Errichtung Lager 1, 11.und 12.7.01

11.07.2001

Heute war für uns alle der wohl anstrengendste Tag bisher auf der Expedition. Christian, Lydia, Ralf und Olaf brachen 2.45 Uhr auf, um Lager 1 zu errichten. Bereits nach zweieinhalb Stunden erreichten sie das gestern angelegte Depot und nahmen die gesamten dort hinterlegten Sachen zu weiterer Ausrüstung in ihren Rucksäcken mit, um das Lager 1 mit Brennstoff, Lebensmitteln und allem notwendigen zu versehen. Nach vier weiteren Stunden im komplizierten Eisbruch erreichten sie die für Lager1 anvisierte Stelle auf 5900 m Höhe. Den ganzen Vormittag verbrachten sie mit dem Errichten und sturmsicheren Verankern des großen Zeltes, welches dort unser Lager bildet. Zur Funkzeit am Mittag meldeten sie schon unserem Koch Jehangir im Basislager, dass Lager 1 nun steht. Den Rest des Tages verbrachten sie mit Kochen und Trinken sowie diversen Kleinarbeiten zur weiteren Verbesserung des Lagerplatzes.

Markus mußte an diesem Tag einige Kilometer entfernt zu Füßen des Gondogoro-Passes noch zeitiger aufstehen. Nachdem die Trekkinggruppe am Vortag das sogenannte Ali-Camp erreicht hatte, mußten sie feststellen, daß sie nicht die einzigen waren, die an diesem Tag den Paßübergang geplant hatten. Eine auf dem Heimweg befindliche Schweizer Broad-Peak-Expedition sowie eine britische Trekkinggruppe erreichten Ali-Camp einige Stunden später. Um sich an den steilen Fixseilpassagen nicht gegenseitig zu behindern, wurde zeitversetzter Aufbruch vereinbart und unsere Gruppe zog außerdem mit dem Lager noch eine Wegstunde höher, da uns das günstige Los des frühesten Aufbruchs erwischt hatte. Das bedeutete zwar bereits 23.30 Uhr Aufstehen und 0.30 Uhr Abmarsch, würde uns aber garantiert keine Wartezeiten an den kritischen Stellen bescheren. Bereits nach einer Stunde Marsch über den flachen aber tückischen Gletscher erreichten wir bei sternklarer Nacht dann den Beginn der Fixseile.

Entlang der Seile und Leitern dauerte der Aufstieg bis zum höchsten Punkt des Gondogoro-Passes (5600 m) etwa zwei bis drei Stunden, so daß wir zwischen 4.00 und 4.30 Uhr pünktlich mit dem ersten Morgenlicht auf der Paßhöhe versammelt waren. Für die meisten Trekkingteilnehmer war der Pass gleichzeitig neuer Höhenrekord. Hier oben verabschiedete sich Markus von der Trekkinggruppe, die nun in weiteren drei Tagen Marsch bzw. Jeepfahrt zurück nach Skardu gelangen und dann über Islamabad den Heimflug antreten werden.

Markus indessen wollte so schnell wie möglich ins Basislager zurückkehren, um auch endlich in den Lageraufbau am Berg eingreifen zu können. Die etwa 50 km Gehstrecke ins Basislager, die hinzu in drei Tagen bewältigt wurden, absolvierte er in 13 Stunden nonstop und kam pünktlich 20 Minuten vor der vereinbarten Funkzeit ziemlich ausgepumpt im Basislager an. Und so war 18 Uhr auf "Channel Germany" die Freude groß, daß alle von der erfolgreichen Erfüllung ihrer Aufgaben berichten konnten und wir morgen wieder vereint im Basislager sitzen würden.

12.07.01

Während Markus nach drei Stunden Schlaf in der letzten Nacht sein Schlafdefizit nachholte, brachen Christian, Olaf, Ralf und Lydia Punkt 4.00 Uhr im Lager 1 auf, um ins Basislager abzusteigen. Erstmals machte sich dabei der Zeitgewinn durch ein paar flotte Ski bemerkbar, denn während Christian die 400 Höhenmeter zum Skidepot oberhalb des Eisbruchs in wenigen Minuten hinunterzischte, brauchten die anderen fast eine Stunde länger bis ins Basislager, das Christian schon 6.20 Uhr erreichte. So war es für Markus dann allerdings auch nichts mit dem Ausschlafen, denn gleich mußten die Neuigkeiten ausgetauscht werden und die wichtigen Arbeiten des Lagerlebens wurden in Angriff genommen. Den Vormittag vebrachten alle mit dringend notwendigen Aufräumarbeiten in ihren Zelten, während Christian mit Gaslötkolben und Zange einigen Unregelmäßigkeiten in unserer komplizierten Solarstromtechnik zu Leibe rückte. Am Nachmittag war grosser Waschtag angesetzt, und die pro Nase zur Verfügung stehenden wenigen Liter warmen Wassers wurden ausgiebig genossen. Mit dem "Abwasser" wurde dann gleich noch eine große Kleiderwäsche hinterhergeschoben, so daß wir nun alle aussehen, wie aus dem Ei gepellt.


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