Durchbruch! 28.04.2006
Die schlechten Nachrichten sind sehr traurig und für uns alle ein harter Schlag. Gestern teilte uns Ralf Brummer mit, daß er aus privaten Gründen die Expedition verlassen wird. Schon heute morgen ist er aus dem Basislager nach Pangboche abgestiegen. Diese Entscheidung trifft ihn und uns in einer Phase der Expedition, wo endlich das Wetter besser geworden ist und der Stand der Installation der Route trotz der schwierigen Bedingungen am Südwestgrat den Gipfelerfolg wieder denkbar werden läßt.
Ralf noch am 26. April im Lager 1
Der gestrige und heutige Tag waren zwei für den Fortschritt am Berg sehr wichtige Tage. Gestern konnten wir die Route bis Lager 2 vorantreiben, heute bis zur sogenannten Mushroomridge, die unmittelbar vor dem Lager 3 in etwa 6300 m Höhe endet. Möglich wurde dieser plötzliche Vorstoß durch zwei Tage mit endlich einmal gutem Wetter. Der Schnee hoch oben am Grat taut nun relativ rasch ab, nur noch drei bis vier solcher Tage und der Gipfel müßte in greifbare Nähe gerückt sein.
Nach etwa 400 Klettermetern Querung unterhalb des Grates erreichten wir an dieser Stelle das erste
Mal die Gratschneide.
Gestern haben Lakpa, Ongchu, ein Sherpa einer Schweizer Gruppe, zwei befreundete deutsche Bergsteiger, Volker Tiller aus Halle/Saale sowie Axel Otto aus Cottbus und ich etwa 400 Meter Seil fixiert. Dabei sind wir bis kurz vor das Lager 2 gekommen. Dort haben Lakpa, Ongchu und ich das restliche Material deponiert, dann mußten wir wegen der fortgeschrittenen Tageszeit absteigen. Auf ein Zelt im Lager 2 wollen wir übrigens verzichten. Volker und Axel haben den ersten Teil des
Tages in der Route gearbeitet und waren schon eher ins Camp 1 zurückgekehrt und von dort aus noch in das Basislager abgestiegen.
Lakpa bei der Arbeit in einem weniger heiklen Abschnitt der Route. Wenn es schwierig ist, kann ich sowieso nicht fotografieren.
Heute nun habe ich mich aus dem Geschehen am Grat für einen Tag ausgeklingt und bin ins Basislager abgestiegen, um Ralf noch einmal zu sprechen und nach Hause zu verabschieden. Morgen früh um 4.00 Uhr geht es für mich wieder hinauf in das Lager 1 und von dort aus sofort in die Route. Das gute Wetter muß so intensiv wie möglich ausgenutzt werden. Ich hatte heute den ganzen Tag Funkkontakt mit Lakpa, der mit seinem Freund Ongchu weitere 300 Meter Seil befestigt und sich nun dem dritten
Hochlager angenähert hat. Zwischen dem höchsten Punkt, den Lakpa und Ongchu heute erreicht haben und dem Lager 3 liegt die Mushroomridge, ein besonders heikler Abschnitt der Route, der sich in den letzten Monaten sehr verändert hat, so daß nun niemand weiß, was dort auf uns zukommt.
Auch nach zehn Stunden harter Belastung am Abgrund noch zu einem Lächeln aufgelegt!
Die Fähigkeiten, das Durchhaltevermögen und die Nervenstärke von Lakpa rufen meine uneingeschränkte Bewunderung hervor, stellen mich hier an diesem Berg aber auch auf eine besonders harte Probe. Aber von Lakpa und von Dieter zu lernen, sollte ja auch ein wichtiges Ergebnis dieser Bergtour sein. Die nächsten Tage heißt es nun wirklich Daumen drücken, daß das Wetter hält und wir durchhalten. Dann kann die nächste Neuigkeit womöglich eine besonders gute sein! Aber ich mache mir keine
Illusionen. Die Ama Dablam hat sicher noch irgendeine Überraschung für uns auf Lager.
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