Wir sehen zum ersten Mal die Ama Dablam. 05.03.2006

In Nepal herrscht Dürre. Die Sherpas erzählen, daß es seit nunmehr fünf Monaten nicht mehr geregnet bzw. geschneit hat. Die Yaks finden kein Futter mehr auf den Weiden und die Bauern kommen wegen der Trockenheit mit der Aussaat in Verzug. Und was bedeutet das für uns? Viele Bergflanken sind derzeit schnee- und eisfrei, oder die Firnauflage ist abgeschmolzen und das blanke Eis kommt zum Vorschein. Es gibt öfter Steinschlag, doch die Lawinengefahr ist gering. Natürlich hat sich auch unsere anvisierte Route an der Ama Dablam verändert. Es ist viel weniger Eis in der Route als noch im vergangenen Jahr. Lakpa meint, daß dies nicht schlecht für uns sein muß. Ich aber bin eigentlich viel lieber in Firn und Eis unterwegs als im Fels.

Ob die Auswirkungen der extremen Trockenheit des vergangenen Winters positiv oder negativ für unser Vorhaben sind, können wir sowieso erst am Berg genau einschätzen. Wie dem auch sei, eines darf jedenfalls nicht passieren: Nämlich das es irgendwann in der nächsten Zeit aufhört trocken zu sein und es zu schneien beginnt. Irgendwann ist schließlich jede Schönwetterperiode zu Ende und dann holt Petrus vielleicht nach, was er in den letzten Monaten versäumt hat.

Auch im Himalaya sind die Langzeitveränderungen, was die Eismenge im Gebirge anbelangt, sehr deutlich sichtbar. Auch hier schmelzen die Gletscher ab und die Eispanzer der Berge werden immer dünner oder sind zum Teil schon ganz und gar verschwunden. Wo noch vor zehn Jahren Anstiege ausschließlich in Firn und Eis zu bewältigen waren, bewegt man sich heute im kombinierten Gelände oder nur noch im Fels. Und häufig sind dann die Schwierigkeiten höher. Manche Routen waren überhaupt nur machbar, weil besonders steile Abschnitte eine Eisauflage hatten.

Eine richtig gute Nachricht gibt es übrigens auch noch. Uwes Zahnschmerzen sind weg, die Antibiotika haben angeschlagen. Er hat jetzt zwar eine dicke Wange, kann dafür aber wieder feste Nahrung zu sich nehmen.