Longyearbyen-78 Grad nördliche Breite 15.07.2003
Bericht Olaf
Auf dem Programm der letzten beiden Tage stand vor allem die Organisation der Sicherheittechnik die uns vor unliebsamen Besuch schützen soll.
Um sich vor den Eisbären schützen zu können, ist neben einer Waffe die Sicherung des Lagers überlebensnotwendig. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder einer aus dem Team hält Nachtwache, oder wir sichern das Lager mittels eines Signalsystems. Dazu wird ein Draht gespannt, der an vier oder mehr Stellen mit einer Signalladung verbunden ist. Kommt also ein hungriger und ungebetener Gast in das Lager, wird er über den Draht stolpern und damit die Ladung auslösen. Ein lauter Knall und ein Leuchtfeuer sollen den Bären vertreiben, ihn zumindest unsicher und zögerlich machen und gleichzeitig uns Lagerbewohner wecken. Wir haben dann hoffentlich genug Reaktionszeit, um uns verteidigungsbereit zu machen.
Solch ein Signalsystem habe ich gestern besorgt und mir genauestens zeigen lassen, wie wir damit umgehen müssen. Der wichtigste Hinweis war übrigens der, dass die meisten Auslöser nicht etwa Bären sind, sondern total verschlafene Expeditionsteilnehmer auf dem Weg zur Toilette. Wir müssen also an Ersatz denken, für diesen Fall.
Desweiteren habe ich mich noch mal ausführlich mit der hier grundsätzlich notwendigen Waffe beschäftigt. Es gibt inzwischen sieben Stellen hier in Logyearbyen, wo Gewehre geliehen werden können. Das ist also im Gegensatz zu meiner ersten Tour hier nun kein Problem mehr. Allerdings gibt es überall nur Karabiner. Repetiergewehre oder Revolver sind nicht zu bekommen. Wenn wir also solche Waffen im nächsten Jahr dabei haben wollen, müssen wir eine Waffenbesitzkarte beantragen. Ich grause mich schon jetzt vor dem vielen Papier, welches da auszufüllen ist. Wir könnten die Waffe unserer Wahl mit solch einer Karte dann hier kaufen oder auch von daheim mitnehmen. Dies allerdings bedeutete zusätzliche Bürokratie. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man die Waffe in Deutschland in einen Flieger bekommen soll.
Heute am Nachmittag nun werde ich beim Gouverneur vorsprechen und ihm die Tour im nächsten Jahr vorstellen und unsere Tour in diesem Jahr anmelden. Das wird sicher besonders spannend, da es schon häufiger passiert sein soll, dass der sogenannte Sysselmann einfach bestimmte Ziele und Expeditionen rundheraus abgelehnt hat. Womöglich hat man hier doch schon die ein oder andere schlechte Erfahrung gemacht. Nun wir werden sehen.
So wie es derzeit aussieht, werde ich ab Donnerstag, den 17.7. ein Boot chartern, um den ersten Abschnitt unserer Tour im nächsten Jahr in Augenschein zu nehmen, den wir wahrscheinlich nicht zu Fuss, sondern mit dem Kajak zurücklegen werden. In den nächsten Tagen dazu dann mehr.