13. und 14.8.03
Bericht Olaf
Noch einmal eine harte und morastige Etappe, bevor sich der Kreis schliesst.
Die letzte Etappe lag nun vor uns, bevor sich der Kreis in unserem Ausgangstal, dem Advendalen, schliessen würde. Wir mussten einen kleinen Gebirgszug überschreiten und einen Pass überqueren, um nach Longyearbyen zurückzukommen. Auf dieser letzten Etappe bot Spitzbergen noch einmal das volle Repertoire an Widrigkeiten: Sumpfwiesen mit endlosem Moospolsterhopping (um nicht bis über den Rand der Bergschuhe im Wasser zu versinken, sprangen wir von einem Moospolster zum anderen, manchmal auch daneben), eine Riesenmoräne, (der unangenehmste Untergrund, den man sich vorstellen kann: Steine, Schlamm und Eis, auf dem man andauernd ausrutschte), endlose Geröllfelder und natürlich gleich mehrere reißende Gletscherbäche. Aber das konnte uns inzwischen nicht mehr groß aufhalten, zumal wir wieder gutes Wetter hatten, also angenehme Temperaturen um die acht Grad, wenig Wind und kein Regen.
Und plötzlich, fast von einer auf die nächste Stunde endete das Ganze. Die Zivilisation hatte uns wieder. Wir waren in Longyearbyen. Unsere Reise durch die heilige Stille der Arktis, die Grenzenlosigkeit der Landschaft und die vollkommene Einsamkeit ist zu Ende. Ausser in Sveagruva sind wir nicht einem einzigen Menschen begegnet. Doch mir kam dieses Ende viel zu abrupt. Wir traten aus dem Toddalen heraus ins Advendalen und schon lag die Wildnis hinter uns. Ich war so traurig darüber wie selten, vielleicht, weil ich mich wohl noch nie so geborgen gefühlt habe wie gerade in den letzten Wochen in der rauhen und manchmal unbarmherzigen polaren Urnatur. Ich hatte von ihr am Ende der Tour noch lange nicht genug, um mich ernsthaft wieder nach Hause zu sehnen.

Longyearbyen
Aber schon im nächsten Jahr werde ich wieder hier sein, und darauf freue ich mich schon jetzt. In dem Buch "Begegnungen auf Spitzbergen" der eidgenössischen Autorin B.P. Sutermeister klagt sie darüber, vom Polarbazillus befallen zu sein und warnt alle vor dieser Seuche. Vom Polarbazillus befallen zu sein, bedeutet, sich auf ewig dem Polarland verschrieben zu haben. Wer einmal das Polarland wirklich erlebt hat, lässt seine Seele dort zurück, sagen die echten Polarfahrer. Ob es bei uns vieren schon so weit ist, werden wir in der Zukunft sehen. Aber die Sehnsucht nach der Schönheit der Arktis und der Geborgenheit in ihr wird bei uns allen bleiben. Das steht jetzt schon fest.