Gute Zeiten, schlechte Zeiten 1

Wenn das Wetter auf einer solchen Reise, wie wir sie gerade unternehmen, mies ist, dann sind das schlechte Zeiten. Hatten wir zur Genüge! Ist es gut und die Bedingungen auch, dann ist die Zeit, die man hier erlebt, ganz großartig. Hatten wir doch tatsächlich in den letzten Tagen auch endlich. Doch umso schlimmere Zeiten durchlebt man, wenn das Wetter sehr gut ist, die Bedingungen sogar exzellent sind, es aber unmöglich ist, das auch zu nutzen.

Das Basislager am Mera Peak auf immerhin 5400 m unmittelbar am Pass ist großzügig vom Platzangebot und relativ windgeschützt. Ein wunderbarer Ort mit tollem Ausblick auf den sehr eindrucksvollen 7000er Chamlang (links).

Als ich die letzte News in meinem Zelt am Mera La schrieb, schneite es wie verrückt. Ich war deprinmiert. Hörte das denn nie auf? Doch ganz unüblicherweise verschwanden die Wolken am Abend. Der Luftdruck stieg deutlich! Der nächste Tag versprach, schön zu werden. Und ich machte mir schon wieder Sorgen, weil ja noch zwei Tage bis zum Gipfeltag vergehen würden. Ein Rasttag am Pass musste unbedingt sein sowie ein weiterer Tag, an welchem wir in das Hochlager aufsteigen wollten. Kam das gute Wetter womöglich zu früh?

Der Aufstieg in das 5800 m hoch gelegene Hochlager am Mera Peak ist ein traumhafter Spaziergang. Ein Seil ist nicht notwendig, die Spaltengefahr geht gegen Null. Und der Blick zurück offenbart eines der spektakulärsten Bergpanoramen, die unser Globus zu bieten hat. Rechts der Makalu, die Nummer 5 auf der Liste der höchsten Berge.

Ein Ruhetag mit gutem Wetter ist ein guter Tag. Wir haben es genossen, getrocknet, Akkus geladen und natürlich gegessen und getrunken, was das Zeug hält. Doch der Krankenstand hat sich eben nicht gebessert. Auf 5400 m Höhe ist das mit der Genesung schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Vor allem Karin und Christian klagten über eine schwere Erkältung mit allem drum und dran. Und auch Ronny und Janina waren noch nicht wieder richtig fit. Trotzdem sind alle am nächsten Tag weitere 400 Höhenmeter in das Hochlager aufgestiegen. Doch es kam leider, was kommen musste.

Wie soll man Superlative vermeiden bei der Beschreibung eines solchen Ortes? Das Hochlager am Mera Peak ist der Hammer! Im Hintergrund ganz rechts der 6476 m hohe Hauptgipfel des Berges.

Am Aufstiegstag in das Hochlager wieder sagenhaft schönes Wetter. Wir hatten sogar Abendlicht. Durch relativ heftigen Wind in den vergangenen Tagen war der Schnee teilweise steinhart gepresst. Außerdem lag eine Spur. Der Berg würde es uns leicht machen, wenn das Wetter hielte. Am entscheidenden gestrigen Tag (Freitag) hatten wir um drei Uhr morgens den Wecker gestellt und wollten anderthalb Stunden später aufbrechen. Beim Blick aus dem Zelt präsentierte sich ein sternenklarer Nachthimmel. Es ging kaum ein Lufthauch. Nun waren wir eingeladen, dieses großzügige Geschenk des Berges anzunehmen.

Unsere tapfere Küchencrew und mein Shirdar Pasang im Hochlager. (v.l.n.r: Dawa Sherpa, Pasang Sherpa, mein Shirdar, Maila, unser Koch, Jangbu Sherpa, Chiri Sherpa, Dilli Rai) Am Mera Peak ist es wegen des unproblematischen Aufstiegs üblich, dass die Küchenmannschaft mit hinauf in das Hochlager kommt. Unzweckmäßig in meinen Augen, weil man viel flexibler ist, wenn man diesen einen Abend bzw. Morgen selber kocht.

Doch leider konnten das eben nicht alle tun. Wer an einem solchen perfekten Morgen nicht aufbrechen kann, weil es einfach nicht geht, erlebt ganz besonders bittere Zeiten. Ich habe mitgelitten, als Christian an mein Zelt kam, um mir mitzuteilen, dass er und seine Karin nicht mit zum Gipfel aufbrechen können.

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7 Antworten

  1. Holger Weigelt sagt:

    Hallo Olaf, vielen herzlichen Dank für die Geburtstagsgrüsse. Ich habe mich sehr gefreut, denn man bekommt ja nicht jeden Tag Glückwünsche aus Nepal, bin immer noch baff. Wo werde ich wohl nächstes Jahr meinen Geburtstag feiern….
    Euch wünsche ich jetzt endlich dauerhaft gutes Wetter und für das Krankenlager schnelle Genesung. Ihr habt es wirklich nicht leicht. Bis bald. Holger

  2. Sina sagt:

    Ach Herr jemine. Das tut mir Leid für die schlimmsten Schniefnasen unter euch. Aber es klingt nach einer schweren,dennoch sinvollen Entscheidung. Allen Anderen wůnsche ich in den nächsten Tagen alle Sonnenstrahlen dieser Welt, unvergessliche Augenblicke und Ausblicke. Einen lieben Gruß an Sven von Pink Floyd, Annette , deinem Papa und Anni

  3. Heinz Haas sagt:

    Jetzt nur noch die Daumen drücken und die Kräfte sammeln für das einmalige Erlebniss.
    Nach den Strapazen habt ihr den Gipfel verdient und genießt das Erlebnis.
    Den Zurückgebliebenen meine Achtung. Das zu entscheiden ist oft schwerer als weiter zu machen Die Gesundheit geht vor. Sabine freu dich auf den Gipfel ich bin in Gedanken dabei.
    Viel Erfolg für Alle
    Heinz

  4. Thomas Schmidt sagt:

    Hallo Olaf und Christian,
    Alles ist gut, solange man heikl zurück kommt. Ungefähr an dem Ort deines Fotos nämlich, lieber Olaf, bin ich mit Schneeschuhen in eine 5m tiefe Spalte abgrauscht, die genau parallel unter unserer Aufstiegssput verborgen war.
    Dies als Kommentar zu „Seil ist nicht notwendig, die Spaltengefahr geht gegen Null.“
    Musste das hier loswerden, weil schmerzhafte Erfahrung am eigenen Leib 😉
    Alles Gute weiterhin…

  5. Kathleen sagt:

    auch von mir nochmal Daumen drücken für den Gipfel….und alles Gute an alle, es ist super toll ein bisschen von dieser mehr als beeindruckenden Tour sozusagen hautnah mitzubekommen :-))
    Sabine ganz liebe Grüße…

  6. Elke sagt:

    Das Universum muss jetzt endlich auf eurer Seite stehen, ich wünsche dem gesamtem Team noch viel, viel Kraft, und noch mehr Gesundheit. Es ist traumhaft schön, diese Berichte zu lesen und so fast mitzuerleben.

  7. Hilke sagt:

    Alle Achtung vor der Entscheidung von Christian und Karin. Es ist ihnen bestimmt nicht leicht gefallen auf den Gipfel zu verzichten. Allen Anderen und besonders Katrin und Urs, tolles Wetter und einen guten Auf- und Abstieg. Ich drücke euch beide Daumen.

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