Ein neues Ziel

Zugegeben. Wir haben uns diesmal wirklich sehr schwer getan. Und sicher ist das auch gut so. Denn eines steht ja fest. Ein gemeinsames Ziel zu finden, mit dem sich jeder einzelne eines Teams von vier Leuten zu 100 % identifizieren kann, ist sicher fast unmöglich. Immer gibt es Vorbehalte, Bedenken, gute Argumente dagegen. Beim Hidden Peak waren diese zu zahlreich und außerdem sehr stichhaltig. Doch nun ist es vollbracht. Ein großartiges neues Ziel ist gefunden.

Wie eine Fata Morgana ragt die Ama Dablam fast 7000 m in den Himmel. Zehn Jahre bin ich jedes Jahr regelrecht um sie herum geschlichen, ehe ich sie mir endlich zugetraut habe.

Wie eine Fata Morgana ragt die Ama Dablam fast 7000 m in den Himmel. Zehn Jahre bin ich regelrecht um sie herum geschlichen, ehe ich sie mir endlich zugetraut habe.

Und über unsere Entscheidung freue ich mich persönlich sehr, denn ich werde 2017 die Serie fortsetzen, die ich vor genau zehn Jahren mit der erfolgreichen Besteigung der Ama Dablam begonnen habe: Nämlich einige derjenigen Berge zu versuchen, die immer wieder genannt werden, wenn von den schönsten Gipfeln auf unserem Globus die Rede ist.

Der Fitz Roy mit seiner Südostseite vom Paso Superior aus gesehen. Hier hängt noch ein gewichtiger Sack! Er wird ganz sicher noch einmal ein Ziel von mir werden.

Der Fitz Roy mit seiner Südostseite vom Paso Superior aus gesehen. Hier hängt noch ein gewichtiger Sack von mir! Doch der ist gar nicht das Problem, sondern das Verlangen, dort einmal ganz oben gestanden zu haben. Es will einfach nicht verlöschen!

Nach der Ama Dablam 2010 der Versuch am Fitz Roy, sicher eine der spektakulärsten Granitfelsgestalten auf unserem Planeten. Hier werde ich wohl noch einmal zurückkehren müssen, denn leider hat uns der Fitz Roy drei Seillängen unter dem Gipfel die kalte Schulter gezeigt.

Dann folgte die großartige Reise zu Alpamayo und Artesonraju in Peru. Beides weltberühmte, makellose Bergschönheiten, die uns auch noch wohlgesonnen waren. An kaum eine Reise denke ich so gern zurück wie an diese.

Alpamayo, 5947 m, SüdwestwandArtesonraju, 6025 m, Nordgrad

Der Alpamayo (li) ist sogar schon einmal ganz offiziell zum schönsten Berg der Welt gekürt worden, obwohl so etwas natürlich gar nicht geht. Die Geschmäcker sind schließlich verschieden. Dass der Artesonraju (re) es zum vielleicht bekanntesten Berg der Welt geschafft hat, verdankt er sicher ebenfalls seiner großen Schönheit und Eleganz. Trotzdem kennt fast niemand seinen Namen. Gesehen hat ihn aber tatsächlich jeder. Denn er ist der Berg auf dem Logo von Paramount Pictures.

In diesem Jahr dann die Expedition nach Feuerland zum Monte Sarmiento, welcher ganz sicher weit, weit oben in der imaginären Liste der großartigsten Berggestalten der Erde zu finden wäre. Als ich ihn vor wenigen Wochen auf dem Weg durch das Lovisatotal das erste Mal für wenige Augenblicke aus den Wolken auftauchen sah, verschlug es mir regelrecht die Sprache. Umso trauriger ist es, dass wir auf unserer neuen Route nur wenige Meter unter dem Gipfel vor den enormen Risiken kapitulieren mussten.

Der Monte Sarmiento ist ein berg, bei dem ich mir zehn mal überlagen muss, ob eine Rückkehr tatsächlich einen Sinn machen würde. 330 Regen- und Sturmtage im Jahr sprechen eine deutliche Sprache.

Der Monte Sarmiento ist ein Berg, bei dem ich mir zehn Mal überlegen muss, ob eine Rückkehr tatsächlich einen Sinn machen würde. 330 Regen- und Sturmtage im Jahr sprechen eine deutliche Sprache.

Unser neues Ziel im kommenden Jahr ist also wieder so ein Berg, der jede Menge Bewunderer unter den Alpinisten dieser Welt hat. Schon sein Zweitname weist auf seine Gestalt hin. Er wird Matterhorn Peak genannt, heißt aber eigentlich Shivling. Und auch bei ihm herrscht unter den Bergsteigern große Einigkeit. Er gehört zweifelsohne zu den schönsten Gipfeln der Erde. Doch auf Grund seiner extremen Steilheit und den großen objektiven Gefahren gelingen Besteigungen eher selten, obwohl er „nur“ 6543 m hoch ist.

Die Nordwand des Shivling. Ein Anblick, den man sicher so schnell nicht wieder vergisst.

Die Nordwand des Shivling. Ein Anblick, den man sicher so schnell nicht wieder vergisst.

Seine Berühmtheit verdankt der Berg neben seiner makellosen Gestalt auch seiner Lage. Denn der Shivling befindet sich nicht weit vom Ursprung des Flusses Bhagirathi entfernt, welcher den größten Zufluss des Ganges bildet. Logischerweise ist er deshalb sehr heilig. Außerdem befindet sich ganz in der Nähe auch der Gangotri-Gletscher, dessen Gletschertor als Gangesquelle angesehen wird und der Zielpunkt eines häufig begangenen Pilgerweges ist.

Der Name des Berges übrigens geht auf Shiva zurück und ist ein Symbol für dessen „Schöpferkraft“, weil die Form des Shivling an einen Lingam erinnert. Was ein Lingam ist? Bitte kurz noch einmal den Berg anschauen 🙂

Ihn haben wir uns also auserkoren und nun geht es in die Detailplanung der Expedition. Als erstes werden die Verantwortlichkeiten verteilt und eine Agentur vor Ort gesucht, die hoffentlich verlässlich ist. Letzteres ist natürlich besonders wichtig, weil keiner von uns schon in der Region unterwegs war. Internetauftritt, Grußpostkarte, Cargo, Geldbeschaffung, Ausrüstung. Die üblichen Mühen der Ebene also, die vor uns liegen.

Ich jedenfalls freue mich ab heute sehr darauf, diesen unglaublich eindrucksvollen Berg kennenzulernen sowie eine Himalajaregion, in der ich noch nie war. Ganz besonderen Dank an Christian Pech, der, wie schon so oft, mit seinen Anregungen und Ideen ins Schwarze getroffen hat.

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