Zweiter Tag in Islamabad, 23.06.2001

Unser zweiter Tag in Islamabad brachte uns in der Organisation und Vorbereitung zwar einige Schritte weiter, aber die wichtigsten Dinge sind leider noch ungeklärt.

Zunächst einmal haben wir nach langem hin und her die positive Nachricht erhalten, daß unser Aircargo nun vollzählig in Islamabad eingetroffen ist. Nachdem es zunächst hieß, daß 26 unserer 30 vorausgeschickten Gepäckstücke angekommen seien, erhöhte sich die Zahl gestern abend auf 29. Da aber das fehlende 30. noch nicht eingetroffen war, wollte man uns leider auch die anderen 29 nicht aushändigen. "Alles oder nichts" lautete die an dieser Stelle völlig unverständliche pakistanische Logik, und so zogen wir unverrichteter Dinge wieder ab. Heute abend schließlich erhielten wir die erlösende Nachricht vom Eintreffen des 30. Stücks. Natürlich wollten wir zur Abholung sofort losfahren, doch nun wiederum hatte die Auslieferungsbehörde schon geschlossen. Und da morgen Sonntag ist, werden wir nun doch erst am Montag früh unser dringend benötigtes Gepäck in Empfang nehmen können...

Auch das Briefing im Tourismusministerium findet leider erst am Montag statt. Nahezu alle anderen Aufgaben konnten wir jedoch mit Hilfe unseres Freundes Jehangir bereits erledigen, so zum Beispiel der Kauf einiger Tausend Briefmarken für die Grusspostkarten oder die Besorgung der Autobatterie, die dann solargeladen die Stromversorgung im Basislager auch an Schlechtwettertagen sicherstellen wird. Die Aktion Briefmarkenkauf erwies sich übrigens als gar nicht so einfach, denn immerhin erschöpften sich dabei die Vorräte der beiden Hauptpostämter sowohl in der Millionenstadt Rawalpindi als auch in der Hauptstadt Islamabad. Erstaunt und belustigt zugleich hat uns daran vor allem die Tatsache, dass dieses Problem wahrscheinlich bei insgesamt etwa 30-40 Expeditionen aus aller Herren Länder auftaucht und somit in den Sommermonaten Juni bis August wahrscheinlich jeden dritten Tag Briefmarkenknappheit in der Millionenmetropole herrscht...

Zum Thema Hauptstadt und Regierung vielleicht an dieser Stelle noch eine kurze Anmerkung: die Pakistanis fassen den abrupten Regierungswechsel vor wenigen Tagen in der grossen Mehrheit als sehr positiv auf und schöpfen Hoffnung auf eine friedliche Zukunft, besonders im Hinblick auf den seit 30 Jahren schwelenden Konflikt mit dem übermächtigen Nachbarstaat Indien. Präsident und Militärchef General Musharraf hat sich nämlich von Anfang an sehr deutlich vom islamischen Fundalismus und religiösen Eiferern, dem Ursprung allen Übels im blutigen Kashmir-Konflikt, distanziert und somit der Hoffnung auf ein gemäßigtes Pakistan mit guten Chancen auf wirtschaftliche und politische Stabilität einen wichtigen Impuls vermittelt.

Wir werden uns am morgigen Sonntag einen fast arbeitsfreien Tag gönnen (am Feiertag haben ohnehin alle Ämter und viele Geschäfte geschlossen) und uns in Ruhe den zahlreichen Sehenswürdigkeiten widmen können. Montag kommt dann gemeinsam mit unserem fünften Expeditionsmitglied Christian unsere Trekkinggruppe an und am Dienstag geht es, wenn alles planmäßig läuft, los in Richtung Karakorum.

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