In Pangboche, am Fuße der Ama Dablam 07.03.2006
Die Kluft zwischen Vorstellung und Wirklichkeit klafft bei allem was wir
Menschen tun, oft meilenweit auseinander. Ganz besonders gilt das ganz
sicher für das Bergsteigen. Die Gipfel, denen wir uns verschrieben
haben, von denen wir träumen und die wir begehren, sind nicht die, die
wir dann besteigen. Diese Erfahrung habe ich nicht nur einmal gemacht,
und bei der Ama Dablam wird das wieder so sein. Heute übernachten wir in
Pangboche unmittelbar ihr zu Füßen. Und zum ersten Mal hab ich nun aus
der Nähe direkten Einblick in die Route.
Der Aufstiegsgrat von Nordwesten aus 4000 m Höhe
aufgenommen.
Was wird uns dort oben auf dem Grat erwarten? Welche Bedingungen werden
wir vorfinden? Wird das Wetter diesmal mitspielen? Bin ich überhaupt gut
genug für diesen Berg? Wenn ich den Grat anschaue, über den unsere Route
führt, dann sind sie da, die Zweifel und auch die Angst.
Morgen geht es weiter nach Dingboche. Dann sehen wir meinen Berg von
Nordosten. Er hat dann eine völlig andere aber nicht weniger
spektakuläre Gestalt. Morgen haben wir dann auch erstmals Sicht auf
unser Nahziel, den 6189 Meter hohen Island Peak. Meine Gäste sind schon
ganz aufgeregt. Doch bevor es soweit ist und wir ins Basislager
aufsteigen können, brauchen wir noch mindestens drei bis vier Tage, um
uns zu akklimatisieren. Und dort am Island Peak wird auch auf meine
Gäste die Erfahrung zukommen, das die Bergbesteigung in ihrer
Vorstellung ganz anders ablief und viel weniger beschwerlich war als in
Wirklichkeit.
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