Mehr Luft -Teil 2

Aufgrund des herrschenden Sauerstoffmangels kommt es zu einer erhöhten Atemfrequenz oder reflektorischen Hyperventilation wie die Mediziner sagen würden. Das führt zu einem vermehrten Abatmen von CO2. Und das wiederum ist die Ursache für eine sogenannte respiratorische Alkalose, also eine Anhebung des pH-Wertes im Blut. Das Blut wird entsäuert bzw. alkalischer.

Unser Körper hat zunehmend Probleme über die Niere diese Störung zu kompensieren, zumal oft auch noch ein Flüssigkeitsmangel die Nierenfunktion einschränkt. Dazu kommen weitere Störungen, wie zum Beispiel eine pulmonale Vasokonstriktion also eine Verengung der Blutgefäße in der Lunge usw. , was die Sauerstoffaufnahme ebenfalls einschränkt.

Für mich war die wunderbare Puja bei meinen Nonnen ganz sicher einer der Höhepunkte unserer Tour. Wenn es tatsächlich Orte gibt, an dem Menschen positive Energie an andere ausstrahlen können, dann ist dieser einer von ihnen.

Und das alles merken wir überdeutlich, denn Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit und später dann auch Übelkeit, Erbrechen und Vernichtungsgefühl sind die Folge. Doch das kann leicht vermieden werden, denn wir können uns erstaunlich gut an diesen zunehmenden Sauerstoffmangel anpassen.

Wenn wir unseren Körpern genügend Zeit geben, ihnen nur moderate tägliche Höhengewinne zumuten, dann schaffen wir es, selbst auf 5000 m Meereshöhe, wo nur noch halb soviel Sauerstoff in der Atemluft vorhanden ist, relativ fit zu sein, fast so fit wie auf Meereshöhe. Darüber allerdings wird es schwierig. Dort ist eine echte Akklimatisation nicht mehr machbar, ein dauerhafter Aufenthalt wird unmöglich.

Die beste Akklimatisationsmethode ist, ein Stückchen aufzusteigen und dann in aller Ruhe im Sonnenraum zu sitzen, Tee zu trinken und sich einen Schwank aus seiner Jugendzeit zu erzählen.

In den vergangenen Tagen haben wir weiter an unserer Höhenanpassung gearbeitet. Am Freitag (22.03.) ging es nach Mong La  auf 4000 m, also nur 200 m oberhalb der Schlafhöhe von Thame gelegen, am nächsten Tag wanderten wir nach Machermo (4400 m) und heute am Sonntag erreichten wir Gokyo auf 4750 m.

Sie sieht man immer noch sehr häufig hier im Khumbu, den Himalayan Tahr, eine ziegenartige Paarhuferart. (Hemitragus jemlahicus)

Hier muss nach fast 1000 Höhenmetern Aufstieg natürlich wieder eine längere Pause eingelegt werden. Wir werden deshalb gleich drei Nächte in Gokyo bzw. im ebenso hoch gelegenen Tagnag bleiben und selbstverständlich weiterhin jeden Tag Akklimatisationausflüge unternehmen. Morgen allerdings ist das nicht mehr wirklich ein „Akklimatisationsaufstieg“, denn es geht das erste Mal richtig hoch hinauf, wenn wir den knapp 5400 hohen Gokyo Ri besteigen werden.

Sie bringen unsere 200 kg Gepäck in das Basislager des Nirekha Peaks.

Übermorgen laufen wir über den Ngozumba-Gletscher nach Tagnag. Und hier heißt es Abschied nehmen. Wir werden uns trennen. Vier von uns gehen mit Kumar Richtung Everest, wir anderen acht beziehen unser Basislager am Fuß des Nirekha Peaks. Aber vorher melde ich mich noch einmal. Und wenn es richtig gut für mich läuft, übernimmt das vielleicht sogar einer meiner Gäste, falls uns die Berggötter überhaupt noch einmal WLAN schicken sollten.

Aber ich habe ja auch noch mein Satellitentelefon dabei…

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4 Antworten

  1. Tobias Taubert sagt:

    Hallo Olaf,

    Es ist gerade ein Jahr her……ich könnte glatt hinterhereilen und mitwandern. Ihr / Du seid zu beneiden.
    Ich wünsche euch eine wundervolle Zeit.
    Herzliche Grüße aus Leipzig
    Tobias

  2. Erhard Klingner sagt:

    Es ist immer wieder interessant, Deine herzerfrischenden, lehrreichen und manchmal tiefsinnigen Berichte zu lesen, lieber Olaf!
    Hast Du etwa den “ Michel de Montaigne“ wieder dabei!?
    Ich freue mich auf ein Wiedersehen, habe den Kletterführer vom besten Klettergebiet der Welt noch neben mir liegen.
    Herzliche Grüße von Erhard an alle dort.

    • Olaf Rieck sagt:

      Hallo Erhard, vielen Dank für den Kommentar. Und neugierig gemacht hat er mich natürlich auch! Was ist denn das beste Klettergebiet der Welt? Beste Grüße mitten aus dem Herzen des Himalayas mit einem Sack voller Probleme Olaf

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