Nachdem wir am 16. April den Amphu Labtsa überwunden hatten, waren die heiklen Tage geschafft, und ich schwebte vor Erleichterung regelrecht duch die Berge. Die Tour war aber noch nicht vorbei, ganz im Gegenteil. Gleich der Tag nach dem Pass, war noch einmal dazu geeignet, diese tapfere Gruppe abermals auf die Probe zu stellen. Wir mussten wegen Zeitknappheit zwei Tagesetappen zusammenfassen. Das war nach dem superanstrengenden 12-Stunden-Tag über den Pass keine Selbstverständlichkeit.
Das war eine der denkwürdigsten Nächte auf dieser Reise. Schneit es noch? Ja es schneit noch. Das Rieseln der Flocken auf dem Zeltdach ist unüberhörbar. Wieviel Schnee liegt schon? Zu viel für die Träger? Werden sie morgen früh streiken wie beim unserem letzten Versuch vor 10 Jahren? Oder vielleicht noch schlimmer: Werden sie gehen und es passiert etwas?
Als Bernd auf dem Gipfel seine Handschuhe auszog, um zu fotografieren, war das Unglück unübersehbar. Selbst hatte er es scheinbar noch gar nicht mitbekommen. Ich erwähnte es schon im letzten Blog. Große Höhe, gepaart mit bitterer Kälte und Wind bedeutet immer Erfrierungsgefahr. Und nun war es passiert.
Es ist eine große Last von mir abgefallen. Aber es ist nicht nur Erleichterung, die ich spüre. Ein klein wenig Wehmut vermischt mit Traurigkeit ist auch dabei. Zum einen liegt das daran, dass dies meine letzte Tour sein wird, auf der ich Gäste auf einen über 6000 m hohen Berg im Himalaya geführt habe.
Damit es keine Missverständnisse gibt: Noch waren wir nicht oben. Aber wir sind heute (10.04.) immerhin im Basislager des Mera Peaks angekommen. Doch vorher gab es auf unserem Weg noch eine Menge Ursprünglichkeit. Ich denke ja, dass dies vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Doch ich bin ein großer Fan.
Die Augen suchen den Weg, die Beine gehen ihn, aber in mein Bewußtsein dringt dieser Vorgang nicht. Gehen wird zu einer Art Meditation. Ich bin mit meinen Gedanken entweder ganz woanders, was eher selten passiert. Oder ich bin am Schauen. Meistens aber denke ich gar nicht. Ich gehe nur. Und da bin ich ganz bei der Sache.
Nach zwei Khumbu-Touren innerhalb weniger Jahre starte ich jetzt mit dieser ganz besonderen Truppe in Richtung Mera-Peak. Bereits auf dem Hinflug gab es viel Gelächter, viele gute Sprüche und noch bessere Gespräche.
Um Missverständnissen vorzubeugen. Mit „alt“ ist nicht die Zahl an Jahren gemeint, welche die Neuankömmlinge auf dem Buckel haben. Außerdem würde ich mir da ins eigene Fleisch schneiden. Nein, gemeint ist ein besonderer Umstand, den ich sehr erfreulich und deshalb erwähnenswert finde.
Das menschliche Streben nach Anerkennung treibt seltsame Blüten. Die einen stacheln sich selbst zu geradezu unerhörten Leistungen an, um einem ruhmlosen Leben in der Bedeutungslosigkeit zu entgehen, die anderen wollen das auch, tun aber nur so, als würden sie etwas großartiges leisten. Sie versuchen es nicht einmal.
Die Überschreitung des Kongma La startet mit dem Übergang über den Khumbu-Gletscher. Schnell merkt der Aspirant, dass hier viel seltener Leute unterwegs sind. Die Route ist weniger eindeutig, auch spärlicher durch Steinmänner gekennzeichnet und so deutlich mühsamer als die Überquerung des Ngozumba-Gletschers.
Es gibt sechs Pässe im zentralen Khumbu, die regelmäßig begangen werden, wenn auch in ganz unterschiedlicher Frequenz. Der höchste und nur relativ selten begangen ist der West Col, welcher das Hongku Tal mit der Makalu Range verbindet. Er ist über 6000 m hoch.
In einem früheren Blog hatte ich es ja schon vermerkt. Das Wetter hier bei uns war meistens gut, aber eben nicht immer. Es ließ zu Wünschen übrig, nicht nur an dem Morgen, als wir nach Lukla fliegen wollten.
Am vergangenen Dienstag (11.03.) gab es für mich wieder einmal eine verblüffende Erkenntnis. Wir sind von der Gokyo-Alm nach Dragnag aufgebrochen, um von dort aus den Cho La-Pass (5420 m) in Angriff zu nehmen . Der kürzeste Weg dorthin führt über den Ngozumba-Gletscher.
Was macht hier auf dem Trek eigentlich einen guten und was einen schlechten Tag aus? Das habe ich mich auf dem Weg hinauf nach Gokyo gefragt. Was ist ein guter Tag für mich, was ein schlechter? Und wie sieht das bei meinen Gästen aus? Die Vermutung liegt nahe, dass es da ganz eklatante Unterschiede gibt.
Meine 40. Gästetour in Nepal ist inzwischen nach ein paar anfänglichen Herausforderungen auf vier Rädern in vollem Gange. Wir sind in Namche eingetroffen. Seit nunmehr 27 Jahren führe ich meine Gäste durch die Everest-Region des Himalayas. Oft zwei Gruppen pro Jahr.
Ich bin ja abenteuerliche Jeepfahrten vor allem aus Pakistan schon gewöhnt. Außerdem sollte die Fahrt von Phaplu nach Surke kurz vor Lukla nur sechs Stunden dauern. Das dürfte noch zumutbar sein, hoffte ich. Meine Gäste mussten ja möglichst bei Laune bleiben. Deshalb sollte es nach dieser Busfahrt bitte keine Pleiten, Pech und Pannen mehr geben.
Es war so kurz vor 20 Uhr. Fast acht Stunden Fahrt lagen da schon hinter uns. Plötzlich gab es ein alarmierendes Geräusch. Etwas war von unserem Bus abgefallen. Es hörte sich an, als wäre ein Schraubenschlüssel auf einen Steinfußboden gefallen.
Ein anderes, sehr drastisches Beispiel für die zerstörerische Kraft, welche selbstgesteckte Ziele auslösen können, und das mich bis heute beschäftigt, ist die Begegnung mit spanischen Bergsteigern am Cho Oyu. Dieser Gipfel ist mit 8201 Metern der sechsthöchste Berg unseres Planeten. Bei meiner erfolgreichen Besteigung überholte ich im Aufstieg in etwas über 8000 Metern Höhe drei spanische Alpinisten. Sie lagen im Schnee, um sich auszuruhen, sagten sie. Es war unübersehbar, dass sich die drei in einem bedenklichen Zustand befanden. Doch alle Beschwörungen auf der Stelle umzukehren, trafen auf taube Ohren.
Der Höhepunkt 2024 war eindeutig die im Sommer bevorstehende Reise nach Pakistan zum Spantik. Ein 7000er und dabei die Verantwortung für zehn Leute. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Wenn ich mich an 2024 zurückerinnern werde, dann sehe ich mich selbst in vielen Jahren noch immer über die Antwort auf diese Frage nachsinnen. Wie ein Damoklesschwert hing diese Reise in der ersten Hälfte des Jahres über mir.
Irgendwie passt in diesem vergangenen Jahr etwas nicht zusammen. Und ich brauche auch nicht lange zu überlegen, was das ist. Ich bin soviel und vor allem so intensiv unterwegs gewesen, wie noch in keinem anderen zuvor seit ich mich im Jahr 2000 als Mountainguide, Alpinist und Vortragsredner selbstständig gemacht habe. Und ich bin 60 geworden.
Ehrlich gesagt wusste ich gar nichts davon. Es gibt einen internationalen Everest-Tag? Wer hat einen solchen ins Leben gerufen und warum? Das erfuhr ich am 29. Mai diesen Jahres von keinem geringeren als dem nepalesischen Botschafter hier in Deutschland, Seiner Exzellenz (so lässt er sich ansprechen) Ram Kaji Khadka höchstpersönlich. Er hatte in das Chulo, Leipzigs einzigem nepalesischen Restaurant, geladen. Der Abend stand unter dem Motto „Sagarmatha, the Highest Peak of the World: Identity and Pride of Nepal“. (Sagarmatha nepalesischer Name des Everest: Stirn des Himmels)
Ich war wohl überzeugend. Sowohl Heike als auch Thorsten haben ihre Gedanken zu ihrer gerade zu Ende gehenden Tour zu „Papier“ gebracht. Darüber habe ich mich wie immer sehr gefreut, weil ich glaube, dass es den vielen Lesern dieses Blogs und noch mehr denjenigen, die sich vielleicht für eine Reise in dieses wunderbare Land interessieren, mehr hilft, als meine Beiträge. – Viel Spaß beim Lesen…
In dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ des britischen Autors Douglas Adams wird von einer außerirdischen Zivilisation ein spezieller Computer gebaut. Der leistungsfähigste Rechner, der je von intelligenten Wesen erschaffen wurde.
Es gibt hier im Himalaya eine schier unendliche Menge an Wundern. Die Palette reicht vom Mount Everest bis zu einer millionstel Gramm leichten Schneeflocke, die auf unserer Handfläche schmilzt. Doch das, was die Leute hier vor allem herzieht, sind die Riesenberge, besonders die Achttausender, allen voran der höchste Berg der Erde, die Chomolungma, wie sie die Tibeter nennen, die Göttin Mutter der Erde.
Nun sind wir wieder vereint. Gestern (29.03.) sind die Obenherumgeher ganz souverän über den Renjo Pass marschiert und waren schon kurz nach 14.00 Uhr in meiner Lieblingslodge in Gokyo. Doch die Untenherumgeher waren noch schneller. Und sie kamen uns sogar entgegen. Te Kumar hatte Kekse und Cola dabei. Das war ein schönes Wiedersehen.
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