BC verlassen, 08.05.2006

Als ich Anfang April die Details der Ama Dablam-Expedition mit Nima, dem Chef meiner Agentur Multiadventure, und Lakpa in Kathmandu besprach, da mußte ja auch festgelegt werden, wieviel Zeit im Basislager veranschlagt werden sollte. Unter anderem müssen danach die Nahrungsmittel gekauft, die Löhne der Küchencrew festgelegt, die Yaks bestellt und noch einiges mehr vorausgeplant werden. Lakpa, als der erfahrendste von uns, meinte, daß 15 Tage mehr als genug seien. Wenn es doch zwei oder drei Tage mehr werden sollten, so gäbe es immer noch Reserven. Nun sind wir aber 23 Tage im Basislager geblieben. Zum Schluß wurde es sogar im Hinblick auf unsere Flüge zurück nach Hause ziemlich knapp. Demzufolge war es gestern auch ein hektischer Tag. Nur dieser eine Tag ist uns zum Herunterschaffen von Lager 1 und zum Zusammenpacken des gesamten Basislagers geblieben. Sogar Dorje, unser Küchenjunge, sah sich plötzlich in der Pflicht, mit zum Lager 1 aufzusteigen, um es zu bergen. Zeit, um zur Besinnung zu kommen, gab es diesmal nun wirklich nicht. Doch am letzten Abend hatte Changba, unser Koch, doch noch irgendwie die Kraft gefunden, um ein tolles Abschlußmenü herbei zu zaubern und einen Gipfelkuchen zu backen, den Ama Dablam-Samit (Summit)-Cake.


Wie haben die Jungs in der Küche den Tortenguß hinbekommen?

Meiner nepalesischen Mannschaft gilt mein besonderer Dank. Nima, der in Kathmandu die Fäden in der Hand hielt und ein sehr gutes Händchen für zuverlässige Leute hat. Der Küchencrew, die unter teilweise unsäglichen Bedingungen tolles Essen gezaubert hat. Nicht nur, weil auch ihnen die üblen Bedingungen in der Anfangsphase schwer zu schaffen gemacht haben. Der Weg zum Wasser war zum Beispiel recht weit und bei 60 cm Neuschnee umso weiter. Auch mußten sie sich mit dem Problem herumschlagen, nur für 18 Tage Nahrung dabei zu haben. Gleich mehrere Abstiege ins nächste Dorf waren nötig! Und was das tollste ist, ich kann mich nicht erinnern, daß wir im Laufe dieser 23 Tage irgendwann einmal das gleiche essen mußten!! Doch am meisten hat Lakpa auf sich genommen. Wir beide haben die Ama Dablam von oben bis unten versichert, mußten die Ausrüstung den Berg hinauf schleppen, uns durch den Schnee wühlen und ein ziemlich hohes Risiko eingehen. Und so werde ich ihm in diesem Sommer seinen größten Traum erfüllen und ihn zu einem Besuch nach Deutschland einladen.


Die Diskussion, ob nun das Gepäck auf die vorhanden Yaks rauf paßt oder nicht, ist jedesmal sehr hitzig und führt immer zu dem gleichen Ergebnis.

Heute nun erwarten wir die Yaks mit unserem Gepäck in Namche und dann setzt sich das große Packen, welches im Basislager begonnen hat, fort. Was bleibt hier, was muß zurück nach Deutschland? Listen werden geschrieben, Trägerlasten gepackt. Das übliche also. Morgen marschieren wir nach Lukla, übermorgen geht es nach Kathmandu. Dort auch wieder das übliche: Debriefing im Ministerium mit unsäglichen Beamten und endlosen Fragebögen, Müllabgabe, stundenlanges Warten in der Bank, um das sogenannte Garbage-Deposit zurückzubekommen. Aber bei diesen Gelegenheiten fängt das Erlebte an, sich langsam zu setzen. Ich beginne, die Fragen zu beantworten, die ich mir hoch oben auf den Graten des Berges gestellt habe. Was fasziniert uns beim Gang am Rande des Abgrundes, woher kommt die Lust an der Angst? Gute Themen also für einen nächsten Vortrag!