arcadia    


500 Kilometer mit dem Scooter sind nicht genug, 03.04.2004

Um es gleich vorwegzunehmen: Das war nicht das letzte Mal, daß ich mit einem Motorschlitten im winterlichen Spitzbergen unterwegs gewesen bin. Es ist zwar keine sehr sportliche Art und Weise der Fortbewegung in der arktischen Urnatur, umweltfreundlich ist es auch nicht und schon ganz und gar nicht billig. Dafür aber macht es einen Heiden Spaß. Außerdem ist es kaum anders möglich, in so kurzer Zeit soviel zu sehen.

Außer das Olaf seinen Scooter mitsamt dem Anhänger einmal hoffnungslos in einer Schneewehe festgefahren hat und ihn anderthalb Stunden lang wieder ausgraben mußte, gab es keinerlei Probleme. Selbst schwierige Wegstrecken wie Gletschermoränen oder steile Hänge meisterten wir bald wie erfahrene Spitzbergenbewohner.

Die erste Nacht verbrachten wir in unserem Zelt in der Nähe von Longyearbyen. Ich hatte noch kein Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge und wollte zur Not in die Siedlung zurück laufen können. Diese Nacht war auch die kälteste von allen. Wir maßen deutlich unter minus 20 Grad. Doch die Scooter sprangen am nächsten Morgen so problemlos an, daß es mir die Sprache verschlug. Einmal am Zündschlüssel drehen und schon lief das Ding wieder. Ich war begeistert! Egal ob der Scooter samt Motorraum vom Schnee zugeweht war, oder es den ganzen Tag regnete, unsere beiden Motorschlitten liefen ohne auch nur eine einzige Fehlzündung. Apropos Regen! Das muß man sich mal vorstellen. Am dritten Tag unserer Tour stieg die Temperatur von minus 18 Grad innerhalb weniger Stunden auf plus drei Grad, und es regnete eine ganze Nacht lang. Überhaupt hat das Wetter in der Woche hier die ganze Palette geboten, die so vorstellbar ist. Wir hatten Sonnenschein bei wolkenlosem Himmel und 25 Grad Frost, drei Grad plus und Regen, Schneesturm und was besonders unangenehm für uns war, Nebel. Einmal mußten wir bei Nebel unsere Fahrt abbrechen und auf der Stelle biwakieren, weil wir beim besten Willen aber auch gar nichts mehr sehen konnten.

Trotz der Wetterkapriolen waren wir schneller als geplant unterwegs und so konnten wir sogar noch einige Abstecher abseits der Route unternehmen, so an den Icefjord und an die Hütte "Fredheim" des berühmtesten Jägers Spitzbergens, Hilmar Nois. Am letzten Tag sichteten wir sogar zwei Polarbären auf dem Eis des Icefjords. Leider geht es schon morgen wieder zurück nach Leipzig. Die Zeit war viel zu kurz und verging wie im Flug. Doch diesmal gibt es einen schönen Trost: In dreieinhalb Monaten bin ich wieder hier.