Uwe, unser Sorgenkind 03.03.2006

Als Uwe heute morgen zum Frühstück kam, sah er aus wie das Leiden Christi. Er hatte mich gestern abend schon um Schmerztabletten gebeten. Aber heute morgen schien alles zu spät zu sein. Er hatte nicht geschlafen und, was meine Besorgnis ganz besonders erregte, er aß nichts zum Frühstück. Ich wußte, daß es in Namche eine Zahnärztin gibt und ich wußte auch, daß sie zur Zeit nicht da ist. Also bin ich los, um herauszufinden, wann sie aus Kathmandu wieder nach Namche zurückkehren würde. In der Khumbu-Lodge, ihrem zu Hause hier in Namche, konnte ich sogar via Satellitentelefon mit ihr telefonieren. Sie sagte, sie komme in zwei Tagen, vielleicht aber auch erst in fünf oder in zwei Wochen. Nun war guter Rat teuer. Den versuchten wir von einer Zahnärztin aus Jena zu bekommen, die in unserer Lodge abgestiegen ist. Was für ein bemerkenswerter Zufall!


Anja Pfeifer ist Zahnärztin, war aber ohne ihre Bohrmaschine nahezu machtlos.

Sie schaute dann auch mit den Instrumenten der zahnärztlichen Grundausstattung meiner Expeditionsapotheke in Uwes Mund, aber zu sehen war nichts. Deshalb gab es nur zwei Möglichkeiten: Erstes könnte unter dem Inlett des schmerzenden Zahnes Luft eingeschlossen sein. Ich hatte schon oft von Bergsteigern über entsetzliche Schmerzen gehört, die das verursacht. Die Luft im Zahn dehnt sich aus, weil mit zunehmender Höhe der Luftdruck sinkt. Der Druck im Zahn erhöht sich also und dadurch wird der Schmerz verursacht. Man kann den Zahn nur aufbohren. Die zweite Ursache könnte eine Infektion an der Zahnwurzel sein. Hier helfen Antibiotika. Und die habe ich ihm dann verordnet. Wir haben eine breite Palette dabei, unter anderem auch knochengängige, die bei Zahnwurzelentzündungen gut geeignet sind. Nun heißt es warten und Daumen drücken, daß sie anschlagen.