Untrüglich

Wenn die Besuche im tapir häufiger werden und die Packlisten mehr und mehr Häkchen bekommen; wenn die Zeit immer knapper zu werden scheint und die Dinge immer zahlreicher, die noch unbedingt erledigt werden müssen; wenn immer öfter Freunde anrufen, weil man sich doch noch einmal sehen sollte, ist das ein untrügliches Zeichen. Dann dauert es nicht mehr lange. Der Tag der Abreise droht.

Ich habe schon oft darüber nachgedacht, ob es nicht sinnvoll wäre, zwischen dem angekündigten Abreisetermin und dem tatsächlichen noch eine Woche ganz für sich zu haben, um seine Dinge in Ruhe zu Ende ordnen zu können. Aber das würde nicht funktionieren, denn ich kann mich ja nicht gänzlich unsichtbar machen.

Diesmal, so fühlt es sich an, ist der Zeitraum zwischen der Zeit in Nepal und der Reise im Sommer besonders kurz. Und das kommt vor allem daher, weil wir ja vor Peru noch zum Training ins Pitztal und nach Chamonix fahren. Und die Vorbereitung für Peru läuft auf Hochtouren. Am Wochenende waren Jacob und ich bei Uwe Daniel in seiner Gartenlaube zu Gast.

Uwe

Eine der vielen Begabungen von Uwe Daniel ist das gesprochene Wort. Es war einfach, ihm im Geiste auf den Gipfel unserer beiden Traumberge zu folgen. Und wie immer gab es jede Menge zu lachen… (Foto: Sven Wagner)

Wir hatten uns sozusagen eingeladen, um von ihm Bilder zu sehen und Tipps zu hören, denn Uwe war 2009 sowohl am Alpamayo als auch am Artesonraju erfolgreich. Es war ein ergiebiger und natürlich auch feuchtfröhlicher Abend, denn schliesslich hatten wir uns dafür den Männertag ausgesucht.

Sven

Während wir noch über Routen und Ausrüstung diskutierten, träumte Sven schon vom Höllenhund.

Sven Wagner, mein Vortragstourneeorganisator, war an diesem Abend auch mit von der Partie, denn wir beide wollten am Wochenende miteinander klettern. Er wollte Erfahrungen im Vorstieg in der Sächsischen Schweiz sammeln und dazu nun wieder von meinen Erfahrungen profitieren. Denn auch wenn man schon ein ausgezeichneter Kletterer ist, sind ein paar Tipps zum Thema Schlingenlegen und Empfehlungen zu gängigen und für sächsische Verhältnisse gut abgesicherten Kletterrouten (in Sachsen Wege genannt) ganz hilfreich. Der Höhepunkt dieses gemeinsamen Wochenendes war dann auch sein Vorstieg des direkten Talweges am Höllenhund. Nach fast vier Stunden hatte er seine beiden Nachsteiger auf den Gipfel gebracht.

Diesen Weg am Höllenhund im Vorstieg und auch noch on sight zu klettern, wie Sven das gelungen ist, markiert sicher ein Meilenstein im Leben eines echten sächsischen Kletterers. Und dabei war dieser Weg für ihn erst der siebente Vorstieg in der Sächsischen Schweiz überhaupt.

Talweg

Sven Wagner sichert Janina Graeber in der ersten Seillänge zum ersten der nur drei Ringe in diesem großartigen Weg.

Übrigens bedeutet das sogenannte „On-sight-Klettern“ Vorstieg im ersten Versuch, ohne diesen Weg vorher schon mal geklettert zu sein und ohne spezielle Informationen über Schlüsselstellen usw. zur Verfügung zu haben. Auch muss der Weg „Rotpunkt“ durchstiegen werden, also ohne sich an Zwischensicherungen auszuruhen. Auf diese Art Kletterrouten zu begehen, ist am wertvollsten, so würde ich es mal formulieren.

Dieser Weg ist übrigens nicht nur ein markanter Punkt in der Biographie eines Kletterers sondern sicher auch einer für das Sächsische Klettern an sich. Als sich der große Dietrich Hasse 1955 in diese Wand wagte, wusste er nicht, was ihn dort erwartete. Er war mit einem Hanfseil ausgerüstet, welches er sich um die Brust gebunden hatte. Und es gab nur diese schier endlose, ständig leicht überhängende Wand. Weit und breit keinen Riss oder Kamin. Für die damalige Zeit ein geradezu unerhörtes Wagnis. Mich fasziniert der Mut und die Kaltblütigkeit der Sächsischen Kletterer in der sitzgurtfreien Zeit der Hanfseile schon sehr.

Trotz unserer heutigen modernen Ausrüstung von federleichten Gurten bis zu fast unzerstörbaren Aramidschlingen ist das Klettern im sandigen, brüchigen und zum Teil sehr schlecht abzusichernden sächsischen Sandstein noch immer sehr viel ernster als anderswo. Das muss man wissen, wenn man aus der Kletterhalle an den echten Sächsischen Felsen will.

Und zum Schluss gibt es noch eine echte Neuigkeit aus der schönen neuen Welt der digitalen Kommunikation. Auf meiner Abenteuer-Leben-Facebookseite hat es nur ein halbes Jahr gedauert, 1000 neue Fans zu gewinnen. In ein paar Tagen kann ich den viertausendsten Fan dort begrüßen. Ich freue mich darüber, zeigt es doch einerseits, dass die Inhalte dieser Seite und besonders meine Bilder ansprechen. Vor allem aber zeigt es, wie viele Leute von den Themen Klettern und Bergsteigen fasziniert sind. Und das macht zuversichtlich in den Augenblicken des Zweifels. Diese bringen Jubiläumsjahre eben auch so mit sich…

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