Eisverhältnisse katastrophal, 27.07.04
Als wir heute morgen aus dem Fenster sahen, trauten wir unseren Augen kaum. Eis, wohin das Auge sah. Gestern Nachmittag deutete es sich schon an. Im Isfjord war immer mehr Treibeis auszumachen, und heute früh war auch der Adventfjorden, an welchem Longyearbyen liegt, vollkommen damit angefüllt. Anstatt sich das Drifteis zurückzieht, so wie das alle hier voraussagten, kommt immer mehr davon und blockiert derzeit die gesamten Fjorde Zentralspitzbergens. Inzwischen wird das viele Eis sogar schon zum Problem für die Versorgung und natürlich für den Tourismus. Die regelmäßigen Bootstouren nach Ny-Aelesund, Barentsburg und an die Westküste stehen auf der Kippe.
Treibeis vor Longyearbyen am heutigen Morgen
Als wir heute unsere Genehmigung beim Sysselmann abgeholt haben, war das Eis natürlich auch das Thema Nr. Eins. Niemand kann sich erinnern, so sagte man uns dort, wann es je zu dieser Jahreszeit so viel Eis an den Küsten Spitzbergens gegeben hat und es zu Problemen in der Versorgungsschifffahrt kam. Heute mußte sogar ein Eisbrecher die Fahrrinne freimachen. Die drei Kajakexpeditionen, berichtete man uns, die vor uns hier gestartet sind und ebenfalls die Nordküste zum Ziel hatten, mußten umkehren. Auch das ist ziemlich entmutigend. Obwohl diese Unternehmen nach meiner Meinung zu früh gestartet sind.
Ein Durchkommen mit unseren Kajaks ist hier schwierig bis unmöglich, zumindest aber gefährlich.
Wir jedenfalls haben unseren Aufbruch auf Sonntag verlegt, wollen noch ein bis zwei Tage zusätzlich verstreichen lassen. Vielleicht bessern sich die Verhältnisse ja doch noch, schließlich ändert sich hier alles mögliche in rasanter Geschwindigkeit, wie zum Beispiel das Wetter. Heute hatten wir hier in Longyearbyen morgens bei stömendem Regen die Rekordtemperatur von 18 ° Celsius, was schon in die Nähe des Spitzenwertes von 21,7 °Celsius kommt. Gestern war es den ganzen Tag wolkenlos aber kalt.