Georg und das perfekte Abenteuer

Gibt es das perfekte Abenteuer? Gibt es überhaupt irgendetwas, das perfekt wäre? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht, egal. Unsere Überquerung des patagonischen Inlandeises von Tortel bis zum Fitz Roy und zum Cerro Torre war gleich in vielerlei Hinsicht ein perfektes oder besser gesagt ein großes Abenteuer. Für mich bedeutete die Überquerung einer gewaltigen Eisfläche neues, unbekanntes Terrain. Aber das war nicht im mindesten ein Grund für mich, hierher zu kommen. Mir ging es in erster Linie um Patagonien. Was macht dieses rauhe und abgelegene Stück Erde aus? Genau das galt und gilt es noch immer, herauszufinden.

Gletscher im Streiflicht

Der Jorge-Montt-Gletscher war unser Einstieg auf das Inlandeis. Ein Meer aus Eis und Gletscherspalten.

Es sind die Granitriesen, die weiten Ebenen der Pampa, die gewaltigen Gletscher, die vom Inlandeis gespeist werden und natürlich das Inlandeis selbst. Es ist die viertgrößte Eisfläche unseres Planeten und bestimmt die interessanteste. Und es ist die Besonderheit Patagoniens. Also musste ich dort hin.

Genau mit diesem Entschluss beginnt schon etwas bemerkenswertes. Denn ich musste erst lernen, wie man eine solche Aufgabe meistert und dazu brauchte ich Hilfe. In Georg habe ich den perfekten Partner für dieses Projekt gefunden. Er hat mein Projekt zu seinem eigenen gemacht. Alles was nötig war für diese Expedition, hat er mir gezeigt. Etwas besseres konnte mir nicht passieren.

Camp

Das Licht auf dem Eis konnte umwerfend sein oder einen zur Verzweiflung bringen. Auch wenn es auf diesen Bildern nicht so aussieht. In 90 Prozent der Zeit auf dem Eis sahen wir nichts.

Von Anfang an sind wir die Sache gemeinsam sehr strukturiert und professionell angegangen. Es gab eine strikte Aufgabenteilung, die sich nach den jeweiligen Fähigkeiten richtete. Deshalb klappte schon im Vorfeld alles reibungslos. Das setzte sich dann auch während der Tour fort. Jeder machte auch unterwegs das, was er am besten konnte. Dabei hat mich sehr beeindruckt, wie Georg damit zurecht kam, dass ich vieles erst hier richtig lernen konnte. So eine bleischwere Pulka auch im steileren Gelände zu beherrschen, muss geübt werden. Die Pulka mit dicken Fäustlingen ein- und auspacken, in den Gurt ein- und aushängen, Ski an- und abschnallen, Segel ausbreiten und wieder zusammenlegen usw. Das hört sich alles einfach an, ist es aber bei weitem nicht im Sturm und Kälte.

Georg vor den patagonischen Bergen

Die Berge, die aus dem Eis ragten, machen das Inlandeis Patagoniens so abwechslungsreich. Wenn es was zu sehen gibt, gibt es immer etwas zu sehen!

Nächstes Puzzle auf dem Weg zum „perfekten Abenteuer“ sind neben dem Partner die Verhältnisse. Es gibt Situationen, in denen man scheitern muss, weil es eben nicht geht. Vorwärtskommen wird unmöglich. Unfälle können passieren oder lebenswichtige Ausrüstungsgegenstände werden zerstört. Da hilft kein Jammern, da hilft nur, die Niederlage einzugestehen und möglichst gestärkt daraus hervorzugehen. Von all dem sind wir weitgehend verschont geblieben. Wir mussten hart ran, haben Gestrüpp, Rampen und Stürme gemeistert. Uns wurde alles abverlangt und nichts geschenkt. Aber das haben wir auch nicht anders erwartet. Unsere Stärke bestand von Anfang an in der richtigen Einstellung zum selbst auferlegten Ziel. Das war sicher der Schlüssel zum Erfolg dieser Tour.

tapir-Segel vor dem Cerro Torre

Das Segeln war eine sehr schwierige und aufreibende Angelegenheit. Der Wind ist häufig böig und keinesfalls gleichmäßig. Aber wenn es gelang, dann waren das die Sternstunden auf dem Eis.

Gestern nun habe ich Georg verabschiedet. Ich selbst werde noch weitere zehn Tage hier bleiben und den Fitz Roy erkunden. Georg aber muss nach Deutschland zurück, weil er schon in 14 Tagen einen Job in Nordnorwegen antritt. Er wird Deutschland vermutlich für lange Zeit oder sogar für immer den Rücken kehren, um dort sein zu können, wo er sich am wohlsten fühlt. Hoffentlich bedeutet das nicht, dass wir uns aus den Augen verlieren, denn Georg war ein großartiger Partner, mit dem ich jederzeit wieder aufbrechen würde, egal wohin. Übrigens, wenn man Lust auf ein winterliches Outdoor-Abenteuer haben sollte, dann kann ich Georg und sein kleines Unternehmen Quanok nur empfehlen. Ich jedenfalls würde mit niemandem lieber in Norwegen, Alaska oder wo auch immer im Winter unterwegs sein, als mit ihm!

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3 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Ich kann mich nicht sattsehen an den superschönen Bildern!! Und schade, ich habe gehofft, dass ich Georg bei einem deinen Vorträgen auch mal kennenlerne, aber das wird wohl nicht der Fall sein ….
    Genieße die letzten zehn Tage!

  2. Petra & Stephan Seifert sagt:

    Hallo Olaf, da wir im Urlaub waren, haben wir erst sehr spät Deine news aus Patagonien verfolgen können. Gratulation zum erfolgreichen Abschluss der Tour, noch ein paar schöne Tage und eine glückliche Heimkehr.
    Herzliche Grüße, Petra & Stephan.

  3. kerstin sagt:

    Eine wunderbare Zusammenfassung einer tollen, erfolgreichen, anstrengenden Tour. Ich freue mich auf die Bilder in den Diavorträge in LE, leider dann ohne Georg.
    Viele Grüße,
    Kerstin

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