arcadia    


Isfjorden überquert, 27.-31.08.04

Die Querung des mit Abstand breitesten Fjordes ganz Spitzbergens lag uns schwer im Magen. Es ist inzwischen längst Herbst hier in der Arktis. Und diese Jahreszeit ist vor allem Sturmzeit. Wir mussten unbedingt einen ruhigen Tag erwischen mit möglichst konstant hohem Luftdruck. Gott sei Dank hatten wir noch zwei oder auch drei Reservetage. Also legten wir uns im Sauriedalen mit Panoramablick auf die Wind- und Wellenverhältnisse im Icefjord auf die Lauer. Nachdem der erste Wartetag um war, aber die Schaumkronen auf den Wellen nicht weniger wurden und der Luftdruck auch nicht stieg, wurden wir ungeduldig.


Noch kann man fahren bei diesen Verhältnissen. Doch die Schaumkronen deuten auf unverhältnismäßigen Kraftaufwand im Gegenwind.

Wie schon auf der ganzen Expedition gab es ständig diese Entscheidungsnot. Sollen wir noch warten oder läuft uns die Zeit davon? Können wir es wagen oder ist die Querung eines 15 Kilometer breiten Fjordes bei dem Wellengang zu riskant? Ist es vielleicht gerade jetzt überhaupt noch machbar oder beginnt morgen womöglich ein drei Tage anhaltender Sturm? Wenn wir etwas auf dieser Reise über Spitzbergen gelernt haben, dann, dass man eine sich bietende Gelegenheit nutzen muss und zwar auf Biegen und Brechen, denn es kommt garantiert keine zweite. Dies hielten wir uns vor Augen, als wir am 30.8. gegen Mittag mit der Überfahrt begannen. Und es war eine stürmische Überfahrt! Der Wind blies uns aus Südost fast direkt ins Gesicht und wenn Mario in ein Wellental fuhr, dann sah ich von ihm nur noch seine Mütze. Bei guten Verhältnissen sind die 15 Kilometer in zwei bis drei Stunden geschafft. Wir saßen fast fünf Stunden in unseren Kajaks und paddelten wie die Wilden gegen den Wind an. Und das andere Ufer kam und kam nicht näher. Aber wir hatten inzwischen ganz anderen Seegang und ganz anderen Gegenwind gemeistert.


Es ist fast geschafft. Die Berge auf der anderen Seite des Fjords schirmen uns nach Dreivierteln der Strecke vor dem Wind.

Kurz nach 17.00 Uhr hatte der Icefjord endlich verloren, als wir in den Windschatten der Berge des anderen Ufers kamen. Nun wartet noch die letzte Etappe nach Longyearbyen auf uns und auch dafür brauchen wir noch einmal einen guten Tag.