befindet er sich also genau im Dreiländereck von Indien, China und Pakistan und ist demzufolge auf Landkarten sehr leicht zu finden.

Die Nordwestseite des Hidden Peak im Abendlicht vom Lager 3 des Gasherbrum II aus gesehen.

Links auf dem oben stehenden Foto aus dem Jahr 2001 sieht man den Nordgrat, der zum Gasherbrum-Sattel abfällt (hier auf dem Bild nicht sichtbar). Der kleine auf diesem Bild sehr deutlich abgesetzte Gipfel im rechten Bilddrittel ist der 7109 m hohe Endpunkt des Südwestpfeilers des Hidden Peaks. Dieser wird auch als Gasherbrum Süd oder G 0 bezeichnet, weil er sehr auffällig genau am Einstieg in den Gasherbrum-Kessel liegt. Östlich von diesem Nebengipfel des Hidden Peaks verlief der Weg der Erstbesteiger, welcher als leichteste Route auf den Berg gilt. Doch auf Grund des Kaschmir-Konfliktes mit Indien und der Besetzung des Siachen-Gletschers durch die indische Armee sperrte die pakistanische Regierung diesen östlichen Zugang zum Berg. Auf dem Foto nicht sichtbar ist der Südostgrat, auch Urdo-Kamm genannt.

Ein Berg – Drei Namen:

Im Jahr 1856 erhielt der Hidden Peak seinen ersten Namen. Der britische Vermessungsingenieur Thomas Georg Montgomerie kartierte die Gipfel des Karakorum aus der Ferne und benannte sie mit dem Buchstaben K für Karakorum und setzte Nummern dahinter.  Unser Hidden Peak bekam die Nummer 5. Sein erster Name war also K5. Doch diesen Namen trug er nicht allzu lange. Ein anderer Berg hat das „K“ und seine Nummer aber bis heute behalten und ist unter diesem Namen weltberühmt. Ich spreche vom K2 (8611 m). Viele wissen gar nicht, dass der zweithöchste Berg der Erde auch noch andere Namen hat, wie zum Beispiel Chogori – was soviel wie „Der Große“ heisst oder Lambha Pahar was in der pakistanischen Amtssprache Urdu ebenfalls hoher/großer Berg bedeutet.

Der K2 wird von vielen als der König der Berge bezeichnet. Er ist nicht nur sehr hoch sondern auch noch einer der schönsten Berge der Erde. Und was seinen Mythos begründet: Er ist sicher auch einer der gefährlichsten Berge überhaupt. Bei keinem anderen Gipfel kommen auf eine erfolgreiche Besteigung so viele Tragödien.

Doch zurück zum Hidden Peak. Das Jahr seiner ersten Vermessung, die übrigens trotz der großen Entfernung und der einfachen Mittel erstaunlich genau gewesen ist, war auch der Zeitpunkt, als der deutsche Forschungsreisende Adolf von Schlagintweit als vermutlich erster Europäer das Gebiet des Baltoro-Gletschers erreichte. Der erste, der zumindest in die Nähe des Berges kam und von dem auch die erste Übersichtskarte des Gebietes stammte, war 1861 Henry Haversham Godwin-Austen. Der Herzog der Abruzzen, Luigi Amedeo di Savoia, führte im Jahre 1909 eine Großexpedition in das Baltorogebiet durch und war wahrscheinlich einer der ersten Menschen überhaupt, der den Hidden Peak aus der Nähe zu Gesicht bekam. Während dieser Expedition wurde auch erkannt, dass es sich bei den Bergen zwischen Broad Peak und Hidden Peak um eine durchgehende Kette handelte.

Der deutsche Geologe und Bergsteiger Günter Oskar Dyhrenfurth leitete 1934 eine große internationale Expedition in das Gebiet des oberen Baltoro Gletschers. Seinem Team gelang unter anderem der Aufstieg über den südlichen Gasherbrumgletscher in den Gasherbrumkessel und weiter hinauf bis zum Gasherbrum La, wo im Jahr 2001 unser zweites Hochlager stand.

Die unvergleichliche Westflanke des Gasherbrum IV (7932 m). Sie ist eine der großartigsten Bergwände überhaupt und galt lange Zeit als eines der letzten großen Probleme des Alpinismus. Der erste Durchstieg dieser bald 3000 m hohen Fels- und Eismauer durch den Österreicher Robert Schauer und den Polen Wojciech Kurtyka gilt als ein Meilenstein der Alpingeschichte.

Dyhrenfurth hörte während der Expedition den Namen Gasherbrum, einem Wort aus der Sprache der einheimischen Balti. Dieses Wort wird häufig mit „Leuchtende Wand“ übersetzt, in Anlehnung an die im Abendlicht erstrahlenden Westwände des Massivs. Doch genau übersetzt bedeutet „rgasha“-schön und „brum“-Berg, also Schöner Berg. Da es in diesem Massiv sechs gut voneinander abgegrenzte Gipfel gibt, wurden sie mit Gasherbrum I bis VI bezeichnet, wobei der Gasherbrum I als höchster Gipfel dieser Gruppe unser Hidden Peak ist. Die englische Bezeichnung Hidden Peak, zu deutsch versteckter Berg, wurde vom britischen Bergsteiger und Forscher William Martin Conway im Jahr 1892 geprägt. Diese Namensgebung geht darauf zurück, dass er beim Anmarsch nie zu sehen ist. Er wird von den Gasherbrums IV bis VI verdeckt und kommt erst ganz weit oben auf dem Oberen Baltorogletscher zum Vorschein.

Ich persönlich verwende den Namen Hidden Peak, weil es so zu keiner Verwechslung mit den anderen Gasherbrums kommen kann und er nicht wirklich einen einheimischen Namen besitzt. Ausserdem gehört dieser Berg tatsächlich zu den abgelegensten der Weltberge. An die zehn Tage dauert der Anmarsch von dem auch schon sehr schwer zu erreichenden Askole. Weiterhin ist er von keiner bewohnten Siedlung aus sichtbar. Hidden Peak ist also ein sehr zutreffender Name.

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