Amphu Laptsa

Dass wir am Ende unserer Tour den Amphu Laptsa, einen fast 5800 m hohen Pass, überqueren würden, war mir die ganze Zeit vor allem schon deshalb gegenwärtig, weil ich diesen Übergang noch nicht kannte. Aber das diese Passage noch einmal ein spannender Höhepunkt nach den vielen anderen auf dieser Tour werden würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte eben, dass wir über einen Pass gehen und fertig.

Eigentlich hätte ich schon hellhörig werden müssen, wegen der Überlegung von Nawang und Maila, ob wir denn vom Basislager des Baruntse in das Basislager des Amphu-Passes oder in das Hochlager übersiedeln sollten. Ein Pass mit Basis- und Hochlager? Man entschied sich auch recht schnell, zwei Tage für die Passüberquerung in Anspruch zu nehmen. Außerdem fragte Nawang nach Seil, Schlingen und Karabinern. Wir stiegen dann auch am ersten Tag gleich in das Hochlager auf, welches nur 100 m unter der Passhöhe gelegen ist. Und schon dieser Ort ist etwas besonderes.

Das Hochlager auf knapp 5700 m Höhe nur 150 m von den Eisterrassen entfernt.

Der Blick zurück auf den oberen Teil des Hunku Tales, auf das Baruntse Basecamp und die umliegenden Eisriesen ist großartig. Aber es gibt noch etwas ganz besonderes dort oben. Die Zelte stehen nur wenige Meter von einem Gletscher entfernt, der wie eine sehr überdimensionierte Showtreppe aussieht. Ein Eldorado für Eiskletterer könnte dieser Ort sein, wäre er nicht so hoch und abgelegen. Was er aber auf alle Fälle immer abgibt, ist ein tolles Fotomotiv im Morgenlicht.

Fotografieren kann ganz einfach sein, wenn man nur das richtige Licht und die entsprechend aufregenden Motive hat. Es gibt mindestens 100 Eisterrassenbilder...

Um kurz nach fünf bin ich los, um die besten Perspektiven zu finden. Eine Stunde später kam das Licht. Es war fantastisch! Noch eine Stunde später wurde gefrühstückt und dann losmarschiert. Doch nach nur 20 Minuten war schon wieder Schluss, weil eine Steilstufe mit einem Fixseil überwunden werden musste. Jedes einzelne Gepäckstück wurde am Seil hochgezogen. Das dauerte natürlich seine Zeit.

Die Hochziehstelle kurz oberhalb unseres Camps hatte nur ein Paar Meter. Auf der anderen Seite des Passes, musste etwa 100 m abgelassen werden. Also ist eine Überschreitung in der anderen Richtung ein wesentlich mühseligeres Unterfangen.

Doch für mich konnte es gar nicht lange genug dauern, denn es war ein willkommener Anlass und Platz, um nach Herzenslust zu filmen und zu fotografieren. Nachdem wir dieses Hindernis überwunden hatten, ging es noch eine halbe Stunde über die Eisterrassen des Gletschers bis zur Passhöhe hinauf.

Man denkt, dass diese Eismassen niemals abschmelzen können, so mächtig wie sie uns erscheinen. Aber wenn der Eisverlusst im Himalaya so weiter geht, wird es diese Eisterrassen in wenigen Jahren nicht mehr geben.

Auf der anderen Seite und nur wenige Meter unterhalb des Übergangs musste das Gepäck abermals ans Seil. Diesmal wurde es etwa 100 m abgelassen. Ein großes Spektakel für unsere Mannschaft. Die meisten unserer Träger und auch die drei Küchenjungen hatten so was noch nicht mitgemacht. Doch die eigentlichen Probleme fingen erst nach diesem Steilstück an. Solange es Helfer und Seile gab, drohte für niemanden Gefahr. Aber der weitere Weg abwärts war alles andere als einfach für die Träger.

Die Ablassaktion unserer Lasten dauerte viele Stunden. Die Träger und wir selbst sind an dieser Stelle ebenfalls mit Seilhilfe abgeklettert. Das war dann aber in einer Viertelstunde erledigt.

Ich war heilfroh, als alle unversehrt und guter Dinge in Chukhung eingetroffen waren. Für mich ist es immer phänomenal, mit welcher Selbstverständlichkeit und Gelassenheit hier unglaubliche Leistungen vollbracht werden. Vor allem, wenn wir unsere europäischen Maßstäbe zum Vergleich anlegen.

Für unsere Träger war das ganze ein anstrengendes, aber gleichzeitig auch tolles und aufregendes Abenteuer. Für mich war es auch aufregend, weil ich Angst um unsere Leute hatte. Und das nichts oder wirklich wenig bei solchen Aktionen passiert, liegt einzig und allein an der Virtuosität der nepalesischen Träger was das Zu-Fuß-Gehen anbelangt. Ich traue mir zu, einen Berg zu besteigen, aber ob ich eine Trägerlast über den Amphu Pass bekommen würde, ist ziemlich fraglich.

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5 Antworten

  1. Karl-Heinz sagt:

    Prima, dass ihr das mit dem Abstieg gemeistert habt; Kathleen hat uns von der Schwierigkeit für die Träger berichtet – euch allen noch einen angenehmen Aufenthalt und gute Heimreise – beste Grüße an Thomas – Verena + Karl-Heinz

  2. Katrina sagt:

    Unglaublich!! – wunderschön sieht es dort aus, so unwirklich, so voller Magie – wie in einem „Märchen“. Herrlich, ich genieße diesen Anblick gerade sehr…..Himmel noch mal, wie muss das erst sein, es „live“ zu erleben und inmitten dieses kleinen Shangrila’s zu stehen und es mit allen Sinnen zu genießen? Einfach umwerfend, vielen Dank für diesen *verzaubernden* Bericht und Teilhabe an Eurer „WeiterREISE“, ich wünsche Euch noch viele solcher wunderschönen und unvergesslichen Momente auf dem Rückweg, passt gut auf Euch auf und kommt gesund wieder zurück,

    mit lieben Grüßen an jeden einzelnen von Euch,
    Katrina

  3. Thomas Schmidt sagt:

    Sehr schön !!
    Freut mich total, dass ihr den Pass (genauso wie wir damals) so richtig genießen konntet und dass es alle von euch heil in Chukhung angekommen sind… Nun ist es ja mehr oder weniger „easy going“, also lasst’s euch gutgehen und viel Spaß noch die Tage 🙂

    Bis die Tage,
    Thomas

  4. Jens K. sagt:

    Hallo Janina und Olaf und alle anderen Mitkämpfer,
    wunderbar, dass alles so gut geklappt hat und dass Ihr auch die letzte Hürde souverän gemeistert habt. Ich gratuliere herzlich und freue mich für Euch!
    Es war wieder sehr spannend und hat viel Spaß gemacht, Euer Abenteuer hier zu verfolgen. Wir sind schon gespannt auf Euren mündlichen Bericht, hoffentlich bald im Harz.
    Ich wünsche Euch eine schön entspannte Rückreise!
    Beste Grüße Jens

  5. Kathleen sagt:

    Ihr habt den Pass bezwungen, mit all dem Gepäck – Wow!!!!!! 🙂

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