Weiter gen Gipfel, 01.8.01

Nun hat er also begonnen. Der Angriff auf den Gipfel. Gestern Nachittag startete Olaf mit drei spanischen Freunden Richtung Lager 1. Mit ihnen waren zwei Teilnehmer der belgischen Expedition unterwegs. Die beiden Herren waren der Meinung, im tief verschneiten Gletscherbruch, dazu noch bei Dunkelheit ohne Seil gehen zu müssen. Jospi, der spanische Expeditionsleiter bat sie dringend, mit an das Seil zu kommen. Die Ignoranten hatten nicht einmal ein Seil dabei! Es war einfach unter ihrer Würde. Es handelt sich hier übrigens um die gleiche Expedition, die bereits einen Mann aus lauter (ich kann es leider nicht anders sagen) Dummheit eingebüßt hat. Der Mann ist nun wieder in Belgien. Allerdings hatte er den Rückflug in einer Kühlbox. Seinen Kameraden reicht das offensichtlich noch nicht. Bei einer Rast passierte es dann. Einer der Belgier brach wie in Zeitlupe in eine Gletscherspalte ein. Unsere Leute sprangen hin und holten ihn in letzter Sekunde raus. Danach baten die belgischen Chaoten kleinlaut um Aufnahme in die deutsch-spanische Seilschaft. Das ist hier sicher sehr hart formuliert, aber es ist einfach bitter zu sehen, wie manche Menschen mit ihrer und anderer Sicherheit umgehen. Da kann es schnell passieren, daß man seine eigenen Ziele aufgeben muß, nur weil Leute, die ihr Handwerk nicht beherrschen, sich an Bergen rumtreiben, an denen sie nichts zu suchen haben.

Also nach diesem Schreck ging es weiter Richtung Lager 1. Ein hartes Stück Arbeit, weil der Weg im Schnee versunken war. Die Gruppe brauchte wesentlich mehr Zeit als bei früheren Aufstiegen. Endlich im Lager angekommen, wollten erst mal die Zelte ausgegraben werden. So wurde die Nacht sehr kurz, da Olaf, Jospi, Jordy und Antonito bereits um 1 Uhr in der Früh wieder aus den Federn mußten. Etwa zur gleichen Zeit beendete ein grausiges Wecker-Schrillen auch die Träume von Max und Christian im Basislager.

Und während die beiden auf ihren Ski ganz gut durch den Neuschnee glitten, sah es bei Olaf und den Spaniern ganz anders aus. Hüfttiefer Schnee. Keine Spur mehr von den Fixseilen. Da hilft nur eisenhartes Graben und Spuren durch die zweifelhafte weiße Pracht. Um das Elend nicht weiter auszuwälzen: Sie brauchten exakt doppelt so viel Zeit, als bei vorangegangenen Aufstiegen. Und da waren sie weniger akklimatisiert und hatten deutlich mehr zu tragen! Von den Zelten im Lager 2 waren bestenfalls noch die Dachspitzen zu sehen. Viele waren einfach plattgedrückt, und so mußte hier auch erst mal geschaufelt werden, ehe die Jungs zu einem erholsamen Tee kamen. Danach machte sich eine gewaltige Erschöpfung breit und keiner der vier wagte, an den nächsten Tag und den Aufstieg ins Lager 3 zu denken. Eigentlich wollten sie ja gleich heute noch weiter gehen, um den Tag im Camp 2 zu sparen, doch das war nach der Anstrengung überhaupt nicht mehr drin.

Inzwischen hatten Max und Christian Lager 1 wohlbehalten erreicht und gaben sich entspannt Essen und Trinken hin. Zur abendlichen 18 Uhr-Funkzeit sah die Welt dann auch im Lager 2 wieder optimistisch aus. Olaf teilte mit, daß er und die drei Spanier morgen früh den Weg nach Lager 3 graben werden. Max und Christian steigen zur gleichen Zeit zum Lager 2 und entscheiden dort, ob die Verhältnisse es zulassen, gleich ins Lager drei zu gehen. Und ganz unten tut sich auch was. Ralf und Lydia machen sich auf den Weg zum Lager 1.


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