Trainingscamp am Hintertuxer Gletscher

So was weiß man ja eigentlich schon. Aber es ist doch immer wieder aufs Neue eine beeindruckende Erfahrung. Die Parawings am Cospudener See in den Wind zu halten und dabei auf seinen beiden Beinen zu stehen, ist wirklich etwas ganz anderes, als das gleiche auf einem Gletscher zu tun allerdings hier auf Ski und einer 70 Kilogramm schweren Pulka hinten dran.

Georg und ich waren am vergangenen Wochenende am Hintertuxer Gletscher, um unter realen Bedingungen zu trainieren. Also genauer gesagt, sollte er mich trainieren. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, eine schwere Pulka mit Ski und Steigfellen den Berg hinauf zu ziehen. Was passiert mit dem Ding da hinten dran, wenn es bergab geht? Die Handhabung des speziellen Gurtes, der Steigfelle, der Ski, der Zuggestänge: Alles mußte ich einmal unter realen Bedingungen kennenlernen und üben. Das geht nur auf einem richtigen Gletscher.

pulkaziehen

So eine Pulka durch die Gegend zu ziehen, ist anstrengend aber keine Kunst. Doch wehe, es geht bergab!

Der Hintertuxer Gletscher am Ende des Zillertales ist da als Übungsgelände ganz vorzüglich geeignet. In über 3000 m Höhe gibt es große ebene Flächen. Und wir mußten unseren Krempel dort nicht hoch tragen, denn da oben befindet sich Österreichs einziges Sommerskigebiet. Ich hatte ja Bedenken, dass wir womöglich Schwierigkeiten bekämen, wenn wir an der Seilbahn mit unserer riesigen Pulka ankommen. Aber ganz im Gegenteil. Die Jungs waren überaus freundlich und hilfsbereit, so dass wir keine Probleme hatten, unser ganzes Zeug den Berg hinauf zu schaffen. Nur mußten wir anschließend mit der Pulka wieder 350 Meter eine ziemlich steile rote Piste hinunter. Und sogleich fing das Üben unter Realbedingungen an. Es ist womöglich schwieriger, so ein Teil den Berg runter zu wuchten als rauf.

Aber dann sollte es sogleich mit der Segelei losgehen. Vor allem deshalb waren wir hier. Nur leider herrschte den ganzen Tag mehr oder weniger Flaute. Also habe ich mich erst mal mit der Ausrüstung vertraut gemacht und bin mit der Pulka hinten dran auf die Suche nach einem geeigneten Biwakplatz durch die Gegend gezogen. Erst am Abend, als wir dort oben ganz allein waren, kam endlich der ersehnte Wind auf. Es ist wirklich nicht so einfach, mit den Segeln umzugehen und zu lernen, wie man auch bei Seitenwind voran kommt oder zum Ausgangspunkt zurücksegelt. Aber mit der Zeit klappte das immer besser.

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Georg zeigt, wie es aussieht, mit Seitenwind über den Gletscher zu fegen. Allerdings erstmal ohne die lästige Pulka hinten dran.

Bei unseren Erkundungsausflügen am Gletscher hatten wir einen sehr schönen Biwakplatz gefunden mit einer tollen Aussicht nach Süden. Wir bauten unser Zelt auf und testeten auch gleich das Essen, welches Georg für die Inlandeisdurchquerung in Patagonien vorgesehen hat. Da wird es auf dieser Tour so einige zusätzliche Härten für mich geben, denn ich bin ja als Bergsteiger in dieser Hinsicht ziemlich verwöhnt. Aber es ist nun mal nicht einfach, Fünf- bis Sechstausend Kilokalorien täglich zu sich zu nehmen, ohne irgendwelches grässlich schmeckende high-tech-Zeug essen zu müssen.

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Schöner Platz, toller Ausblick aber dafür schlechtes Essen, vor allem zum Frühstück. Peronin ist nichts für mich!

Der zweite Tag auf dem Gletscher begann zwar regnerisch, dafür war der Wind dann so stark, dass er die Kraft hatte, uns auch mit Pulka durch die Gegend zu ziehen. Und langsam begann es mir richtigen Spaß zu machen. Dumm war nur, dass ja dort oben auf dem Gletscher irgendwie alles in eine Skiabfahrt übergeht. Wie also bremsen, um nicht mit der Pulka hinten dran auf einer roten Piste zu enden? Das Segel bei starkem Wind zu bändigen und zusammen zu packen, ist auch ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Wir waren zum Teil also schon nah dran an den realen Bedingungen.

Das Fazit dieser Tage auf dem Gletscher ist für mich sehr positiv. Mit den Parawings kann ich zwar noch nicht perfekt umgehen, aber das Segeln mit gutem Wind klappt schon ganz prima. Mehr muss man erst mal nicht können. Übung wird auch mich irgendwann zum Meister machen. Mit der Ausrüstung bin ich nun vertraut, und Georg und ich sind ein wirklich gutes Team. Wieder hat mich seine Professionalität beeindruckt. Ich habe noch nie jemanden so schnell seine Klamotten zusammenpacken sehen. Und ich hab einen Muskelkater wie schon lange nicht mehr! Das ist ein gutes Zeichen und vor allem ein Zeichen! Training ist angesagt.

 

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