Basislager aufgeschlagen

Eigentlich wäre jeden Tag eine Fünf-Seiten-News fällig, wollte ich all das Erlebte aufschreiben. Und genau diese Tatsache bringt die Faszination einer solchen Reise auf den Punkt. Die Erlebnisdichte ist atemberaubend.

Da ist es sicher gut, dass wir in unserer Energieversorgung so beschränkt sind. Ich würde sonst vermutlich zu viel und zu oft schreiben. Doch dieses Lebenszeichen hier funktioniert kurz einfach nicht. Wir haben gestern unser Basislager erreicht. Es war sehr schwierig, ein trockenes Plätzchen zu finden. Aber beim Aufbauen hat es nicht geregnet. Ein Grund zu großer Freude hier in Feuerland.

Unser Basislager am Eingang des Lovisatotales, etwa 50m vom Ufer des Negrifjords entfernt, liegt einigermaßen windgeschützt hinter einer Art Düne. Allerdings ist der Untergrund sehr nass.

Weniger schön ist die Tatsache, dass unser Lager nicht dort steht, wo es ursprünglich stehen sollte. Unser Plan, auf der Westseite des Sarmiento vom Magdalenakanal aus über eine etwa 350m breite Landbrücke mitsamt den Kajaks in einen See zu gelangen, ist leider gescheitert.

Erstens hätten wir Tage gebraucht, mit den Booten und unserem Gepäck durch den nahezu undurchdringlichen Dschungel in den See zu gelangen. Zweitens gibt es an diesem See buchstäblich keinen vernünftigen Lagerplatz und drittens sind die Ufer an der gegenüberliegenden Seite zu steil, um von dort aus gefahrlos weiterzukommen. Deshalb blieb uns keine Wahl, als weiter zu paddeln.

Unser Ziel war jetzt das Lovisato Tal, welches womöglich eine bessere Zugangsmöglichkeit zum Berg als unsere Seevariante bietet. Und am Eingang dieses Tales haben wir uns nun häuslich eingerichtet.

Es hätte einfach keinen Sinn gemacht, in diesem „Gelände“ Tage zu verschwenden, um in einen See zu gelangen, von dem aus es womöglich auch kein Weiterkommen gegeben hätte.

Das besonders aufregende der letzten drei Tage war vor allem unser Weg hierher und die verschiedenen Kopfstände und Kompromisse, zu denen wir gezwungen waren. Dabei spielten vor allem unsere finanziellen Mittel eine Rolle.

Ein von der Marine gefordertes Beiboot für die gesamte Strecke war bei einer Tagesmiete von mehr als 1000 € nicht einmal annähernd bezahlbar. Eine Lösung dieses Problems wäre gewesen, einfach ohne Rücksicht auf irgendwen loszupaddeln. Aber damit hätten wir womöglich unsere Partner hier, ohne die wir völlig aufgeschmissen wären, in Schwierigkeiten gebracht. Das haben wir uns also gleich wieder aus dem Kopf geschlagen.

Insgesamt waren wir lediglich etwas mehr als eine Stunde mit unserem „Begleitboot“ unterwegs, bis wir im Magdalenakanal abgesetzt wurden.

Eine andere Lösung hätte ein simpler Transfer von Punta Arenas aus zu unserem Ausgangspunkt am Berg mit einem Boot sein können. Die Kajaks wären trocken geblieben, und sie hätten den weiten Weg quer über den Atlantik umsonst gemacht. Das war die schlechteste aller Möglichkeiten!

Die beste aller Lösungen war dann diese hier: Die erste Etappe auf der Magellanstraße sind wir, noch als Paddeltouristen getarnt, ohne Beiboot gepaddelt. Die zweite Etappe über die Magellanstraße bis in den Magdalenakanal wurden die Boote in das „Begleitboot“ verladen. Dass wir die Querung der Magellanstraße nicht im Kajak absolviert haben, ist für mich, ehrlich gesagt, nicht so tragisch, denn erstens hätte bei diesen Bedingungen jeder in zwei Stunden dort rüber paddeln können. Und zweitens hatte man uns versprochen, dass wir anschließend auf uns allein gestellt sein würden.

Auf dem Magdalenakanal hatten wir auch wieder beste Paddelbedingungen. Doch inzwischen ist die einwöchige Schönwetterperiode endgültig vorbei. Während ich das hier aufschreibe, schüttet es wie aus Kannen. Auf diesem Bild sieht man auch sehr schön, wie schwer beladen unsere Kajaks sind.

Die sich anschließende Querung des Magdalenakanals macht paddeltechnisch sicher keinen Unterschied zur Magellanstraße. Eher im Gegenteil, weil hier gefährliche Strömungen ein Problem werden können und man viel weiter weg vom Schuss ist. Hier hinten gibt es nichts und niemanden mehr, auch keine chilenische Marine. Darum hatten unserer Partner jetzt auch kein Problem mehr, uns alleine paddeln zu lassen. Ich fand diese Variante viel spannender und ehrlicher, als bei Flaute mit einem Beiboot über die Magellanstraße zu queren. Und wie spannend es dann auf dem Magadalenakanal wurde, dass ahnten wir nicht einmal, als wir aufbrachen.

Ein Foto von einem gerade auftauchenden Buckelwal zu machen, ist beim Paddeln fast ein Ding der Unmöglichkeit. Denn eigentlich will ich das Paddel nur sehr ungern aus der Hand geben. Außerdem weiß man nie, wo er denn nun gleich wieder auftaucht.

Wir hatten das Glück, gleich einer ganzen Gruppe von Buckelwalen zu begegnen. Es gibt wirklich nichts aufregenderes, als in einem winzigen Kajak sitzend, fünf Kilometer vom nächsten Ufer entfernt, einen Buckelwal neben sich auftauchen zu sehen. So etwas erleben zu dürfen ist ein großes Privileg. Leider ist das Fotografieren von einem Kajak aus umso schwieriger.

Der „Anmarsch“ ist jetzt vorbei, nun beginnt unsere eigentliche Aufgabe. Heute wollten wir beginnen, von unserem Lager aus den Weg zum Bergfuß zu erkunden. Doch es regnet dermaßen stark, dass wir womöglich mit dem Aufbruch noch ein bisschen warten werden. Im Moment haben wir ein bisschen Strom, dass heißt, wir melden uns wieder. Obwohl Laden bei diesem Wetter schwierig werden könnte…

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3 Antworten

  1. Thomas Schmidt sagt:

    WoW, da seid ihr ja richtig schnell angekommen, Glückwunsch zu diesem Ettappen-„Sieg“!
    Wetterfenster optimal genutz, würd ich sagen.
    Drücke euch die Daumen, dass bald ein weiteres Wetterfenster kommt…

  2. Janina Graeber sagt:

    Der Lagerplatz sieht doch sehr gemütlich aus!! 😉

  3. elke sagt:

    Bei so viel Spannung ,bleibt einen ja die Luft aus. Weiterhin viel, viel Glück euch beiden.

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