Das Tragen der Boote wird zur Zerreißprobe für uns, 06. bis 10.08.2004
Wir besaßen einen speziell für das Tragen von Kajaks konzipiertes Tragegestell. Und wir verfügten zum Test auch über das originale von uns verwendete Kajak. Aber auch wenn wir uns das eingebildet hatten, wir wußten nichts davon, was uns dann hier vor Ort erwartete. Die folgenden sechs Tage werde ich so schnell nicht mehr vergessen. Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Eigentlich war es streckenweise gar nicht möglich, ein über fünf Meter langes Kajak tragend zu transportieren. Jedenfalls kam es uns so vor.
Kilometerweit führte der Weg durch Moränengelände. Steile Geröllhänge mit losen Steinen rauf und runter, stundenlang ging das so. Dann mußten wir zurück, um das andere Boot zu holen. Die Boote wogen 28 Kilogramm pro Stück. Dazu kam das Paddel und die Überlebensausrüstung sowie das Watzeug, welches wir zum Treideln brauchten. Das kam alles noch in die Boote. Die wogen dann reichlich 40 Kilo. Weitere 80 Kilogramm Nahrung, Brennstoff und sonstige Ausrüstung wartete ebenfalls auf den Transport, alles in allem 160 Kilogramm. Jede Last hatte dann immer um die 40 Kilogramm, wenn wir jede Strecke nur zwei Mal zurücklegten. Auf manchen Geländeabschnitten war dies aber entschieden zu schwer. Wir konnten dann nur mit aller größter Mühe die leeren Kajaks tragen und mußten so jeden Weg genau fünf Mal gehen: Erster Weg, erste Last, ein Boot; zweiter Weg, Rückweg; dritter Weg, zweite Last, zweites Boot; vierter Weg, Rückweg; fünfter Weg, dritte und vierte Last. Nur auf diese Weise funktionierte das anfangs. Aber dadurch waren wir natürlich viel zu langsam. Etwas mußte geschehen.
Wir entschieden uns, auf die Umfahrung von Spitzbergens Westküste zu verzichten und legten ein großes Depot an. Die gesamte Ersatz- und Reserveausrüstung kam dort hinein und etwa 12 Kilo Nahrungsmittel. Zu viel, wie sich später herausstellte. Trotzdem wir nun fast 20 Kilo weniger hatten, konnten wir an vielen Stellen unser Gepäck nicht mit zweimaligem Hin- und Hergehen bewältigen.
Was dann aber zu zeitweise völliger Mutlosigkeit führte, war der Anblick des Flusses auf der anderen Seite des Überganges. Hinauf bis zur Wasserscheide in 340 Metern Höhe ging es das Nathorstdalen entlang, hinunter das Aelandsdalen. In beiden Tälern floß laut Karte ein Fluß breit und tief genug, um dort drin Kajaks treideln zu können. Wir sehnten den Augenblick herbei, an dem wir die Boote wieder ins Wasser setzen würden, um sie diesmal ganz entspannt flußabwärts den Fluß hinunter schwimmen zu lassen oder womöglich sogar zu paddeln. Was wir vorfanden war ein reißender Strom, 20 Meter breit gespeist von einem halben Dutzend Gletschern. Nicht mal in den kühnsten Träumen konnten wir auf ihm treideln gescheige dann paddeln. Wir mußten weiter tragen, den ganzen Weg zum Austfjorden hinunter und zwar ausschließlich im Geröll. Wir waren einen halben Tag lang drauf und dran, aufzugeben und ziemlich verzweifelt.