Ziel erreicht! Wir lagern in Verlegenhuken, 15.08.2004
Wir haben es nicht geschafft gestern bis nach Verlegenhuken zu kommen. Nach 20 Stunden war ich so müde und kaputt, daß ich mich nur noch laut singend in meinem Boot aufrecht halten konnte. Ohne zu übertreiben, ich hatte Angst, paddelnder Weise einzuschlafen und mich dann im Wasser wiederzufinden. Außerdem konnte ich nicht mehr sitzen, meine Schultern und mein linkes Handgelenk taten mir dermaßen weh, daß es einfach nicht mehr ging. Gott sei Dank hatte Mario die gleichen Probleme. Wir gingen also an Land. Natürlich mußten wir, wie jeden Tag, das Lager einrichten und kochen. Wieder wurde es Mitternacht.
Wir schliefen gut in dieser Nacht, wie man sich vorstellen kann, trotzdem saßen wir am nächsten Tag schon um 9.00 Uhr in den Booten. Gestern hatten wir 70 Kilometer zurückgelegt, 50 fehlten noch. Die mußten wir heute unbedingt schaffen, denn, welch ein Wunder, noch immer schien die Sonne und kein Lüftchen regte sich. Es hätte heute Spaß machen können zu paddeln, doch mir tat von gestern noch alles weh. Es ging heute nur mit Zähne zusammenbeißen voran. Nach vollen fünf Stunden machten wir die erste Pause und überschritten anschließend den magischen 80. Breitengrad.
Hier erhält man auf Schiffen die Polartaufe, ähnlich wie am Äquator. Ich hatte das im vorigen Jahr auf der „Nordstern“ erlebt. Wir aber schossen nur ein Foto und paddelten verbissen weiter. Inzwischen drang dieser Vorgang nicht mehr in mein Bewußtsein ein. Ich paddelte einfach nur noch weiter und immer weiter wie eingeschaltet. Doch das GPS zeigte unsere Position an, weit konnte es nun nicht mehr sein. Und dann nach genau 11 Stunden und 19 Minuten Paddeldauer an diesem 15. August, die Pausen mitgerechnet, war es tatsächlich geschafft. Die Küste machte einen scharfen Knick und wenn wir nicht angehalten hätten, dann wären wir wieder südwärts gefahren.
Ein Blick auf die Karte bestätigte uns, was das GPS anzeigte. Wir waren oben angekommen. Fast die ganze Nacht verbrachten wir mit Filmen und Fotografieren. Wir saßen stundenlang da und starrten auf das Eismeer rings um uns, und irgendwann hatten wir sogar wieder die Kraft, uns ein kleines bißchen zu freuen.