Paiju-Urdukas, 3.7.01

Nach dem gestrigen Ruhetag führte uns die heutige dritte Trekkingetappe vorbei an den Trango-Türmen nach Urdukas, dem letzten Lagerplatz mit etwas Grün auf unserem Marsch ins Basislager.

Nachdem es bereits in der Nacht ergiebig geregnet hatte, zeigte sich beim morgendlichen Wecken um 4.30 Uhr der Himmel wolkenverhangen und grau. Schnell war gefrühstückt und zusammengepackt und 5.30 verließen die ersten Träger Paiju. Zunächst führte der Weg noch eine halbe Stunde im Braldu-Tal entlang, ehe wir den riesigen Baltoro-Gletscher betraten.

Drei ganze Tage haben wir auf ihm zu laufen, ehe wir den berühmten Concordiaplatz erreichen, zwei weitere dann noch einmal bis zum Basislager. Die Dimensionen des hier noch vollständig von Schutt und Geröll bedeckten Gletschers sind gigantisch: Am Gletschertor muß man über 200 Höhenmeter zurücklegen, ehe man "oben" steht, weiter hinten ist der Gletscher dann sogar noch wesentlich dicker. Seine Gesamtlänge beträgt übrigens stolze 58 km. Und damit ist er im Karakorum erst der viertlängste.

Leider regnete es während der ersten Stunden unseres Trekkings noch ab und an ziemlich stark, so daß nach T-Shirt und kurzen Hosen wie in den letzten Tagen nun Regenjacken und -hosen angesagt waren. Gegen Mittag klarte es auf und einige Sonnenstrahlen ließen sich blicken. Leider kamen die kühnen Trango-Türme nur am Nachmittag für kurze Zeit zwischen den Wolken zum Vorschein.

In Urdukas mußten wir zunächst einige zusätzliche Lagerplätze einrichten, denn die vorhandenen Zeltstellflächen waren bereits durch eine koreanische Trekkinggruppe belegt. Unsere Träger waren übrigens trotz des regnerischen Wetters guter Laune. Nach der Hitze der letzten Tage war ihnen der wolkenverhangene Himmel wahrscheinlich sogar lieber als wieder ein Tag voller Sonnenschein. Es werden übrigens von Tag zu Tag weniger Träger, denn die verbrauchten Lebenmittelvorräte machen täglich einige Trägerlasten aus, die dann in den hungrigen Mägen verschwunden sind und somit nicht mehr weiter getragen werden müssen.

Alle sind natürlich traurig, wenn Sie gehen müssen. Dies liegt jedoch nicht nur daran, daß damit eine gute Verdienstmöglichkeit endet, sondern auch an "Doktor Lydia", die zur täglichen "Sprechstunde" von wundgelaufenen Füßen über Kopf- und Zahnschmerzen, Augenprobleme, Bauchschmerzen, Sonnenbrand und vielen anderen Dingen bis hin zur komplizierten operativen Entfernung eines Furunkels aus der Wange eines Trägers schon allerhand helfen konnte. Einen Arzt können sich die meisten der Träger unter normalen Umständen kaum leisten und kommen deshalb sehr zum Leidwesen von Lydia oft auch mit belanglosen Kleinigkeiten, einfach um einmal im Leben das "Erlebnis Arzt" zu haben.

Morgen geht es für uns weiter nach Gore II, dem ersten Camp nur auf Gletscherboden.


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