Chilas - Askole, 29.6.

Heute stand unser letzter Tag auf vier Rädern auf dem Programm. Eigentlich war die Abfahrt für 5.00 Uhr geplant, doch ehe sich die ersten Jeeps in Bewegung setzten, wurde es 5.40 Uhr. Zunächst ging es über relativ gut befahrbare Schotterpisten und auch mal ein allerletztes Stück Asphaltstrasse in Richtung Shigar, dem letzten großen Dorf auf unserer Strecke. Hinter Shigar wurde die Piste dann immer abenteuerlicher. Hoch über dem reißenden Braldu-Fluss windet sich die schmale Piste eng an steile Fels- und Schotterhänge geschmiegt dahin, des öfteren unterbrochen von abenteuerlichen kleinen Brücken über kleinere und größere Nebenflüsse des Braldu.

Links und rechts des Braldu-Tales zeigen sich erste schneebedeckte Berge und die Szenerie wird immer wilder und abenteuerlicher. Gegen Mittag erreichten wir das kleine Örtchen Dassu, aus dem unser Sirdar Salman Ali stammt. Er nutzte gleich die Gelegenheit, um seine Familie zu besuchen und uns in sein Heim einzuladen. Gemeinsam mit seinen drei Brüdern und der ganzen Großfamilie wohnt er hier in einem wunderschön zwischen Feldern und Aprikosenbäumen gelegenen Haus. Chefin des Hauses ist jedoch nach wie vor die Mutter, die auch bei der Erziehung der insgesamt 16 Kinder den Hut auf hat.

Nach mehreren Stunden Fahrt wurden wir an einer kleinen Hängebrücke plötzlich gestoppt. Unter dem ersten ziemlich schwer beladenen Jeep waren die letzten Balken der morschen Holzkonstruktion zusammengebrochen und hatten am Brückenrand ein ziemlich großes Loch hinterlassen, welches unmöglich durch einen Jeep zu überwinden schien. Nun war guter Rat teuer, da Material für eine Reparatur weit und breit nicht vorhanden war. Schließlich behalfen sich die Jeepfahrer und Träger mit großen Steinen und den Überresten des gesplitterten Holzes, um das Loch zu stopfen und unter unseren staunenden Blicken rollte schon 30 Minuten später wieder der erste Jeep über das wacklige Provisorium. Kurz darauf lag das Hindernis hinter uns, und wir setzten die abenteuerliche Fahrt fort.

An einem weiteren Fluss gab es dann jedoch kein Weiterkommen mehr. Die durch Schmelzwasser gespeisten Flüsse führen normalerweise früh wenig Wasser, am Nachmittag bei sonnigem Wetter jedoch viel mehr, so daß eine Durchfahrt für die Jeeps um diese Zeit nicht mehr möglich war. Am frühen Morgen hatten jedoch einige andere Jeeps die Durchfahrt geschafft und saßen nun auf der anderen Seite fest. Also hieß es, alles Gepäck abladen, auf schmalem Steg den Fluss überqueren und am anderen Ufer wieder die neuen Jeeps beladen. Zum Glück erwartete uns nur noch eine weitere halbe Stunde Fahrt, ehe wir abermals am Ende der befahrbahren Strecke angelangt waren.

Eine reichliche halbe Stunde Marsch mit zwei ziemlich feuchten Flußdurchquerungen führte uns schließlich nach Askole, unserem heutigen Tagesziel. Hier haben wir uns vorerst häuslich eingerichtet und treffen letzte Vorbereitungen für die endgültige Verteilung der Lasten an die Träger. Morgen früh geht es dann auf die erste richtige Trekkingetappe, die uns in etwa sechs bis acht Stunden Marsch von Askole nach Jola führen wird.

Wenn das Wetter so bleibt, erwartet uns neben einem herrlichen Blick auf die umliegenden Berge vor allem ein hoher Verbrauch an Filmen und Sonnencreme.
Inshallah! - wie die Pakistanis sagen würden...


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