Gemeinsame Projekte

Eine Hochgebirgsexpedition ist für die Alpinisten eine große sportliche Herausforderung. Sie bietet gleichzeitig die einmalige Gelegenheit, Produkte unter extremsten Bedingungen zu testen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Modellcharakter eines solchen Unternehmens für viele Wissenschaftsbereiche. Wo sonst findet der Mediziner, der Psychologe oder Pharmazeut Menschen, die sich über so lange Zeiträume so extremen Belastungen aussetzen? Deshalb treten immer häufiger Wissenschaftler und Firmen mit Fragestellungen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten an uns heran.

Auf dieser Seite stellen wir unsere Partner und die Projekte vor, mit denen wir gemeinsam eine erfolgreiche Symbiose von Wissenschaft, Industrie und Hochleistungssport schaffen.

Gemeinsames Projekt mit den Sika-Werken

Projekt mit der Wurzener Nahrungsmittel GmbH

Dieses Projekt ist die Fortsetzung einer wissenschaftlichen Untersuchung, welche auf einer anderen Expedition des Alpinclub Sachsen, der Sächsischen Khumbu-Expedition 1999 zum 6734 Meter hohen Cho Polu, begonnen wurde. Im Auftrag der Firma Lienig Wildfrucht-Verarbeitung GmbH testeten wir die Wirksamkeit von Inulin auf den Verdauungstrakt bei Höhenbergsteigern. Bei dieser Untersuchung dienten die extremen Belastungen, die die Höhenbergsteiger auf diesem zehnwöchigen Unternehmen zu überstehen hatten, als Modell für Fragestellungen in der Medizin. Schwere Krankheiten wie Krebs, Diabetis, AIDS, Polytraumen usw. führen häufig ganz genauso wie die Belastungssituationen beim Höhenbergsteigen zu drastischen Fehlfunktionen des Magen-Darm-Kanals. Vereinfacht gesagt, die Darmwand wird löchrig, also durchlässig für Giftstoffe, sogenannte Endotoxine, die aus Bakterien bzw. Teilen von ihnen bestehen. Sie treten in den Blutkreislauf über und beeinflussen viele Abläufe des Organismus negativ. Das Ergebnis ist eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit.

Das Inulin so hofften Wissenschaftler, welches von seiner Struktur her ein spezieller Zucker ist, sollte eine abdichtende Wirkung auf diese Darmbarriere haben. Außerdem schrieben die Forscher diesem Stoff auch eine Reihe von anderen die Verdauung fördernden Eigenschaften zu. Nur gab es noch keine handfesten Beweise dafür. Deshalb testeten die Teilnehmer der Cho Polu-Expedition im Herbst 1999 das Inulin in seiner Reinform. Nach der Rückkehr der Bergsteiger aus dem Himalaya wurden die mitgebrachten Proben und Fragebögen im Institut für Mykologie und Bakteriologie der Universität Leipzig ausgewertet. Die Ergebnisse liegen heute in Form einer Veröffentlichung vor, die die tatsächliche Wirksamkeit des Inulins bestätigt.

Im Frühjahr 2000 präsentierten Frau Prof. Dr. Krüger, Direktorin des Instituts für Mykologie und Bakteriologie und der wissenschaftliche Leiter des Versuchs vor Ort Dr. Olaf Rieck die Ergebnisse der Untersuchung im Rahmen einer Marketingveranstaltung der Firma Lienig Wildfrucht-Verarbeitung GmbH. Während dieser Veranstaltung wurde die Wurzener Nahrungsmittel GmbH auf uns aufmerksam. Die Geschäftsführung bat uns, einen weiteren Versuch zu starten und Produkte zu prüfen, die Inulin als Zusatzstoff enthalten. Dieser Bitte kommen wir gerne nach, was uns nicht zu letzt auch wegen der außerordentlich positiven Erfahrungen mit der Einnahme von Inulin während der Himalaya-Expedition 1999 leicht fällt.

Die neue Fragestellung also lautet: Entfaltet das Inulin seine nachgewiesene positive Wirkung auf den Magen-Darm-Kanal auch als Zusatzstoff in Nahrungsmitteln?

Untersucht werden die abgebildeten Kornflakes sowie noch in der Produktentwicklung befindliche Riegel. Dazu laufen zur Zeit umfangreiche Voruntersuchungen, welche die folgenden Fragen klären sollen:

  1. Welche Produktmenge soll am Berg von den Bergsteigern aufgenommen werden?
  2. Welche Proben müssen von den Bergsteigern genommen werden? (Die Blutentnahme müssen die Alpinisten bei sich selbst durchführen und können das in den Vorversuchen üben.)
  3. Wie können die Proben am Berg konserviert werden?
  4. Welche Parameter sollten sinnvoller Weise untersucht werden?
  5. Wie sehen die Fragebögen aus, auf welchen die Bergsteiger ihre Befindlichkeiten dokumentieren?

Nach dem Abschluß der Voruntersuchungen Ende Januar 2001 werden die Wissenschaftler des Instituts für Mykologie und Bakteriologie gemeinsam mit den Bergsteigern ein Versuchsdesign für die Karakorum-Expedition erarbeiten, welches dann natürlich auch an dieser Stelle vorgestellt wird.

Falls Sie mehr über die Ergebnisse der Untersuchungen zum Inulin aus dem Jahr 1999 wissen möchten, können Sie hier den Untersuchungsbericht aufrufen: Untersuchungen zur Wirkung von Inulin aus Topinambur auf Menschen unter Extrembelastungen am Beispiel von Bergsteigern einer Hochgebirgsexpedition.


Projekt mit der Sika Werke GmbH

Die Sika Werke GmbH ist ein traditionsreiches Leipziger Unternehmen, welches schon seit 65 Jahren in der Messestadt produziert. Heute werden hier eine Vielzahl von verschiedenen Mono- und Verbundfolien hergestellt und veredelt. Zwei Gruppen dieser Folien werden im kommenden Jahr von der Sächsischen Karakorum Expedition 2001 während der Besteigung von zwei Achttausendern einem Härtetest unterzogen. Unter extremsten Bedingungen werden diese Produkte der Sika Werke GmbH auf ihre Tauglichkeit für den Einsatz im Outdoorbereich geprüft und objektiv beurteilt.

Hitzeschutzfolien

Diese Folien reflektieren Strahlen und bestehen aus einer durch Kaschierung verklebten Kombination von strahlenreflektierenden Metallfolien, vornehmlich Aluminium auf Substraten aus Glas- oder Keramikfasern. Durch die verwendeten Materialien sind diese Folien unbrennbar. Auf Grund der starken Reflexionswirkung erreichen sie eine hohe Isolation gegen unerwünschten Temperaturaustausch. Damit eignen sie sich hervorragend für den Einsatz bei allen Outdooraktivitäten, wo sie ergänzend zu Isomatten und Schlafsäcken angewendet werden können, um Wärmeverluste der Eigenwärme des Menschen zu reduzieren.

Heizfolien

Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um eine echte Neuheit. In dieser Folie steckt das Potential für eine kleine Revolution auf dem boomenden Outdoormarkt, denn diese Folie kann beheizt werden. Zwar ist dies an sich nicht vollkommen neu. Es gibt heute schon beheizbare Skischuhe, Motorradanzüge oder Skaphander für Astronauten und Tiefseetaucher. Doch das Funktionsprinzip dieses High-Tech-Produktes ist völlig anders und so unterscheiden sich auch ihre Eigenschaften grundlegend. Die wärmeabgebende Schicht besteht aus einem speziellen hauchdünnen Glas-Kohlefaserflies, welches zwischen zwei Trägerfolien gebettet ist. Auf das Vlies wiederum sind Elektroden aus Kupfer aufgebracht. Um die Folie zu erwärmen, muß sie natürlich an eine Stromquelle von 12 - 240 Volt angeschlossen werden. Das besondere dabei ist der verblüffend niedrige Stromverbrauch. Eine etwa 1 m2 große Fläche benötigt eine Leistungsaufnahme von gerade mal 150 Watt, so daß der Betrieb mit Akkumulatoren oder Solarvoltarik möglich wird. Dabei ist diese innovative Folie außerordentlich leicht und sehr strapazierfähig und deshalb geradezu wie geschaffen für den Einsatz im anspruchsvollen Outdoorbereich also auf Hochgebirgs- oder Arktisexpeditionen. Die Expeditionsteilnehmer der Sächsischen Karakorum Expedition 2001 entwickeln derzeitig gemeinsam mit den Forschern der Herstellerfirmen beheizbare Ausrüstungsgegenstände wie Hand- und Bergschuhe. Gedacht wird auch an eine Art Fußbodenheizung für die Zelte im Basislager, wo ja Solarenergie fast unbegrenzt zur Verfügung steht.

Übrigens wird diese Folie seit kurzem bei dem neuartigen Heizsystem "therm 21" im Wohnungsbau angewendet. Die Folie stellt den Heizkörper dar und ist völlig unsichtbar unter dem Teppich, der Tapete, den Fliesen im Bad oder dem Fußbodenbelag fest installiert. Es gibt sie aber auch als mobile Heizelemente z.B. zur Verwendung unter Teppichen.

Die Firma Candor GmbH verarbeitet die Heizfolien der Sika Werke GmbH. Deshalb sind die Experten von Candor auch unsere Partner bei der Entwicklung von outdoorfähigen Produkten aus dieser Folie und nicht die Leute von den Sika-Werken selber, die diese innovative Folie entwickelt haben.

Wir hatten ganz klare Vorstellungen über solche Produkte zu diesem Gespräch mitgebracht. Christian, unser Elektronik-Spezialist, hatte sogar schon einen funktionstüchtigen Prototyp einer beheizbaren Einlegesohle hergestellt und führte ihn auch sogleich vor. Die Herstellung solcher Sohlen ist praktikabel, wurde uns von Candor bestätigt.

Zum Beheizen einer solchen Sohle wird nur eine Leistung von 1 W benötigt. Da aus einer hochwertigen R6 Alkaliebatterie ca. 3 Wh entnommen werden können, bedeutet das, wir können mit nur vier R6 Batterien einen Fuß sage und schreibe 12 Stunden wärmen. Wenn das keine gute Nachricht für alle Bergsteiger und Skifahrer ist!

Außer den Sohlen werden wir auch noch kleine Heizkissen anfertigen lassen, die uns die bitterkalten Abende in unserem Messzelt besser erträglich machen werden. Der Plan, auch wärmeabgebende Handschuhe zu bauen, mußte auf Grund der Empfindlichkeit der Folie gegenüber häufiger Verbiegung aufgegeben werden. Womöglich kann aber irgendwann mit einer weiterentwickelten Folie auch der Traum von mollig warmen Händen bei jeder Temperatur Realität werden.

Erster Praxistest der beheizbaren Schuhe erfolgreich

Ein ernstzunehmendes Problem beim Bergsteigen in großen Höhen ist die Gefahr, sich Hände und Füße zu erfrieren. Das wollen wir auf jeden Fall vermeiden. Dazu haben wir von den Leipziger Sika-Werken eine innovative Heizfolie für Experimente mit einer Schuheizung erhalten.

Das Funktionsprinzip dieses High-Tech-Produktes ist völlig anders als herkömliche Heizwendel und so unterscheiden sich auch ihre Eigenschaften grundlegend. Die wärmeabgebende Schicht besteht aus einem speziellen hauchdünnen Glas- Kohlefaserflies, welches zwischen zwei Trägerfolien gebettet ist. Diese Heizfolien werden seit kurzem im Wohnungsbau angewendet. Und nun tüftelt unser Techniker Christian wie man daraus eine effektive Schuheizung bauen kann, die mit wenigen Batterien möglichst lange wärmt.

Die ersten beheizbaren Einlegsohlen hat er im Selbstversuch bei einer Skibesteigung des 2968 m hohen Piz Daint getestet. Das Problem war, daß Christian ja erst mal richtig kalte Füße bekommen musste, um die Heizwirkung zu testen. So hat er eine halbe Stunde bei minus zwölf Grad Celsius und Sturm auf dem Gipfel gestanden. Fünf Minuten nach dem Einschalten waren die Füße dann schon wieder warm. Eine super Sache. Aber bis zum Expeditioneinsatz muss noch einiges verbessert werden.

Die Stromzuführung ist noch zu kompliziert. Auf 8000 Meter können wir uns nicht erst mühsam die Stromkabel durchs Hosenbein fädeln. Hier brauchen wir noch eine zündende Idee, eventuell müssen wir die Kabel in die Hosen einnähen.

Hier noch ein paar Details für Technik-Freaks: Die Heizfolie hat einen recht hohen spezifischen elektrischen Widerstand. Darum wird eine Spannung von 9-12 V benötigt um eine ausreichende Wärmeabgabe (0.75 -1 W pro Schuh) zu erzielen. Wir setzen einen Spannungswandler ein, der aus 4 R6 Batterien diese Spannung erzeugt. Damit kann dann gleichzeitig die Heizleistung reguliert werden. Die dazu notwendige elektronische Schaltung ist so groß wie eine Streichholzschachtel.
Über den Fortgang dieser Tests sowohl der Produkte der Wurzener Nahrungsmittel GmbH als auch der Sika Werke GmbH können Sie sich laufend hier informieren.