arcadia    


Packeisgrenze 80 Grad nördliche Breite 19.-21.7.2003

Bericht Olaf

  

Die Packeisgrenze taucht am Horizont auf, genau am 80. nördlichen Breitengrad. Höher gehts also nicht mehr hinauf für heute. Eigentlich hatten wir vor, ihr noch ein paar Stunden in nordöstlicher Richtung zu folgen, aber der Nebel wird dichter. Das dauert hier in der Hocharktis nur Minuten und bedeutet Gefahr für unser Boot. Doch soweit nach Norden bis an die Packeisgrenze vorzustoßen, ist schon Erlebnis genug und der Höhepunkt unserer Bootstour.

  

Wir sind wieder in Longyearbyen eingetroffen. Drei Tage war ich nun mit der MS Nordstjernen an der West- und Nordküste Spitzbergens unterwegs.

Und ich habe weit mehr gesehen, als ich mir das am Beginn der Reise träumen liess. Zuerst statteten wir Barentsburg, der grossen russischen Bergbausiedlung im Groenfjorden einen Besuch ab und fuhren dann non stop 180 Kilometer bis zur Nordwestecke Spitzbergens zum Magdalenenfjorden. Hier befand sich im 17. Jahrhundert eine große Walfängersiedlung. Reste alter Trankochereien und Walfanggräber sind hier noch sichtbar.

Magdalenenfjorden
Barentsburg

Von Magdalenenfjord aus ging es in den Raudfjorden an der Nordküste und dann hinauf zum 80. Breitengrad an der Packeisgrenze. Anschließend passierte die Nordstjernen den Smeerenburgfjord vorbei an der alten holländischen Walfangsiedlung zum Smeerenburggletscher. Von hier aus nahmen wir Kurs auf die nördlichste Siedlung der Welt, Ny Aelesund im Kongsfjorden. Auf diesem Weg machten wir noch einen Abstecher in den Krossfjorden zur imposanten sechs Kilometer breiten Abbruchfront des Lilliehoeoekgletschers und besuchten den alten Marmorbruch in New London. Ein Engländer namens Mansfield hatte hier im Jahre 1912 erfolglos versucht, Marmor abzubauen.

In Ny Aelesund angekommen, kann man hier den Entdeckergeist der Arktispioniere atmen. Der alte Turm steht noch, an dem die Luftschiffe Norge und Italia von Amundsen und Nobiles Nordpolexpeditionen 1926 und 1928 festgemacht waren. Und als Nobile am 25. Mai 1928 mit seiner Italia auf dem Packeis beim Rückflug vom Pol havarierte, ging von Ny Aelesund die größte Rettungsaktion in der Geschichte der Arktis aus, auf der Roald Amundsen sein Leben lassen musste.


Ny Aelesund

Schon im Jahre 1610 unterhielten Engländer an dem Ort der heutigen Siedlung eine Walfangstation mit Trankochereien. Rings um Ny Aelesund sind die Gräber der Walfänger und die Reste ihrer Siedlung noch heute zu finden.

Vom geschichtsträchtigen Ny Aelesund traten wir die Rückfahrt an. Doch sollte es nicht schnurstracks nach Longyearbyen gehen, sondern wir wollten noch einen Abstecher ins offene Eismeer wagen, um Wale zu beobachten. Das allerdings wurde dann doch zu einer Tortur, denn sogleich nachdem wir den Schutz der Fjorde verliessen, wurde die See unruhiger, und ich bekam unweigerlich die Seekrankheit. Ich wusste nicht, wie unangenehm das sein kann. Nun allerdings weiss ich Bescheid, und da ich morgen schon wieder in See stechen werde, leider allerdings mit einem sehr viel kleineren Boot, muss ich mir heute noch irgendwie Pillen gegen die Seekrankheit besorgen.