Die letzte Etappe dieser Reise beginnt, 31.08.-01.09.2004
Der Wind zerrt an unseren Nerven mindestens genauso wie an unserem Zelt. Und dabei regnet es auch noch. Wieder werden wir durch mehr als ungemütliches Wetter daraufhin gewiesen, daß hier der Winter vor der Tür steht und wir unsere Tour beenden müssen. Die Gefahr, tatsächlich in ein mehrere Tage dauerndes Unwetter zu geraten, wächst von Tag zu Tag. Heute jedenfalls kämen wir bei der Brandung nicht mal vom Ufer weg. Also warten wir wieder. Es regnet den ganzen morgen und nur ein paar Meter über uns geht der Regen schon in Schnee über, der dieses Jahr nicht mehr wegtauen wird. Erst gegen Abend hört der Regen endlich auf und innerhalb einer halben Stunde wandelt sich die Szenerie vollständig. Die schwarzen Wolken verschwinden, plötzlich scheint sogar die Sonne und wieder ein paar Minuten später bietet sich uns ein geradezu überirdisches Licht- und Farbenspiel in der tiefstehenden Abendsonne für das zu erleben sich aber auch jede Mühe lohnt.
Im Nu sind wir aus dem Zelt, bewaffnet mit unseren Fotoapparaten und versuchen die Stimmung wenigstens ein bißchen einzufangen, denn aus Süden zieht in Windeseile schon die nächste Schlechtwetterfront herauf. Nur zwei Stunden scheint die Sonne, dann regnet es schon wieder. Was dann kommt, muß man selbst mal erlebt haben, denn das ist es, was Spitzbergen, die Arktis, ausmacht. Der Himmel verdunkelte sich, es sah aus, als würde sogleich das Inferno losbrechen. Das hätte auch gut sein können, doch das Barometer rührte sich nicht. Es herrschte plötzlich die totale Flaute. Eine geradezu heilige Stille breitete sich aus, kein Wind, keine Brandung, nichts. Nur eine mystisches Licht, daß einem Bange werden konnte. Als diese Stimmung eintrat, waren wir von unserer Fotosafari wieder an die Zelte zurückgekehrt. Ehrlich gesagt hätte uns dieser selbst für Spitzbergenverhältnisse rabiate Wetterwechsel tatsächlich Angst gemacht, wenn das Barometer gefallen wäre. Aber das tat es nicht, jedenfalls noch nicht. Wir hatten immerhin noch eine gute Tagesetappe vor uns bis nach Longyearbyen und das unangenehme an ihr ist die Steilküste, die wir einen Großteil der Strecke entlang müssen. Das ist auch der Grund, warum wir uns ohne Diskussion entschliessen, sofort aufzubrechen. Wieder nutzen wir die Gelegenheit, die sich uns bietet. Nach weniger als einer Stunde ist alles in den Booten verstaut. Kurz nach 22.00 Uhr stoßen wir die Boote ab zur definitiv letzten Etappe dieser Expedition.